Hammer, nach dem sehr geilen Debütalbum von Baby Kreuzberg gibt es nur kurze Zeit später schon wieder richtig gute Neuigkeiten aus Berlin zu vermelden. Namentlich ist das die Band Grey City Passengers, die nach ein paar Singles bereits Ende letzten Jahres ihr gleichnamiges Debütalbum an den Start gebracht hat. Und das hat es verdammt nochmal in sich! Die Hauptstädter sind in der klassischen Rockmusik angesiedelt. Ganz viel Siebziger-Feeling (bei selbstverständlich modernem Sound), es rockt, dass die Schwarte kracht, man kann den Bier- und Zigarettengeruch fast durch die Boxen wahrnehmen und (nicht nur deshalb) fühlen, wie echt, wie authentisch diese Tracks zwischen den Ohren ankommen. Das Konzept ist nicht unbedingt ein neues: Zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und ein Leadsänger, der sowohl mitreißt als den Hörer auch emotional bei den Hörnern packt.
Der sehr gute Opener "Every Mile" führt zunächst mit seinen entspannten Melodien und relaxtem Feeling zunächst etwas auf den Holzweg, denn spätestens von "Aim At Pleasure" bis hin zu dem finalen Track "Hypothetical Life" macht Grey City Passengers dann ein Fass auf, das an coolen Melodien und schierer Rockpower keinen Boden zu haben scheint. Hier ist Schweiß und Seele im Spiel und es dauert nicht sehr lange, bis man den dringenden Wunsch verspürt, diese Jungs mal live auf der Bühne zu erleben. "Think About It" ist eine Nummer, die die Qualitäten der Berliner bereits richtig schön auf den Punkt bringt: Rockend-rotzige Gitarren, die von einer hart rockenden und gleichzeitig groovenden Rhythmusabteilung angetrieben werden. Dazu vorneweg der Bandgründer und Frontmann Fab Cirotti, dessen angerauter Gesang sich (im positiven Sinne) nach täglich zwei Packungen Zigaretten und morgendlichem Whiskeygurgeln anhört.
Laut Promozettel nahm Cirotti anfänglich doch einige personelle Umstellungen bezüglich der 2013 gegründeten Band vor, aber die Jungs, die er hier zusammen hat, hören sich so an, als ob sie schon immer zusammengespielt hätten. Da passt alles wie die Faust aufs Auge und hört sich obendrein an, als wären die Songs live im Studio eingehämmert worden. Abgeh-Stücke wie etwa "Dream Lovers Do", "Aim At Pleasure", "The Same" oder "Hypothetical Life" werden jede Rockparty auf das richtige Level bringen, garantiert. Klasse kommt auch das herrlich unterstützende Rock-Piano von Gast Lukas McNally bei "Sun City", das dem Song noch einen kleinen Extra-Schub beschert. U. a. bei der letzten Nummer der Scheibe wird es sogar noch psychedelisch, ohne die Grundausrichtung der Combo auch nur im Geringsten zu ändern. Die Grey City Passengers wissen was sie wollen und ganz genau das zelebrieren sie auch.
Sämtliche Musiker (manche mehr, manche weniger) waren am Songwriting beteiligt, wobei Fab Cirotti (alle Lyrics), der Rhythmus-Gitarrist F. Potenzano und der Schlagzeuger Julien Lasala den Löwenanteil für sich verbuchen können. Diese Band ist eine echte Hoffnung, der man noch viele weitere Jahre wünscht. Klar steckt hier ein Stückchen Stones drin und es sind auch noch ein paar weitere Einflüsse auszumachen, aber der Fünfer (der auf den beiden Pics des Covers nur als Quartett auftaucht) klingt dennoch zu jeder Sekunde wie er selbst. Wenn die Band diese Unbekümmertheit, dieses klasse Songwriting und ihren Sound behält, dann mache ich mir darum aber auch keine großen Sorgen. Ein echter Tipp!
Die Grey City Passengers kann ich jedem Fan ans Herz legen, der weniger von klinisch sterilen Studioproduktionen hält, sondern vielmehr Wert auf Authenzität, Feeling, den »Dirt der Siebziger« (wie die Scheibe so schön, aber auch treffend in der Ankündigung beschrieben wurde) legt. Und haltet Ausschau nach Konzerten, denn wenn die Band ihren Sound dort auch nur ansatzweise so rüberbringen kann wie auf dieser Platte, dann ist ein großartiger Abend garantiert.
Aber Vorsicht: Hochgradig ansteckend!
Line-up Grey City Passengers:
Fab Cirotti (lead vocals)
F. Potenzano (rhythm guitars, background vocals)
Tito Lee (lead guitars)
Guillaume Cambon (bass)
Julien Lasala (drums & percussion, background vocals)
With:
Ivan Di Michele (additional lead guitar – #3)
Lukas McNally (piano – #4)
Natalia Kerkez (background vocals – #6)
Tracklist "Grey City Passengers":
- Every Mile
- Aim At Pleasure
- Lola
- Sun City
- The Same
- Think About It
- Electricity
- Stay With You
- Dream Lovers Do
- Hypothetical Life
Gesamtspielzeit: 35:04, Erscheinungsjahr: 2016
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