Knapp zwei Jahre nach dem Einschlag von Tunguska lassen die Essener Anfang Mai ihren "Warbird" über die Felder fliegen. Im Laderaum warten neun neue Nummern und eine Neuaufnahme von einem der ersten Songs der Band auf die Fans. Und die meisten davon sind schon nach dem ersten Hördurchgang richtige Ohrwürmer.
Das machen die Jungs irgendwie sehr geschickt – habe ich auch schon bei den Vorgängeralben erfahren. Ob das an den tollen Old School-Heavy Metal-Melodien oder an den, stets sehr interessante Themen ansprechenden Texten oder an dem ganz eigenen Sound der Band liegt? Erstmal bleibt die Frage rhetorisch, ich vermute nur, dass all das zusammen auf diese Weise auf die Gehörgänge wirkt.
Mal abgesehen von dem Gehörten, fasziniert mich jetzt bereits zum vierten Mal allein der Anblick der Scheibe. Diesmal in Form eines matt gedruckten 6-Panel Digipack, mit dem wieder einfach nur genialen Artwork von Björn Gooßes (Killustrations). Man fühlt sich dazu bewogen, das Stück in die Hand zu nehmen und eine Weile nur anzuschauen. Kenner der Band sind schon daran gewöhnt, dass das Album keiner dedizierten Storyline folgt, sondern durch die bemerkenswerten und zum Nachdenken anregenden Texte verschiedene, individuelle Geschichten entfalten über aktuelle Geschehnisse und Zustände, Science Fiction oder Wissenschaft. Neugierige, die gerne wissen möchten welche Idee hinter den Songtexten steckt, werden jetzt im Booklet sogar mit Liner-Notes zu jedem Lied unterstützt.
Mit dem vierten Album einer Truppe sollte der Rezensent schon langsam feststellen, dass sie ihren Stil und Sound gefunden haben.
Ist mir ja schon seit längerem klar und "Warbird" kann diese Tatsache nur noch bestätigen. Auch bei den neu gehörten Songs ist nach wenigen Takten offenkundig, wer da spielt. Bei den ersten paar Hörproben hätte ich beinahe gedacht, dass das ganze Werk vom Tempo her etwas ruhiger, gedrosselter wäre als das, was ich bisher von der Band gekannt habe. Aber das ist nicht ganz der Fall, im Gegenteil – besonders wenn man die Rhythmussektion nimmt. Konzentriert man sich auf die Drums, wird es einem schwindelig. Wahnsinn, was da Marco Vanga 'veranstaltet'. Man hört wirklich selten ähnlich blitzschnelles, intensives, sauberes Trommelspiel.
Der verwirrende erste Eindruck bei einigen Tracks kam wohl von dem seltsamen Melodienaufbau, den vielen Rhythmuswechseln innerhalb einer Nummer und Volker Mosterts erzählender Singweise. Unter den zehn Nummern wird wohl jeder Metalhead etwas für sich finden. Der Opener, "Death From Within", könnte nicht aktueller sein. Von den Zeilen aus "Empire Of The Fools" kann man sich auch ganz schön betroffen fühlen, wenn man einen Narren kennt, der ein Land regiert. "Usurpation" hat mich gerade mit seinen gemütlicheren, mit Violine geschmückten Parts gepackt. Die Warnung vor Online-Müll in dem trashigen "Keyboard Warrior" sollte man auch nicht ignorieren, besonders zur Zeit, wenn man vielleicht noch mehr am Rechner hockt, als sonst.
Eine neue Metal-Hymne bekommen die Fans mit "Rise Of The Underground", ein schöner Power-Song, bei dem man gerne mal die Pommesgabel zeigt. Diese Nummer bzw. das dazugehörige Video war die erste Single-Auskopplung von "Warbird".
Track Nummer sechs, "Breakdown", ist was für Leute, die auf SciFi und rockige Melodien stehen, wie zum Beispiel die Autorin dieser Zeilen.
"Memento", basierend auf dem Film mit gleichem Titel, ist mit seinen mehr als acht Minuten Spielzeit und großartiger musikalischer Komposition kein Stück, welches man mal nur so nebenbei zum Spaß hört, man sollte ihm etwas Zeit und Aufmerksamkeit widmen.
Einer meiner Favoriten auf der Platte ist "Orphan", zumindest was die Musik betrifft. Die reale Geschichte ist auch interessant (es geht um Leihmutterschaft), allerdings nicht so wirklich mein Thema.
Das anschließende "Warbird" wurde nicht umsonst Titeltrack, meine absolute 'Number One' des Albums. Nicht das erste Mal in der Bandgeschichte, dass Gitarrist Gregor Vogt und Bassist Patrick Sondermann ihre Instrumente tauschen und dass Patrick die Komposition übernommen hat. Scheint aber soweit zu funktionieren, denn auch diesmal finde ich das Ergebnis einfach geil.
Dann sind wir schon beim Abschluss-Song, "Cathedrals", einem Bonus-Track, der ursprünglich von der ersten Platte der Band, "Room With A View", stammt und zu dem die Neuaufnahme mit der aktuellen Besatzung sehr gut passt.
Line-up Greydon Fields:
Volker Mostert (vocals)
Gregor Vogt (guitars)
Patrick Sondermann (bass)
Marco Vanga (drums)
Tracklist "Warbird":
- Death From Within
- Empire Of The Fools
- Usurpation
- Keyboard Warrior
- Rise Of The Underground
- Breakdown
- Memento
- Orphan
- Warbird
- Cathedrals (Bonus Track)
Gesamtspielzeit: 53:40, Erscheinungsjahr: 2020
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