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Grin / Translucent Blades – CD-Review

Grin - Translucent Blades

Katzen auf dem Cover – das ist mir gleich sympathisch. Außerdem hat mir das Motiv angedeutet, welche Musik sich in der Hülle verbirgt: Ich habe spontan auf Sludge getippt – und hatte Recht. Wobei die beiden Berliner selbst schreiben: Heavy Psych Doom. Oder so: »GRIN is a newborn two-piece, nasty behemoth, howling from Berlin. A hallucinogenic trip through massive walls of deep roaring bass thunder, relentless cannonball drum hits and gut-wrenching heaviness«.
Mit Grin haben Jan und Sabine Oberg bisher zwei Veröffentlichungen: "Revenant" von 2018 und nun, 2020, "Translucent Blades". Einiges länger sind sie bereits aktiv als 'Kern-zwei-Drittel' von Earth Ship / Earthship. Als solche habe ich sie 2017 im Kesselhaus vor Voivod gesehen

Daher freue ich mich, dass die Scheibe den Weg zu mir gefunden hat – und bin nach dem Hören auch nicht enttäuscht.
Was da aus den Boxen kriecht ist heavy und massiv, auf der anderen Seite jedoch auch abgefahren und abgehoben – dieser Eindruck wird vor allem durch die Vocals erweckt, diese scheinen irgendwie nicht von dieser Welt zu stammen – auf psychedelische Weise. Sie verfeinern und bereichern die Sludge-Walze auf angenehme Art.
Rau und schroff wie aufgetürmtes Geröll ist das (musikalische) Fundament, durch das sich die Klingen hier gekonnt schneiden. Ich denke an einen Meteoriteneinschlag, der Spuren von außerirdischen Stoffen mitbringt. Eine zerstörerische Macht, die jedoch die Chance auf eine neue Form von Leben enthält. Stoner (Metal) wie Stein, gleichzeitig Stoner wie stoned.
Denn es gibt nicht nur Riffs, es gibt auch harmonische Elemente, die für Auflockerung sorgen, für lichte Momente im mächtigen Doom-Dunkel.

"Translucent Blades" bietet Klänge zum Augen schließen und sich treiben lassen, zum Fühlen der Schwerkraft und zum Schweben in der Imagination. Doch gerade wenn man sich leicht fühlt, kommt ein heftiger Einschlag der Drums, dazu ein Wummern des Basses. Und die Katze grinst in ihrer manifestierten Form, bevor sie sich wieder in Luft auflöst. Ja, auch ein Bezug zu "Alice in Wonderland" kommt mir beim Hören in den Sinn. Dann wiederum stelle ich mir unterirdische Höhlen vor, in denen Zwerge arbeiten. Wenn ihr Werk beendet ist, kommt wieder die Zeit für einen erhabenen Moment.
Was immer man sich beim Hören ausmalen mag, "Translucent Blades" ist auf jeden Fall mächtig und bietet verschiedene Varianten von ’schwer', die stellenweise sogar fast schon 'leicht' wirken. Wobei das meiste eher hart und fies daherkommt, oft auf gewisse Weise hypnotisierend. Natürlich ist das nicht die Art von Musik, die auf einzelne Songs setzt, sondern die Wirkung entsteht im Gesamten. Daher möchte ich keine einzelnen Stücke hervorheben.

Schon faszinierend, was die beiden entstehen lassen an Klängen, die sich irgendwo zwischen Sludge, Doom, Post Metal und Psychedelic Rock bewegen, dabei zeitlos und modern gleichzeitig wirken, irdisch und aus höheren Sphären stammend. Auch beeindruckend, dass dabei ein dichter Soundteppich entsteht, der keine Lücken aufweist, obwohl es nur zwei Musiker sind und Jan fast alle Instrumente übernimmt.
Mit "Translucent Blades" fängt das neue Jahr schon mal gut an, ich grinse zufrieden, so kann 2020 gerne weitergehen.


Line-up Grin:

Jan Oberg (drums, vocals, additonal guitars, tin whistle, soundscapes)
Sabine Oberg (bass)

Tracklist "Translucent Blades":

  1. Helix
  2. Orbital Grace
  3. Translucent Blades
  4. Husk
  5. Electric Eye
  6. Holy Grief
  7. Antares
  8. Reviver

Gesamtspielzeit: 36:40, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Andrea Groh

Hauptgenres: Doom/Death/Black Metal, auch Post/Progressive/Pagan Metal u.a.
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Mail: andrea(at)rocktimes.de

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