«

»

Gründungsmitglied von Omega / Zum Tod von László Benkö – Nachruf

J. D. Souther am 17. September 2024 verstorben

Die Hiobsbotschaften reißen auch im Hause Omega nicht ab. Vor zwei Jahren sickerte die Nachricht durch, dass der langjährige Manager der Band, der Wahl-Berliner Tibor Nagy, am 24. Oktober 2018 an den Folgen eines Verkehrsunfalls verstorben war.

Obwohl er nur im Hintergrund agierte, war der väterliche Typ für mich wie die gute Seele der ungarischen Band. Regelmäßig versorgte er mich telefonisch oder per E-Mail mit Neuigkeiten. Ganz gleich, ob es sich um Liveaktivitäten oder um CD-Neuerscheinungen handelte. Nagy war rühriges Bindeglied zwischen Band und Fans. Ein bodenständiger Mensch, der Omega lebte. Mit Stolz berichtete er mir immer wieder, dass der 1943 geborene Sänger János Kóbor trotz seines Alters stimmlich stets solide aufgestellt war und sich auf der Bühne nicht zu verstecken brauchte.

Tibor Nagy berichtete mir auch von der langen und schweren Krankheit, von der Keyboarder László Benkö gezeichnet war. Andere langjährige Musiker der ungarischen Formation mussten schon zuvor aufhören. Trotzdem stand Benkö noch lange auf der Bühne. Beispielsweise am 5. Mai 2018, als ich die Band im Rahmen ihrer 55-jährigen Jubiläumstour im Kultur- und Kongresszentrum in Gera erlebte. Die Musiker glänzten vor Spielfreude. Alle waren bestens aufgelegt. Neben den überzeugenden Oldies brachten Bassistin Kati Zee, seit 2011 bei Omega, und Gitarrist Tamá Szekeres (seit 1994) viel Schwung auf die Bühne. Es war ein Konzert, das keine Wünsche offen ließ. Kein Gedanke, dass dort ein Musiker stand, der eigentlich das Krankenbett hätte hüten müssen…

Am 18. November 2020 ist László Benkö im Alter von 77 Jahren verstorben. Fortan lebt er nur noch in unseren Erinnerungen. Er war Gründungsmitglied bei Omega und spielte dort offiziell von 1962 bis 2020. Konzerte mit ihm gab es zuletzt 2019.

Geboren am 12. Juni 1943 in Szombathely (Westungarn), studierte er an der Technischen Universität in Budapest und erhielt dort ein Diplom für Verkehr. Benkö spielte in mehreren Bands, ehe er zu Omega kam. Neben sechs Soloalben veröffentlichte er 2004 eine CD mit Filmmusik. Der Keyboarder und Multiinstrumentalist komponierte Musik für Filme, Fernsehserien und Theaterstücken. Außerdem hatte er ab 1991 bei der ungarischen Plattenfirma Hungaroton einen Führungsposten.

Ich hatte ihn stets bewundert. Man merkte ihm an, mit welcher Leidenschaft er dabei war. Trotzdem wirkte es vergleichsweise unspektakulär, was wiederum auf eine bodenständige Art schließen ließ.

János und László

János und László

Rückblickend denke ich an einen außergewöhnlichen Augenblick zurück. Es war 1983 im Volkshaus in Jena. Ich hatte mich bei einem Omega-Konzert unter die Besucher gemischt. Alles ganz normal. Ich gehe einmal davon aus, dass ich das Wort Akkreditierung damals noch nicht kannte. Während des Konzerts hatte ich im Saal mit einem einfachen Fotoapparat aus DDR-Zeiten fotografiert. Ich sehe heute noch das Schwarzweiß-Foto vor mir, als ich Keyboarder László Benkö unmittelbar von der Seite in Aktion fotografierte. Der Musiker in einer Lederkluft, in schwarz-roten Streifen. Heute wohl unvorstellbar, in dieser Nähe zu fotografieren. Ich weiß leider nicht genau, ob das Foto in einem von mehreren Umzugskartons bei mir im Keller lagert. Veranlassung, es wegzuschmeißen, hatte ich natürlich nicht. Aber es lebt ebenfalls in meiner Erinnerung. Aus dieser Begegnung ist damals ein Zeitungsbericht entstanden. Veröffentlicht wurde dieser in der Rubrik Leserbriefe. Doch es war in der Tat mein erster Konzertbericht. Vor 37 Jahren. Außerdem hatte ich alles dabei, was ich an Schallplatten der Band besaß, um diese Tonträger nach dem Konzert signieren zu lassen, darunter den Klassiker "Elö Omega – Kisstadion ’79". Ein Herankommen an die Band war nicht schwer. Es gab ja einen Manager Tibor Nagy.

Das Liveerlebnis in Jena, auf das mich meine Langspielplatten eingestimmt hatten, war der Beginn einer langjährigen Leidenschaft für Omega, die bis heute anhält, die aber seit dem 18. November eine traurige Zäsur erhalten hat.

R.I.P. László

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

3 Kommentare

  1. Steffen Hilbert

    Hallo Mario und Omegafans!
    Ich bin wie ihr alle tief traurig über die schlechten Nachrichten, aber wie sicher alle Anderen habe ich so viele herrliche Konzerte und Erlebnisse mit Omega erleben dürfen. Und ich finde das ist das Schöne bei all der Trauer.Ich kann mich übrigens wie Mario an das Konzert in Jena erinnern. Es war wirklich der Wahnsinn. Ich kannte das Live-Album Elö Omega bereits. Das war für mich musikalisch auf Augenhöhe mit vielen meiner Idole aus dem Westen(Genesis, Yes,Purple etc.) Nicht weil es die selbe Musik war,sondern weil es etwas vollkommen eigenes war. Omega hat sicher auch auf den Zeitgeist geachtet (siehe die verschiedenen musikalischen Phasen), aber sie waren immer unglaublich kreativ und originell.Es war für mich jedenfalls ein großes Konzert. Mir hat damals übrigens Mario die Bilder geschickt. Die Autogramme hat mir damals Thomas Fritsching von Silly besorgt. Tibor habe ich dann ca. 2009 in Loket kennengelernt und dann ging die Post so richtig ab.Er war ein wunderbarer,herzlicher Mensch und durch ihn habe ich mich dann sogar beim 50 – jährigen Jubiläum in Budapest im Backstage-Bereich tummeln können.Als Omega 2016 mit CCR,Nazareth und Bob Geldof ein Super Konzert gegeben haben, waren sich viele der Zuschauer einig,dass die Show von Omega das Beste an diesem Abend war. Nach Omega sollte eigentlich Bob Geldof der Headliner spielen,aber 80 Prozent der Leute sind gegangen. Ich habe am nächsten Tag mit Geldof ein herzliches Gespräch gehabt,und er war immer noch über den Zuschauerschwund nach Omega überrascht. Er kannte sie einfach nicht,und ich habe ihm das besondere Verhältnis hier in Ostdeutschland zu dieser Band erklärt.Er war wirklich sehr interessiert. Also jetzt kennt er auch Omega Ich ziehe mir jetzt noch mal das Konzert von 1994 rein und trinke ein schönes Glas Wein auf Laczi und Mikki und auf uns alle.Omegaaaaaaaaaaa

  2. Mario Keim

    Lieber Bernd,
    ich danke Dir zunächst für Deine Zeilen und die akribische Schilderung Deiner Erlebnisse mit Omega. Du beschreibst die Band so, wie ich sie ebenfalls erlebt habe: Immer bodenständig und mit einem Herz für ihre Fans. Du schreibst, dass Du damals aus dem Münsterland nach Dresden gefahren bist. Mir geht es hier nicht um Ost oder West. Ich möchte nur erwähnen, dass für uns „Ossis“ die Band damals viel vom Westen hatte. Das weltoffene Ungarn war der gefühlte Westen, wenn Du weißt, was ich meine. Omega war Kult bei uns. Allein durch die Stadionkonzerte. In der damaligen Bundesrepublik gab es natürlich auch Anhänger. Doch das waren waschechte Fans, die eine besondere Musik bei Omega ausgemacht hatten. Noch eine Spur verbundener.
    Ich habe in den vergangenen Monaten im Rahmen meiner Tätigkeit für RockTimes einige Nachrufe bzw. Nachrichten geschrieben. So schlimm dies ist: Es tröstet mich ein wenig, dass ich damit die Möglichkeit habe, mich in würdiger Form von meinen Idolen zu verabschieden.
    Ich wünsche Dir und Deine Lieben alles Gute. Bleibt gesund.
    LG Mario

  3. Bernd Hidding

    Hallo Mario,
    mit Trauer habe ich vom Tod Laszlo Benkös erfahren. Auch ich erinnere mich gerne an mein Erlebnis mit Laszlo und der gesamten Band. Im August 2007 spielten Omega in Dresden. Bis 13 Uhr musste ich freitags arbeiten, abends um 21 Uhr gab die Band in einem Kino eine Autogrammstunde. Da wollte ich hin. Von Emsdetten im Münsterland bis Dresden in 7 Stunden, 4 x umsteigen, aber alles hat geklappt. Nach dem Einchecken im Hotel sofort in das Kino. Bis auf den György Molnar und Janos Kobor waren alle Musiker anwesend. Ich hatte alle, aber wirklich alle LP-Cover eingepackt und hoffte, einige signiert zu bekommen. Laszlo nahm mir den ganzen Stapel aus der Hand, lächelte mich freundlich an, sagte irgendwas auf Ungarisch und unterschrieb die ganze Sammlung. Bei Tamas Mihaly und Ferenc Debreceni lief es ganz genauso und am nächsten Tag nach dem Konzert bei Janos und György ebenso. Mit jedem Musiker habe ich ein Foto gemacht, die einen absoluten Ehrenplatz an meiner Wand haben. Zum eigentlichen Konzert: Bis heute habe ich über 800 Konzerte besucht, aber das Omega-Konzert steht in den Top 10 aller Zeiten, zusammen mit Rush, Roxy Music, Styx und Saga. Uns wurde die Erlaubnis erteilt, schon beim Soundcheck dabei zu sein und abends stand ich natürlich in der ersten Reihe. Als Special Guest war Frank Schöbel dabei. Ich bin nun wirklich kein Schlagerfan, aber er hatte eine Wahnsinnsstimme. Sicherlich hat auch das Ambiente an der Elbe seinen Teil dazu beigetragen, dass das Konzert (Songauswahl und Sound waren perfekt) bei mir eine derartige Wirkung entfaltete.
    Vor einigen Jahren war ich mit meiner Partnerin zu einem "normalen" Urlaub in Dresden und mit Freude und auch Wehmut habe ich die Stelle am Elbufer besichtigt, wo damals das Konzert stattfand. Der Tourmanager war damals übrigens ein Niederländer, der Bruder von Golden Earring-Schlagzeuger Cesar Zuiderwijk. Das war mein unvergessliches Erlebnis mit Omega. R.I.P., Laszlo!!!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>