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Gunash / Great Expectations – CD-Review

Gunash nennen ihre dritte Platte "Great Expectations". Bei den Leseratten wird es natürlich in ganz anderer Weise klingeln, denn unter diesem Titel hat Charles Dickens einen Roman veröffentlicht.
Was der Bandname Gunash bedeutet und etwas über die Geschichte der italienischen Formation kann bei der Same Old Nightmare-Rezension nachgelesen werden.

Bei einer Gesamtspielzeit von knapp siebenundvierzig Minuten bringt Gunash ganze zehn Songs auf die Tracklist und diese Nummern haben es echt in sich.
Die Fotos auf der Rückseite des Booklets versöhnen ein wenig mit der dunklen Seite und den Grafiken des Heftchen-Innenlebens. Allerdings ist der Stoner Rock des Trios nicht immer so schwarzmalerisch wie es das Booklet scheinen lässt. Gunash steht mit ihrer dritten Veröffentlichung für Weiterentwicklung und Kombination von Stilen. Gunash mischt hin und her, aber nicht planlos, spielt, wie es ihr passt und fokussiert das gesamte Treiben in einem höchst abwechslungsreichen Stoner Rock-Cocktail.

Bei vielen Liedern ist der Foo Fighter-Keyboarder und gemeinsam mit Jakob Dylan Mitbegründer der Wallflowers, Rami Jaffee, mit von der Partie und seine Einsätze haben sich echt gelohnt. Außerdem finden wir in der "Great Expectations"-Gästeliste noch den Cellisten Marco 'Cactus' Allocco, der beim "Stray Dog" für besondere Stimmung sorgt.
Mit vielen Ideen hat Gunash seinen Band-Sound weiterentwickelt, verfeinert und mit verschiedenschichtigen Stimmungen versehen. Dabei ist nicht von der Hand zu weisen, dass der bereits erwähnte Tastenmann ein gehöriges Wörtchen zum Klang der Combo beiträgt.

"Stray Dog" mit besagtem Cellisten Marco 'Catcus' Alloco ist fast schon ein für das gesamte Album symbolischer Track. Gunash liebt es zwischen verträumter Sinnlichkeit und harten Stoner Rock-Riffs zu pendeln und mit ihren zum Teil unvorhersehbaren Wechseln zu überraschen.
Auch Sänger Ivano L. 'Zor' Zorgniotti hat sich stimmlich weiterentwickelt. Er ist in der Lage, ein großes Spektrum an Stimmungen zu reflektieren und als Gitarrist ist er sehr versiert. "The Killing Silence" klingt dramatisch, aber im Vergleich zu den anderen Nummern von "Great Expectations" kommt man fast schon in die Situation, in dem Track eine Pop-Variation zu erkennen. Zugegeben, das Stück hat phasenweise eine ordentliche Rock-Kante, aber der Song-Einstieg ist schon bemerkenswert anders.

Wenn schon Blues, dann "Gunash Blues"? Er ist einer der beiden Instrumentals auf der vorliegenden Scheibe. Naja, einige Tropfen stecken schon in dem von der akustischen Gitarre eingeleitetem Track, der allerdings so etwas wie die Verschmelzung von 12-Takter und fernöstlicher Stimmung repräsentiert.
Das Titelstück "Great Expectations" ist ebenfalls, sieht man von einigen 'uhs' oder 'ahs' ab, instrumental gespielt, kommt allerdings nicht so gut an, wie der "Gunash Blues".
Wenn der Hörer der Meinung ist, dass der Album-Opener "Need To Bleed" doch nur nach dem bekannten Muster des Stoner Rock abgeht, sollte sich den Track bis zum Ende anhören und auf die feinen Zwischentöne achten. "Sicktown" ist noch härter. Headbangen ist angesagt und wer diesen fast schon hymnischen Refrain mag, ist bei Gunash gut aufgehoben.
"Stone Garden" ist eine verführerische Mischung aus Stoner- und Elementen des Prog-Rock. Hammer, wie Gunash diesen Ritt auf der stilistischen Rasierklinge hinbekommen.

Bei dem RockTimes zugesendeten CD-Bemusterungsexemplar beinhaltet ein erster Track des Schweigens, zwanzig Minuten Ruhe. Warum und wieso lässt sich nicht erklären. Für die Tracklist wurde diese Nummer weggelassen und mit knapp siebenundvierzig Minuten die Netto-Spielzeit, also ohne das Schweigen-Lied, angegeben.
Nichtsdestotrotz ist der Albumtitel "Great Expectations" nicht übertrieben und die Scheibe kann sehr empfohlen werden.


Line-up Gunash:

Ivano L. 'Zor' Zorgniotti (voices, acoustic guitars, electric guitars)
Danny Abaldo 'Pannico' (drums, percussion, scream)
Mauro 'Marlo' Ippolito (bass, backing vocals)

Special Guests:
Rami Jaffee (Hammond B3 organ, Mellotron, keyboards – #3-8,10)
Marco 'Cactus' Allocco (cello – #9)

Tracklist "Great Expectations":

  1. Need To Bleed
  2. Sicktown
  3. Mirror
  4. Great Expectations
  5. Stone Garden
  6. Mean
  7. Gunash Blues
  8. Death Comes
  9. Stray Dog
  10. The Killing Silence

Gesamtspielzeit: 46:56, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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