Guy Verlinde ist mit mehreren Projekten in der Musikszene unterwegs.
RockTimes hatte ihn bereits beim Blues in Zyfflich 2017. Solo als Guy Verlinde One Man Show sowie mit The Houserockers, bei denen es um Hound Dog Taylor geht. Aller guten Dinge sind drei. Im Blues Moose Café gastierte der belgische Blueser mit The Mighty Gators. Auf der Website steht als Information unter anderem, dass diese »[…] band carries on the traditions of American blues masters from the Mississippi Delta to Chicago’s Southside. […]«
Außerdem heißt es über dieses Quartett, dass es »[…] always succeed in bringing the crowd to the dance floor with their tight, groovy, honest riffs and licks. […]«
Wie lange es Guy Verlinde & The Mighty Gators schon gibt, verdeutlicht die Album-Veröffentlichung "X". Mit dem Titel ist hier die römische Ziffer gemeint, denn die zehn auf der Platte enthaltenen Songs repräsentieren zehn Jahre Band-History. Diese Zusammenstellung »[…] includes some new studio versions of songs that until now were only recorded live and some previously unreleased songs. […]«
In der Vergangenheit kamen auch Alben unter dem Namen Lightnin' Guy auf den Markt. Beim weiter oben erwähnten Festival hinterließ Guy Verlinde einen bleibenden Eindruck.
Normalerweise wird man vorsichtig, wenn Begriffe wie ansteckend oder Ansteckungsgefahr im Raum stehen. Beim Konzert von Guy Verbinde & The Mighty Gators war diese Vorsicht gar nicht geboten. Im Gegenteil, dieser Gig war mit deutlicher Wirkung auf die Hormone der guten Laune infizierend.
In der knapp über fünfzehn Songs enthaltenden Setlist befanden sich alleine sechs Kompositionen aus dem Album "X". Identisch mit der Platte bildete "Bon Ton Roulet" den Konzert-Auftakt. Guy Verlinde hatte das Bottelneck über seinen kleinen Finger gestreift und legte es wohl auch über die gesamte Konzert-Länge nicht ab. Das Quartett wählte mit dem Opener den Weg in die Vollen. Überzeugend war schon zu Beginn der Gesang des Frontmannes, auch gemeinsam mit seiner Rhythmusmannschaft. Slide-Solo, treibender Rhythmus von Benoit Maddens, ein pumpender Karl Zosel-Bass sowie ein bestens aufspielender Stijn Bervoets, der sich oft aus seiner Rolle des Gitarren-Sideman in den Vordergrund spielte, prägten den Opener. Immer wieder setzte die Combo Breaks, nahm sich zurück, um mit dem Publikum zu interagieren. Ob gemeinsam-rhythmisches Klatschen oder Mitsingen, die zahlreich erschienenen Zuschauer waren mittendrin.
Bei "Soul Jivin'" und funky Licks ging es musikalisch quasi nahtlos weiter. Wie der Songtitel es schon ausdrückt, gab es auch einen entsprechenden Ausflug in besagtes Metier. Achtung, auf den auf seinen sechs Saiten seiner Gitarre variantenreich spielenden Stijn Bervoets musste man während des Gigs ein besonderes Augenmerk werfen, denn dieser Mann war so etwas wie eine Offenbarung. Zumindest für die Besucher, die ihn vorher noch nicht live gesehen hatten.
Mit informativen Ansagen zu den einzelnen Nummern von Guy Verlinde steuerte das Quartett bei "Scared Ground" in ruhigere Fahrwasser und befand sich so eher im Bereich der Roots Music beziehungsweise Singer/Songwriter. Herrlich, wie die Stimmung in der Location von vorher aufgewühlt ins Sanfte wechselte. Was nicht gewechselt wurde war natürlich das Metallröhrchen. Mit feinen Hooklines ausgestattet kam auch ein solches Lied sehr gut an. Apropos Stimmung … auch Schlagzeuger Benoit Maddens trug durch den Einsatz von einem Paukenschlägel sowie Jazzbesen zur ziemlich nachdenklichen Atmosphäre bei. Später wurde der Shaker zum Ambiente-Förderer.
Dann griff der Bandleader hinter sich. Blues-Harp, durch ein Fahrradlampen-Mikrofon gespielt, hielt Einzug bei "I’ve Got You". Mit dem besonderen Sound des kleinen Instruments war es aber noch nicht getan, denn Guy Verlinde benutzte den Mundharmonika-Schallabnehmer auch zum Singen. Mit einem klasse Shuffle-Rhythmus hielt die Gruppe die Stimmung verdammt hoch. Der Frontmann zeigte seine Gefühle auch durch entsprechende Körpersprache, mal extrovertiert, mal sensibel-melancholisch. Toll!
"If You Walk With The Devil" entwickelte sich zu einem weiteren Höhepunkt. Das Stück aus der gemeinsamen Feder von Guy Verlinde sowie Guy Forsthy hatte schon einen Stich Diabolik in sich. Der Sänger gab auch seiner Stimme einen dämonischen Touch und perfekt passte hier der Klang der chromatischen Harp.
Wieder in der nachdenklichen Abteilung des Auftritts angekommen, wurde das anmutige – als neue Single angekündigte – "Words Are Overrated" zur gedankenversunkenen Andacht. Ein wunderschöner Track! Sinnbildlich hatte die Auswahl der Lieder etwas von Kreislaufschwankungen, einerseits mit dem Stempel Energiebündel versehen, andererseits auf den Pfaden der Melancholie unterwegs. Prächtig!
Weitere Höhepunkte gefällig? Zum Beispiel "Ain’t No Sunshine" von Bill Withers. Nicht nur der dezente Wah Wah-Einsatz sorgte hier für Gänsehaut. Guy Verlinde verinnerlichte diese Fremdkomposition und heraus kam eine eigenständige Variante mit sehr gelungener Reggae-Einlage sowie einem gemeinsamen Gitarren-Arrangement, natürlich wieder mit dem Bottleneck seitens Guy Verlinde. Was echte Liebe war, nein, was Liebe machen für den Protagonisten bedeutete, drückte "A Whole Lot Of Lovin'" aus. Ein Höhepunkt des Guy Verlinde & The Mighty Gators-Slow Blues. Über den Rock’n’Roll, gerne auch mit Country-Twang genossen, kam es dann noch zu einer bemerkenswerten "Winter Blues"-Boogie-Zugabe, die sich echt gewaschen hatte. Der Frontmann bat Richard van Bergen (Rootbag) als Special Guest nach vorne und dieser winterliche Titel brachte wahre Massen an virtuellem Schnee zum Schmelzen. Highlight! Was in den oben erwähnten Zitaten über Guy Verlinde & The Mighty Gators steht, traf mit jedem Buchstaben zu. Blues-Unterhaltung von der man lange zehren kann.
Die Song-Videos zum Groesbeek-Konzert können, wie immer, auf dem Blues Moose-You Tube-Kanal angeschaut werden. Das Blues Moose Café öffnet seine Pforten wieder am Mittwoch, 21. Februar 2018. Dann wird die auf der Insel viel beachtete Band Catfish (UK) für gute Stimmung sorgen.
Line-up Guy Verlinde & The Mighty Gators:
Guy Verlinde (vocals, slide guitar, harmonica)
Stijn Bervoets (guitar)
Karl Zosel (bass, backing vocals)
Benoit Maddens (drums, percussion, backing vocals)
Special Guest:
Richard van Bergen (guitar in "Winter Blues")
1 Kommentar
Günter Lotz
10. Februar 2018 um 0:24 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Habe die Jungs schon öfter gesehen, die sind immer Klasse!