Guy Verlinde & The Mighty Gators beschreiten mit "X" einen anderen als üblichen Weg.
Lieder, die bisher »[…] were only recorded live […]« hat man mit ins Studio genommen und dort eingespielt. Ergänzend wurden »[…] some previously unreleased songs […]«.
Beim Konzert im Blues Moose Café konnte man sich ja schon ganz allgemein von den hervorragenden Qualitäten der Formation um den Belgier Guy Verlinde überzeugen. Die zehn Lieder auf "X" wurden während eines gut einwöchigen Aufenthalts im Closed Session Recording Studio verewigt. Der Albumtitel steht für das zehnjährige Jubiläum der Band Guy Verlinde & The Mighty Gators.
Vielseitigkeit ist ein Markenzeichen des Quartetts. Die Lieder auf der vorliegenden Platte zeigen die Wandlungsfähigkeit der Combo, auch wenn es um die Coversongs geht. So ist der Opener "Bon Ton Roulet" – übrigens eine Komposition von Clifton Chenier – ein Beleg für die Ideenvielfalt der Gruppe. Der Hörer wird von einer ziemlich funkigen Version des Titels in Empfang genommen. So befindet man sich mit auf einem eigenen Weg der Nummer und wenn von Band-Merkmalen die Rede ist, dann gehören definitiv auch der Guy Verlinde-Bottleneck-Einsätze dazu. Davon bekommt man reichlich mit. Patrick Cuyvers bringt sich bei der Album-Eröffnung mit einem klasse Hammond-Sound ein.
"Ain’t No Sunshine", ebenfalls mit Patrick Cuyvers an der Orgel sowie Richard van Bergen (Richard van Bergen & Rootbag), ist das Lametta am "X"-Tannenbaum. Atmosphärisch dicht und von Hingabe geprägt, verursacht diese Interpretation Achselschweiß. Der eingewobene Reggae-Part krönt diese Nummer. Man kann hier bis zum letzten Sonnenstrahl genießen. Kein Stück der CD ist länger als "Ain’t No Sunshine".
Ob an den schwarzen und weißen Tasten der Hammond oder am Piano, Patrick Cuyvers ist in vielen Songs zu hören. Ebenso Richard van Bergen.
Oliver Vander Bauwede bringt seine Harp im "Gator Bop" in Position. Die Combo ist in voller Fahrt. Die Kolben des Rock’n’Roll bewegen sich geschmeidig in ihren Zylindern und hier hat der Musiker auf seinem kleinen Instrument klar die Nase vorne. Hinhörer!
Kurz vor Schluss kommt es zu einem weiteren Höhepunkt in Form von "Shorten The Longin'". Soul-Feeling im mittleren Tempo sorgt für Begeisterung und in dieser Rezension hätte das Rhythmus-Paar, bestehend aus dem Bassisten Karl Zosel sowie Benoit Maddens (Schlagzeug) schon viel früher erwähnt werden müssen. Beide setzen aus dem Hintergrund die Songs erst ins richtige Licht. Klasse, was hier geboten wird.
Mit Blick auf den Jump & Jive, dem Klang einer halbakustischen Gitarre, tollen Backing Vocals, einem Oliver Vander Bauwede, Toon Vlerick an der Gitarre und einem Mitsing-Refrain endet die Platte mit einer Art Überraschung. Aber die Band ist auch mit dieser Guy Verlinde-Komposition im besonderen Blues-Stoff zu Hause.
Im rauen Ambiente, mit kernigem Gitarrensolo und verspielten Effekten beim Gesang des Bandleaders, fühlen sich The Mighty Gators so wohl. "Good Ain’t Good Enough" rockt und entwickelt Achselschweiß.
Vollkommen entspannt servieren uns Guy Verlinde & The Mighty Gators "Words Are Overrated". Sanft streichelt die Formation – hier ohne Gäste – die Ausläufer der Roots Music mit dem Touch eines Wiegenliedes.
Rundum ist "X" einem zehnjährigen Jubiläum würdig und zeigt, wie groß der musikalische Tellerrand der Band ist. Darüber hinaus stehen tolle Eigenkompositionen im Vordergrund. Guy Verlinde hat sich mit seinen unterschiedlichen Projekten fett im RockTimes-Notizblock verewigt.
Line-up Guy Verlinde & The Mighty Gators:
Guy Verlinde (vocals, guitars)
Stijn Bervoets (guitars)
Karl Zosel (bass, backing vocals)
Benoit Maddens (drums, percussion, backing vocals)
Guest Musicians:
Toon Vlerick (guitars, backing vocals)
Richard van Bergen (guitars, backing vocals)
Patrick Cuypers (Hammond, piano, Fender Rhodes, backing vocals)
Olivier Vander Bauwede (harmonicas)
Tracklist "X":
- Bon Ton Roulet
- Pursuit Of Happiness
- Ain’t No Sunshine
- No Time To Waste
- Words Are Overrated
- Love Light Shine
- Gator Bop
- Good Ain’t Good Enough
- Shorten The Longin'
- Do That Boogie
Gesamtspielzeit: 40:51, Erscheinungsjahr: 2018
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