Alle Jahre wieder im November – Hammer Of Doom (seit es nur einmal im Jahr stattfindet). Schön, wie immer so viele bekannte Gesichter zu sehen und auch neue Kontakte zu finden. Allein dafür würde sich das Festival lohnen, aber natürlich gibt es auch jede Menge gute Musik. Manchmal auch weniger gute…
Dieses Jahr waren wir nur am Samstag da. Die erste Band (Smoulder aus Kanada) verpassten wir leider aufgrund der Parkplatzsuche – das Parkhaus, das wir sonst benutzen, ließ uns zwar rein, aber es war nichts frei, also wieder draußen weiter suchen… daher kamen wir leider erst um 14:15 in der Halle an.
So war Old Mother Hell die erste Band für uns. Ich hatte schon damit gerechnet, sie irgendwann auf dem Hammer Of Doom spielen zu sehen, doch es ging schneller als erwartet, da die Veranstalter Probleme mit Unorthodox hatten, die nicht spielen wollten, obwohl die Flüge u. a. bereits bezahlt waren. Also hieß es eine Woche vor dem Termin schnell noch einen Ersatz suchen. Zum Glück gibt es auch gute Bands in Deutschland, ohne Flugkosten…
Obwohl Old Mother Hell keine reine Doom-Band sind, sondern teilweise eher erdiger Heavy Metal, passen sie doch gut auf das HOD. Die Stimmung war sehr gut trotz der frühen Uhrzeit, und wenn bei einer Ansage zum Thema Religion gleich jemand den Titel des kommenden Songs ("Kneel To No God") brüllt, ist das ein gutes Zeichen. Denn es bedeutet, dass doch einigen die Debüt-EP bekannt ist, wie bereits bei anderen Konzerten gab es auch hier alle Songs davon. Neues war aufgrund der kurzen Vorbereitungszeit nicht möglich. Respekt, dass sie dennoch einen solch überzeugenden Auftritt hinlegten. (Andrea)
Vom Ersatz zum Triumphzug sozusagen. Auch großes Lob an Drummer Michi, für den es erst der zweite Auftritt mit der 'alten Mutter' war. (Jens)
Danach kam gleich noch eine Band aus Deutschland, die Veteranen von Dawn Of Winter. Gerrit zeigte sich wie immer gesprächig und voller Freude, hier spielen zu dürfen. Alleine dafür kassierten sie einige Sympathiepunkte. Neben neuen Songs von der leider schon ziemlich vergriffenen aktuellen Scheibe "Pray For Doom" (die letzten Exemplare wurden wohl auf dem HOD verkauft), gab es zu meiner Freude "Titus Vanis", die gelungene Saint Vitus-Widmung von 2001 (EP "Slow Is The Suffering"). Erstaunlich, dass Dawn Of Winter tatsächlich bisher noch nicht hier gespielt hatten, lediglich Gerrit half aus als Saint Vitus ohne Sänger Wino auftreten mussten, sein Gesang ist jedoch mehr an den ersten SV-Frontmann Scott Reagers angelehnt. Wobei die Stimme nach wie vor Geschmackssache ist, jedoch einfach dazugehört und auch Erkennungsmarkmal ist. (Andrea)
Vielleicht polarisiert der Gesang, ich für meinen Teil fand den Auftritt klasse. Und Respekt an Dawn of Winter, nach all den Jahren immer noch weiter zu machen. (Jens)
Um 16:30 waren die ersten Schweden dran. Dort scheint es vorwiegend Epic Doom oder Retro Rock Bands zu geben. Hällas gehören zur letzteren Kategorie, etwas was ich auf Doom Festivals nicht unbedingt haben muss bzw. nur teilweise gut finde. Was ich von diesen (Hard) Rockern nicht behaupten kann, weder vorher beim reinhören im Netz noch hier auf der Bühne. Also Zeit fürs Mittagsessen beim nahegelegenen Asiaten, was wohl noch einige anderen ebenso sahen. (Andrea)
Hällas waren von Anfang an meine Mittagsessen/ Einkaufs Band. Und ehrlich gesagt war meine Entscheidung richtig. 'Onkel-Norberts-Polyesterhemd-Retro-Rock'. Furchtbar. (Jens)
Rechtzeitig für Pale Divine waren wir wieder da. Diese kommen aus den USA und klingen auch so. Ich dachte zunächst an Saint Vitus bis ich das The Obsessed-Shirt des Drummers gesehen haben. Trifft es gut. Amerikanischer Doom, von Black Sabbath beeinflusst, jedoch ziemlich heavy gespielt, nicht viel Firlefanz, sondern viele schwere Riffs. Rockt, macht Stimmung, geht live gut ab. Besser als auf Konserve, wie wir nach dem Kauf der "Cemetary Earth"-CD feststellten. Diese musste mit, weil der Titelsong ein mächtiger Kriecher von über zehn Minuten war und richtig begeisterte. Nicht nur uns, sondern auch dem Bassisten von Pale Divine, der dabei richtig abging. Schon dabei zuzusehen, hat Spaß gemacht. Hat sich gelohnt und die Jungs haben sich auch richtig gefreut, dass sie hier spielen durften. (Andrea)
Wie meinte Oliver Kahn so schön: »Eier, wir brauchen Eier!« Diese Amis ließen musikalisch, die Eier ganz tief auf dem Boden schleifen. Highlight, definitiv "Cemetery Earth". Klasse. (Jens)
Schweden, die zweite. Von Stillborn hatte ich Anfang der 90er den Song "Permanent Solution" gehört und für gut befunden. Dann das gleichnamige Album gekauft und festgestellt, dass der Rest der Songs nicht mithalten kann. Nach einer langen Pause gibt es die Band seit 2017 wieder. 2018 kam die Scheibe "Nocturnals". Beim Reinhören musste ich leider feststellen, dass darauf eher Gothic als Doom ist. Muss nichts Schlechtes sein, aber in diesem Fall sagte es mir nicht zu, was auf den Auftritt auf dem Hammer Of Doom noch mehr zutraf. Ging irgendwie gar nicht. "Permanent Solution", worauf ich gehofft hatte, wurde nicht gespielt, sondern anscheinend nur neues Material. (Andrea)
Der Gesang war schlichtweg furchtbar, so n bisschen wie Chewbacca mit Hodenquetschung. Für mich die schlechteste Band des Abends. (Jens)
Schweden, die dritte. Sorcerer waren die erste Band aus dem Ikea-Land, die mich überzeugte, sogar begeistern konnte. Die Stockholmer waren zwar erst auf dem Hammer Of Doom (2015, allerdings freitags, weswegen wir sie nicht gesehen hatten), aber die starke "The Crowning Of The Fire King"-Scheibe von 2017 rechtfertigte eine erneute Einladung. Letztes Jahr war es wohl zu knapp und es waren mit The Doomsday Kingdom und Below zwei vergleichbare Bands im Billing, also hielten Sorcerer die schwedische Epic Doom Fahne 2018 hoch. Das nicht nur im übertragenen Sinne, der Frontmann Anders Engberg schwenkte tatsächlich mehrfach eine große Flagge mit dem Bandlogo drauf. Was jedoch viel wichtiger ist: Er ist ein großartiger Sänger, der hervorragend zu den hymnenhaften Songs passt. Manchen Doomern sind diese gar zu melodisch, die Bezeichnung 'Stadion-Doom' eines Bekannten trifft es schon irgendwie. Was nichts Negatives sein muss, gerade "The Crowning Of The Fire King" ist ein wirklich toller, epischer Song und hätte als Abschluss des Sets diesem die (Feuer-) Krone aufgesetzt. Doch danach gab es noch "Exorcise The Demon", das laut Bandaussage erst zum zweiten Mal gespielt wurde. Dieses wirkte irgendwie etwas sperrig, aber reizvoll. Wenn es rein um Doom geht, waren Sorcerer der ungekrönte Headliner des Samstags. Denn die nachfolgenden Bands gehörten nicht in diese Schublade. (Andrea)
Da gibt es nichts zuzufügen. Epic Doom der Extraklasse! (Jens)
Zuerst einmal gab es eine lange Pause. Bei dem, was bei den Batushka alles auf der Bühne steht, war die angesetzten zwanzig Minuten viel zu knapp berechnet. Es dauerte ungefähr doppelt so lang bis die polnischen Black Metaller endlich alles vorbereitet hatten und loslegen konnten. Black Metal? Ja richtig gelesen. Wobei dies nur ein Element im Konzept von Batushka ist. Es gibt außerdem sakralen Gesang, ruhige Passagen und sehr viel an Optik. Nicht umsonst heißt die einzige Scheibe (von 2015 bereits) "Litourgiya". Einiges von dem, was da aufgebaut wurde, könnte auch in einer orthodoxen Kirche stehen, vom Altar, der großformatige Wandteppich bis zu den ganzen Kerzen und Weihrauch. Es dauerte minutenlang bis alles angezündet war, dies gehörte offensichtlich zum Anfang der Show. Manchen Zuschauern wurde da schon zu viel. Schließlich standen acht (!) Gestalten in symbolverzierten Umhängen und mit verdecktem Gesicht auf der Bühne. Vokalist (sakraler Gesang und Keifen) und Gitarrist vorne, an der Seite drei Backgroundsänger (die auch für einzelne Effekte sorgen), hinten noch ein Gitarrist und Bassist, seitlich hinter einem bedruckten Paravent der Schlagzeuger. Langsam und dramatisch ging es los und steigerte sich schließlich in Raserei und Blastbeats, wobei es immer wieder schleppende Elemente gab und diese aus meiner Sicht überwogen, was schon im gewissen Sinne 'doomig' war.
Insgesamt sind Batushka sicher keine normale Band und sie spielten kein Konzert, sondern zelebrierten eine Messe. Schwarz oder nicht schwarz – gute Frage, woraus die Band eine Art Mysterium macht. Das ist ein Teil des Gesamtkonzeptes, das Musik, Dekoration und auch die Gestik umfasst. Jede Bewegung war geplant – dieses Empfinden bestätigte sich hinterher beim Vergleichen mit Mitschnitten von anderen Auftritten im Netz. Kontrolliert düster und atmosphärisch von Anfang bis Ende, ich war mir gar nicht sicher, ob Klatschen oder andere Ausdrucksweise von Begeisterung erwünscht ist. Vermutlich ging es auch anderen so, die Reaktionen waren recht verhalten. Gut, einige haben wahrscheinlich nur geschaut und andere fanden es sicherlich langweilig. Klar, Batushka polarisieren und sicherlich stellt sich die Frage, warum sie für ein Doom-Festival ausgesucht wurden. Ich fand allerdings, dass sie durch die Atmosphäre, die sie verbreiteten, durchaus passend waren, wenn man das als Auflockerung sieht und aufgeschlossen genug dafür ist. Durch das Sakrale wäre das bestimmt auch in der Chapel in Göppingen beim Doom Shall Rise reizvoll gewesen. (Andrea)
Ich war ja anfangs recht skeptisch, von wegen Kasperletheater und passt gar nicht auf ein Doom Festival. Aber mit zunehmender Spielzeit hatten mich die Polen auf ihrer Seite. Die Konsequenz mit der hier performt wurde sucht ihres Gleichen. Großes Kino. (Jens)
Das war für uns ein gelungenes Highlight des Abends und zudem der Schluss-Strich. Denn das hätten Coven sicherlich (aus unserer Sicht) nicht toppen können. Deren (Ok)kult-Rock wäre uns vermutlich zahnlos erschienen, zumal uns die Musik schon auf Platte gar nicht gefällt. Respekt allerdings dass Sängerin Jinx und Co wieder weitermachen. Coven gab es von 1967 bis 1975 und nun seit 2007 wieder. Also war für uns Zeit hinaus in den kalten Ostwind zu gehen und die Heimfahrt anzutreten, immerhin sind das 170 km einfach.
Fazit: mal wieder ein gelungenes Festival mit überwiegend sehens- und hörenswerten Bands, nur wenige (aus unserer Sicht) Ausfälle darunter. Wobei für viele Geschmäcker etwas dabei war und bei einigem sicher die Meinungen auseinander gehen. Fast das Beste war wieder die positive Stimmung in der Halle und die ganzen bekannten Gesichter und Gespräche. (Andrea)
Vielen Dank an Anja von KK Entertainment für den Fotopass.
Running Order Hammer Of Doom XIII – Samstag: 17.11.2018
- 12:30 Einlass
- 13:30 – 14:15 Smoulder (CAN)
- 14:30 – 15:15 Old Mother Hell (GER)
- 15:30 – 16:15 Dawn Of Winter (GER)
- 16:30 – 17:15 Hällas (SWE)
- 17:30 – 18:15 Pale Divine (USA)
- 18:30 – 19:15 Stillborn (SWE)
- 19:35 – 20:35 Sorcerer (SWE)
- 20:55 – 22:00 Batuska (POL) (tatssächlich etwa 21:20 – 22:25)
- 22:30 – 00:00 Coven (USA) (vermutlich erst gegen 23 Uhr)
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