2020 und 2021 konnte das Hammer Of Doom XV wegen Corona nicht stattfinden. Nun im dritten Anlauf konnte das Festival endlich stattfinden, 2022 gab es keine Beschränkungen, nicht einmal Maskenpflicht. Beim Einpacken der Tickets wurde ich an die Verschiebungen erinnert, denn die direkt bei den Veranstaltern bestellten Karten wiesen das Datum von 2020 auf, macht Sinn, die bereits gedruckten Exemplare zu verwenden.
Zwei Jahre Pause sind in diesem Fall besonders schade, da die Posthalle abgerissen werden und Bürogebäuden weichen soll, im Rahmen einer Neugestaltung des Bahnhofsareals in Würzburg. Es gibt Petitionen, dass wenigstens an anderer Stelle ein Ersatz gebaut werden soll. Denn für die Musik / Kulturszene wäre das Fehlen der Location ein Verlust. Auch die Zukunft des Hammer Of Doom ist damit fraglich, ob es noch einmal stattfindet und wenn ja, wo.
Daher mischte sich in die Freude, wieder auf ein Hammer Of Doom gehen zu können, ein paar Stunden Festival zu erleben, neue Bands kennenzulernen, bereits bekannte wieder zu sehen (das traf auf einige zu), das Gefühl, dies könnte das letzte Mal sein.
Für Freitag, den 18.11.2022 waren fünf Bands verpflichtet worden, für den Samstag, 19.11.2022 gar doppelt so viel, nämlich zehn – was schon ein wenig viel ist, auch wenn es gut gemeint war. Wobei wir allerdings dieses Jahr nur freitags anwesend waren.
Die Fahrt über die A3 gelang für einen Freitagnachmittag erstaunlich schnell, der Einlass funktionierte reibungslos und gut, so dass wir einige Zeit hatten, Freunde und Bekannte zu treffen und uns zu unterhalten bevor um kurz vor 18 Uhr die erste Band loslegte.
Die typisch irisch klingenden Death The Leveller wurden 2016 in Dublin gegründet. Es handelt sich dabei quasi um die Nachfolgeband der Folk Doomer Mael Mordha, die seit 2015 pausieren, mit drei der vier Musiker von MM, jedoch ohne Sänger Stíofán De Roiste, der auch für traditionelle Instrumente (Flöten etc.) zuständig war, die daher hier nicht vorkommen. Somit war zudem ein anderer Sänger notwendig, den man in Denis Dowling fand. Keine schlechte Wahl, denn dieser zeigte sich als guter Frontmann (auch wenn ich den Gesang nicht so mag), der sich freute, auf dem Hammer Of Doom sein zu dürfte. Darf ein Sänger einer Doom-Band das und Spaß haben, auch wenn das im Gegensatz zu den ersten Texten steht, fragte er. Ja, darf er, hatte er, und das Publikum ebenfalls, schön, dass bereits beim Opener eine gute Stimmung herrschte.
Danach folgten die Hamburger Ophis, die bereits seit 2001 existieren und neben EPs auf fünf Full Length-Veröffentlichungen zurückblicken können. Wie schon bei Death Is The Leveller passten aufgrund der Songlänge nur wenige Stücke in die dreiviertel Stunde. Diese bieten neben Death Doom mit schön tiefen Growls auch ruhige Passagen, was beeindruckend ist, mich jedoch auf Konserve etwas mehr packt, weil da die Feinheiten besser rüberkommen. Wobei ich das Material auch live schön finster, herrlich tonnenschwer und atmosphärisch fand. Anderen, die eher traditionellen Doom bevorzugen, gefiel es weniger. Nun gut, für diese haben zwei der Ophis-Mitglieder und ein Ex-Ophis-Musiker das Epic Doom Projekt Fvneral Fvkk, das am Samstag auftrat – schade, hätte gerne beides gesehen. Aber es ist schon verständlich, dass nicht beide Bands am gleichen Tag spielen. Dass Ophis dann für den Freitag ausgewählt wurden, war (aus meiner Sicht) angenehm, da Death Doom auf dem Hammer Of Doom eher selten ist.
Kommen wir von Schlangen (Ophis = griechisch Schlange) zu Walrössern, reisen wir von Hamburg nach Osnabrück. Von dort kommen Iron Walrus. Cooler Name und coole Idee, dass die Musiker (bis auf den Frontmann Sven, vermutlich weil es beim Singen stört) mit Walrossmasken auftreten (die gab es für geneigte Fans auch zu kaufen). Auch Iron Walrus bieten Doom der heftigeren Sorte, jedoch keinen Death Doom, sondern Sludge, bei dem der Noise / Hardcore-Einfluss zu spüren ist, der die Doom-Walze angenehm ergänzt. Das kommt live dann schon brutal rüber, mehr als auf Tonträger. Daher war der Auftritt recht mitreißend, auch durch die spürbare Spielfreude des Bassisten. Sven 'Aufi' Aufermann brüllte ordentlich, war allerdings bei Ansagen sehr leise und schwer verständlich. Für mich (und nicht nur für mich, auch andere sagten dies) die beste Band des (Frei-)tages.
Aus dem Norden Deutschlands nach Bayern. Als nächstes waren Atlantean Kodex dran, eine Band, die fast schon zum Inventar des Festivals gehört, so oft haben sie dort schon gespielt (2009, 2010, 2011, 2019 – wenn ich mich nicht täusche). Wir haben sie außerdem schon auf dem Rock Hard Festival 2011 gesehen. So betrachtet, erscheint es nicht wirklich spannend, dass sie wieder ausgewählt wurden, wobei sie natürlich ihr Stammpublikum haben und nicht viel verkehrt machen können, selbst wenn Markus Becker den Gesang nicht so gut hinbekommt wie er gerne würde – seine eigene Aussage bei dem alten Song "Marching Homeward" (von den "Pnakotic Demos"), der neu arrangiert wurde. Er erwähnte außerdem den drohenden Abriss der Posthalle und kündigte an, diese bereits mit dem Konzert niederreißen zu wollen – na so heftig / schlimm sind Atlantean Kodex dann doch nicht…
Als Einstieg diente das flotte "Chariots" von der (obwohl von 2019) noch aktuellen Scheibe "The Course of Empire", von der vier Songs gespielt wurden, weitere drei stammten von der "The White Goddess". Die Fans freuten sich, feierten ihre Helden. Ich fand den Kodex beim letzten Mal (2019) stärker, was aber daran liegen kann, dass ich noch unter dem Eindruck von Iron Walrus war.
Setlist Atlantean Kodex:
- Intro
- Chariots
- He Who Walks Behind The Years
- Heresiarch
- Sol Invictus
- Marching Homeward
- Lion Of Chaldea
- Twelve Stars And An Azure Gown
- The Altantean Kodex
- The Course Of Empire
Headliner des Freitags waren (nach 2018 erneut) Coven. Die okkulte Psychedelic Rock Band wurde 1967 in Chicago von der Sängerin Esther 'Jinx' Dawson, dem Bassisten Mike 'Oz' Osbourne und Schlagzeuger Steve Ross gegründet – alle drei sind auch bei der aktuellen Besetzung dabei, lediglich Gitarrist Chris Nielsen ist kein Gründungsmitglied. Coven schockierten damals durch ihr satanisches Image, Vertonung / Bildern von schwarzen Messen. 1975 löste sich die Band auf und existiert seit 2017 wieder, nach einem kurzen Wiederbelebungsversuch 2013. Wobei die musikalische / optische Linie von damals fortgeführt wird, auch bei dem Auftritt auf dem Hammer Of Doom. Okkulte Szenen auf der Leinwand, ein theatralischer Beginn, Jinx, die aus einem Sarg geklettert kommt, mit einer Maske im Gesicht (die sie später abnahm), während die anderen Bandmitglieder in Roben dastanden.
Der Opener mit Beschwörungsgesang ("Prelude / Black Mass") war beeindruckend, der erste Song "Out Of Luck" (von 2013) auch noch ganz gut, die Musik im weiteren Verlauf weniger (für meinen Geschmack) und der Stimme von Jinx gefiel mir nicht. Daher haben wir uns das nicht ganz angesehen – wie einige andere auch – Coven spalteten das Publikum. Dennoch fand ich es interessant, das zumindest mal teilweise gesehen zu haben. Außerdem Respekt, dass Jinx mit über 70 Jahren noch die Figur hat mit recht durchsichtiger Kleidung auf der Bühne zu stehen und auch ihre Performance mit dem auf ihre Weise extremen Gesang zu bringen.
So endete für uns das (hoffentlich nicht letzte) Hammer Of Doom. Schön, wieder eins erleben zu dürfen, gute Musik zu hören, viele bekannte Gesichter zu sehen, Tonträger und Merch kaufen zu können.
Running Order Freitag:
- 18:00 bis 18:45 Death The Leveller
- 19:05 bis 19:50 Ophis
- 20:10 bis 20:55 Iron Walrus
- 21:15 bis 22:30 Atlantean Kodex
- 22:50 bis 00:15 Coven
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