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Hardcore Superstar / Abrakadabra – CD-Review

Hardcore Superstar / Abrakadabra

Es gibt Musik, da kann man gar nicht so viel zu schreiben. Vielleicht, weil sie sich auf die Urinstinkte eines jeden Rockers besinnt und genau diesen Nerv bedient? Nicht mehr und ganz sicher nicht weniger. Genau so eine Band ist Hardcore Superstar. Die Schweden, in Göteburg beheimatet, sind bereits seit den späten Neunzigern aktiv und befriedigen immer noch das Bedürfnis nach harter, ehrlicher Rockmusik. Schnickschnack und ausgefallene Konzepte interessieren sie einen Scheiß, hier gibt es kurz und knapp und auf die Fresse. Ihr geradliniger Sleaze-Rock hat metallene Züge und folgt seinen eigenen Gesetzen. "Abrakadabra" heißt das Zaubermittel, mit dem man knapp neununddreißig Minuten mal getrost den Alltag in die Altsorgen-Tonne schieben kann. HC SS, wie sie sich selbst abkürzen, steht vor allem für gute Laune-Musik.

Für den dramatischen Auftakt borgt man sich zu Beginn ein paar mystische Keyboardtöne, aus denen heraus Vic Zito innerhalb kürzester Zeit aus ein paar esoterischen Saitenreflektionen krachende Riffs und lässige Hooklines entwickelt. Willkommen im Titelsong "Abrakadabra" mit seinem gefälligen Refrain. Die Headbanger-Szene ist auf Touren und wird es bis zur Schlussnummer bleiben können.

"Forever And A Day" und später mehr noch "One For All" haben stark hymnischen Charakter und die Mainline lädt zum mitgrölen ein. Hier werden, zumindest bei mir, auch durchaus kleine Reminiszenzen an die Melodi der angesagten Kombos aus den Achtziger- und Neunziger-Jahren erkennbar – und nicht nur Erinnerungen an Sleaze-Bands, da klingen auch klassische Hardrocker mit an. Es dürfte die Musik sein, aus deren Wurzeln sich unsere Schweden einst nährten, als sie selbst die Bretter und Studios der Welt eroberten.

Die fettesten Riffs dürfte "Give Me A Smile" präsentieren. Die Drei-Minuten-Nummer ist schlicht und einfach auf krachende Akkorde ausgerichtet, für ein fetziges, kompromiertes Solo reicht es dennoch. Der Song baut eine erstaunliche Intensität auf, wie man schon jetzt allgemein feststellen kann, dass das Hauptaugenmerk in dieser Musik gar nicht mal so sehr auf den einzelnen Nummern liegt.. Es wird vielmehr ein geiler Flow erzeugt, der sich über das Album zieht und den Hörer in seinen Bann zieht.

"Dreams In Red" mit seinem vergleichsweise ruhigen Intro und dem leicht entschleunigten Rhythmus ist denn doch so etwas wie mein Highlight-Song, vielleicht gerade weil sich hier in der Tempoverschleppung zum einen Jockes beeindruckende Stimme besonders wirkungsvoll platziert. Aber auch Vics Solo reißt wirklich mit.
Das Tempo wird in "Throw A Brick" jedoch gleich wieder auf Vordermann gebracht, ein krachender Heavy-Rocker mit marschierenden Riffs und treibendem Schlag. Wäre was für die Einmarschmusik eines Wrestlers. Man darf durchaus erwähnen, dass HC SS seinerzeit auch einige Konzerte Support für Motörhead spielte. Ich frage mich an dieser Stelle allerdings, wie die Band ihren fetten Sound live auf die Bühne bringt, sprich, ob sie dann einen zweiten Gitarristen mitbringen. Die Soli sind nämlich von fetten Riffs unterlegt – kein Problem im Studio, wo man entsprechende Kanäle zur Verfügung hat. Dass sie es können müssen, beweist die schlichte Tatsache, dass die Band bereits mehrmals weltweit auf Tournee war.

"Fighter" klingt zum Abschluss wie ein persönliches Statement. Zunächst nur von der akustischen Gitarre begleitet präsentiert sich Jocke as his best. Später setzt die Band mit ein und verpasst dem Song einen hauch von Metal-Ballade, ein schöner, lockerer Ausklang.
Die Zeit verging wie im Flug, die Stücke sind durchgehend annähernd auf einem Niveau, konzentrieren sich auf das Wesentliche. Strophe, Refrain, Solo. Reicht.
Kann ich zu dieser Platte noch eine Empfehlung aussprechen? Einfach auflegen und Spaß haben.


Line-up Hardcore Superstar:

Joakim 'Jocke' Berg (vocals)
Vic Zino (guitar)
Martin Sandvick (bass)
Magnus 'Adde' Andreasson (drums)

Tracklist "Abrakadabra":

  1. Abrakadabra
  2. The Influencer
  3. Forever And A Day
  4. Weep When You Die
  5. Give Me A Smile
  6. Catch Me If You Can
  7. One For All
  8. Dreams In Red
  9. Throw A Brick
  10. Fighter

Gesamtspielzeit: 38:43, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Paul Pasternak

Hauptgenres: Psychedelic Rock, Stoner Rock, Blues Rock, Jam Rock, Progressive Rock, Classic Rock, Fusion

Über mich

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