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Harvey Summers / Moon – CD-Review

Harvey Summers / Moon

Heute unternehme auch ich einmal eine Reise zum Mond, zusammen mit Harvey Summers. Der britische Musiker, Songwriter, Soundtechniker und Produzent wurde am 31.12.1974 geboren. Bereits im Alter von elf Jahren startete er mit ersten eigenen Kompositionen und nahm diese auch auf. Mittlerweile ist er auf vielen Instrumenten bewandert, so spielt er Akkordeon, Piano, Gitarre, Mandoline, Bouzouki, Schlagzeug und Perkussion, Flöte, Synthies und alle Keyboards.

Zwischenzeitlich hat er sich bereits einen Namen gemacht als Komponist für Filmmusik, auch für das Fernsehen ("Doctor Who", "The X-Factor", "American Idol"). Über zwölf Solo-Alben sollen bisher veröffentlicht worden sein. Mit "Moon" scheint er seiner Faszination für den Mond Ausdruck verleihen zu wollen. Man liest zu seiner Musik von »atemberaubenden Klanglandschaften«, erzeugt von akustischen wie auch elektrischen Instrumenten. Die erste Mondlandung soll wohl eine Inspiration für das neue Werk gewesen sein. Darauf verweist der Protagonist dann auch im beiliegenden Booklet, im Übrigen ohne Texte, das Album ist instrumental. Dafür gibt es viele schöne Fotos.

Und so kann man "Moon" sicher entsprechend einordnen, laut Pressetext ein »atemberaubendes cineastisches (Hör-)Werk, das ihn zurück zu seinen musikalischen und instrumentalen Wurzeln kehren ließ«. Seine kürzlich wieder aufgeflammte Liebe zur Vintage-Elektronik soll für den Sound  wesentlich gewesen sein. Vergleichend wird im Pressetext ferner auf Vangelis, Kitaro, Hans Zimmer verwiesen. Nun, ich möchte wohl noch Klaus Schulze hinzufügen. Dafür sehe ich die Nähe zu Kitaro weniger erfüllt, am ehesten ist es wohl das Opulente von Vangelis, dass mich zu Assoziationen verleitet.

"Dreams Of Another Sky", der gedankliche Einstieg ins All, schwebt angenehm und sphärisch, es wirkt absolut schwerelos, die Synthies zirpen und hallen, wie einst in den Siebziger oder Achtzigern, Vintage eben! Ja, der Countdown war vollzogen, die Trägerrakete hob ab und ich bin mit Harvey auf dem Weg zum Mond, "Departure". Die Inspiration zur Mondlandung bringt, so ganz nebenbei, auch bei mir Erinnerungen hervor. Seinerzeit, als das Ereignis im Fernsehen übertragen wurde, saßen wir (drei Kumpel) gebannt vor dem Schwarz-Weiss-Fernseher. Aus der Speisekammer in der Kochnische unserer Wohnung konnte ich einer Flasche "Lufthansa-Cocktail" habhaft werden und wir leerten ein wenig davon, um, damit es nicht ganz so bemerkt wurde, später mit etwas Wasser aufzufüllen. War aber sinnlos, das Zeugs hat später nie jemand getrunken…., war eklig süß….

Wie auch immer, die Reise geht weiter, Summers beschreibt mit den nächsten Songs den weiteren Verlauf der Mondreise. So werden die ersten Schritte auf dem Erdtrabanten beschrieben, die Beobachtung, wie die Erde aufgeht, und zum Schluss mit dem längsten Song der Platte die Rückreise heim. Ja, und hier kommt natürlich die Fähigkeit des Musikers zur Geltung, als Filmkomponist tätig zu sein, könnten doch die dreizehn Songs einen Film über diesen damaligen Ausflug  treffender kaum beschreiben. So bleibt mir schließlich mein Kopfkino und ich kann mich in den Kinosessel fallen lassen und mich selbst auch.

Summers schafft opulente Bilder, schwelgt in seiner Instrumentierung und den Arrangements und ich muss nun weitere Assoziation über mich ergehen lassen – Tangerine Dream zum Beispiel oder die australischen Elektroniker von Cybotron. Jedenfalls – mir gefällt es, und wenn dann einmal der Ruf nach solchen Klängen erfolgen sollte, dann nähme ich mir "Moon" sicher gern zur Hand, allein, weil es sehr angenehm 'alt' klingt, sehr vertraut, sehr verträumt und emotional punkten kann, mit einem guten Gefühl im Solarplexus.


Line-up Harvey Summers:

Harvey Summers (all instruments)

Tracklist "Moon":

 

  1. Dreams Of Another Sky (4:36)
  2. Departure (2:56)
  3. Earth Orbit (1:38)
  4. Telemetry (4:26)
  5. The Void (Part 1) Everything (3:15)
  6. The Void (Part 2) Star Stuff (3:13)
  7. Spacewalk (3:52)
  8. Lunar Orbit Insertion (4:23)
  9. Descent (4:50)
  10. Small Steps (5:09)
  11. Earth Rising (5:58)
  12. Sleeping L.E.M. (4:37)
  13. The Journey Home (7:04)

Gesamtspielzeit: 55:58, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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