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Headcat 13 / Headcat 13 – CD-Review

Headcat 13 - "Headcat 13" - CD-Review

Es gab wohl mal eine Zeit, als der selige Lemmy Kilmister mit seinem Lebenswerk, der Band Motörhead, nicht ganz ausgelastet war und sich somit einer seiner größten Lieben, dem Rock’n’Roll der alten Schule widmen konnte. So erschien im Jahr 2000 ein gleichnamiges Album unter dem Namen Lemmy, Slim Jim & Danny B. (sechs Jahre später mit anderem Cover und unter dem Namen "Fool’s Paradise" wiederveröffentlicht), während 2011 die zweite, deutlich härtere Scheibe "Walk The Walk, Talk The Talk", dann schon unter dem Namen Headcat, auf den Markt kam. Da Lemmy mit dieser Formation gerne auch mal live auf der Bühne zockte, existieren dazu ebenfalls (sowohl Audio-, als auch Video-) Mitschnitte. Wie wir alle wissen, ist Mr. Kilmister mittlerweile nicht mehr unter uns und auch der Drummer Slim Jim (Stray Cats) ist bei Headcat nicht mehr dabei. Neu mit Danny B. am Start sind nun Alan Davey (der wie Lemmy ein langjährige Hawkwind-Vergangenheit aufweisen kann und außerdem ganz aktuell das Projekt Hawkestrel führt) am Bass sowie der Schlagzeuger Paul Vezelis.

Warum die Band sich nun plötzlich Headcat 13 nennt, ist nirgendwo wirklich festgehalten, spielt aber auch keine große Rolle. Die übernimmt nämlich die Musik und die rockt herrlich dreckig und hammerhart geradeaus. Vom Rock’n’Roll der fünfziger Jahre sind hier zwar überall noch Spuren zu finden, allerdings geht das Trio mit einem deutlich aktuelleren und fetteren Sound zur Sache. Alan Davey hat noch nie einen Hehl aus der Tatsache gemacht, dass er ein großer Fan Lemmys war und so startet der Opener "Let’s Go Crazy" direkt mal mit einem fetten Rhythmus-Bass, ganz so, wie wir ihn auch von dem Motörhead-Chef kennen. Es dauert nicht lange, bis auch Gitarre und Drums wie ein Überfallkommando aus den Boxen preschen und eine einzige Party zünden. Mit der ersten von zwei Alan Davey-Stücken, "Wigglin' And A Jigglin'", geht es klassisch weiter. Ein fetter Bass eröffnet das Stück, alles rock’n’rollt ganz laut und prächtig und selbst Daveys Stimme tendiert deutlich in Richtung seines verstorbenen Freundes und Mentors.

Selbstverständlich wird hier das musikalische Rad nicht neu erfunden, dafür aber so herrlich unaufgesetzt und ohne zweideutigen Gedanken mit jeder Menge Dreck unter den Fingernägeln drauf losgerockt, dass es eine wahre Freude ist. Vier Titel (alle klasse, besonders empfehlenswert sind der Opener sowie "That’s It, That’s All") wurden von Danny B. Harvey komponiert, bei den anderen sechs Tracks handelt es sich um Coverversionen von Klassikern wie "Somebody’s Gonna Get Their Head Kicked In Tonite", "Route 66", "Susie Q" oder "Whole Lotta Shakin' Goin' On", die ohne Ausnahme durch die nicht zu überhörende Spielfreude und den Spaß der Musiker an diesen Aufnahmen überzeugen. Ein weiteres Cover ist der alte Yardbirds-Song "Psycho Daisies", der ebenfalls nochmal richtig Dampf macht. Die Gastbeiträge von Annie Marie Lewis am Gesang sind okay, wirken aber fast zu nett und sauber für den ungebändigten Rock’n’Roll der anderen drei Rabauken. Egal, macht den Kohl nicht fett und nimmt dem Album nichts von seiner Klasse.

Auf dem Innencover der Scheibe ist festgehalten, dass "Headcat 13" einem gewissen Lemmy Kilmister gewidmet ist. Und der wird da oben, irgendwo über den Wolken, ganz sicher seinen Höllenspaß mit diesen zwölf Tracks haben. Ein Gemütszustand, der jeden im Herzen junggebliebenen Rock-Fan ganz genau so beim Genuss dieser Scheibe ereilen sollte. Sorgen? Schlecht drauf? Einfach nur müde? Kein Problem: "Headcat 13" in die Anlage schieben, Volume-Regler (mindestens!) auf '7' drehen und ihr werdet im Handumdrehen von allem Übel befreit. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ein paar Stunden später Ihre/n Lebenspartner/in (oder wahlweise den freundlichen Wärter nach dem Aufwachen in der Ausnüchterungszelle). Bleibt abschließend nur noch Danny B. Harvey zu zitieren, der seinerseits Lemmy zitierte, wenn er gefragt wurde, wie sich die neue Scheibe denn eigentlich anhöre: »It’s fucking Rock’n’Roll, what do you think it sounds like?!« Noch Fragen?


Line-up Headcat 13:

Danny B. Harvey (guitars, keyboards, lead vocals)
Alan Davey (bass, lead vocals)
Paul Vezelis (drums)

With:
Annie Marie Lewis (vocals – #2,12)

Tracklist "Headcat 13":

  1. Let’s Go Crazy
  2. Wigglin' And A Jigglin'
  3. Somebody’s Got Their Head Kicked In Tonite
  4. That’s It, That’s All
  5. Route 66
  6. Psycho Daisies
  7. Reckless, Wild And Crazy
  8. Don’t Look Back
  9. Have Love, Will Travel
  10. Susie Q
  11. Come Out And Play
  12. Whole Lotta Shakin' Goin' On

Gesamtspielzeit: 41:57, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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