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Heavy Metal Battle – Rückblick, 08.11.1981, Sporthalle Köln

Heavy Metal Battle – Rückblick, 08.11.1981, Sporthalle Köln

Nach dem Metal Hammer-Festival 1985 und der 1980er Show von AC/DC und Whitesnake hat Wilhelm erneut eine alte Konzerterinnerung ausgegraben, die wir gerne weitergeben.

In der heutigen Zeit, wo uns angebliche True Metal-Bands mit Musik für Wollmützenträger überraschen, denkt man gerne an die guten alten Zeiten des Heavy Metal zurück.
Als ich im März 1997 auf der Musikmesse Frankfurt einen Herrn namens Scott Travis fragte, ob wir auf der neuen CD von Judas Priest moderne Trends befürchten müssten, sagte er ohne rot zu werden »Nein – es ist definitiv ein True Metal-Album«. Was dann dabei heraus kam, ist ja mittlerweile allen bekannt. Ich möchte jetzt hier nicht über Metal-Bands lästern, die den Metal in den glorreichen Zeiten sozusagen erst 'geschmiedet' haben. Dazu sage ich einfach mal gar nichts und wende mich lieber den "Defenders Of The Faith" zu, die uns in den letzten Monaten mit 'Gußeisernem Metal' wieder zusammengeschmolzen haben. Hail to Riot, Exciter, Primal Fear (Na ja – Kai), Wizard, Motörhead, Running Wild, Hammerfall usw.
Das sind jetzt nur eine Handvoll der Gruppen, die mit neuen Trends nichts am Hut haben und deshalb auch nur kleinere Hallen füllen, aber eines sind sie auf jeden Fall: True Brothers of Metal.

Ticket mit Riot

Ticket mit Riot

Kommen wir also zu jenem Sonntag im November 1981 als Konzerte noch um 18.00 Uhr anfingen und man am nächsten Tag 'ausgeschlafen' zur Arbeit kam. Auf den Plakaten waren Riot angekündigt, doch die hatten leider kurz vor der Tour abgesagt, um auf einer US-Tournee mit Rush abzuräumen. Eigentlich auch verständlich, denn hier wäre man nur als dritte Band dabei gewesen und hätte eigentlich eine Headliner Tour verdient gehabt. Zudem war bekannt, dass Saxon zu dieser Zeit Vorgruppen mit schlechtem Mixing nicht gut aussehen ließen.

Ozzy war bei diesen Konzerten der sogenannte Co-Headliner und hätte Biff und seinen Jungs wohl den Arsch aufgerissen, wenn sie das bei ihm versucht hätten. Also musste stattdessen eine Ersatzband mit dem Namen Revolver dran glauben, aber auch bei besserem Sound hätte sich am nächsten Tag keiner mehr daran erinnert. Ich übrigens auch nicht, und deshalb lasst uns gleich über die wirklichen 'Götter' dieses Abends reden.

Ozzy Osbourne

Ozzy Osbourne

Ozzy Osbourne biss zwar an jenem Abend keiner Taube den Kopf ab, aber es wurden trotzdem 60 denkwürdige Minuten. Den Spruch »Du sollst keine anderen Götter neben mir haben« hatte Ozzy wohl vergessen, denn der Typ an der Gitarre kam wohl direkt aus dem Himmel. Leider ging dieser Randy Rhodes ein knappes Jahr später auch wieder dahin zurück, nachdem er mit einem Sportflugzeug abgestürzt war. Ich glaube das hat er aber nur gemacht, um Jimi Hendrix mal ein paar richtige Metal-Riffs beizubringen.

Die Show startete mit "Over The Mountain" vom aktuellen Album "Diary Of A Madman" und ohne den Jubel der ca. 3000 Fans abzuwarten, knallte gleich "I Don’t Know" hinterher. Nach einer kurzen Begrüßung, bei der sich etwa 50 mitgereiste 'Englische Metal-Söldner' lautstark in Szene setzten, warf die Band mit Metal-Klassikern nur so um sich und Songs wie "You Can’t Kill Rock 'N' Roll", "Suicide Solution" und "Mr. Crowley" wurden wie MG-Salven in die wehrlose Menge geschossen. Um den völlig verausgabten 'Söldnern des Metal' eine kleine Pause zu gönnen, kamen mit "Goodbye To Romance" und "Revelation" zwei Songs, bei denen nochmal ein kurzes Durchatmen ermöglicht wurde. Doch Ozzy, der ganz locker in Jeans und schwarzem T-Shirt auf der Bühne stand, hatte auch schon die nächste Granate feuerbereit gemacht und ließ zum Abschluss den "Crazy Train" durch das Schlachtfeld der Metal-Battle fahren.

Unsere geschundenen Leiber winselten um Gnade und bei der Zugabe wurden wir dann völlig "Paranoid". Dann war die Schlacht vorbei und englische Fahnen wurden geschwenkt, um die Helden zu verabschieden. Welch eine Metal-Schlacht und wie würde sie wohl weitergehen?

Bill Byford

Bill Byford

»Saxon« forderten die 3000 True Metal-Maniacs und nach ca. 30 Min. Umbaupause sollte die nächste Schlacht geschlagen werden. Die Bühne wurde in Dunkelheit gehüllt und man sah nur die bedrohlich leuchtenden Augen eines riesigen Adlers. Trockeneis bedeckte den Boden bis in die ersten Zuschauerreihen und plötzlich wurden wir durch grelle Blitze geblendet. Als dann nach einigen Sekunden die Bühne wieder zu sehen war, standen Saxon schon bereit, um sogleich mit "The Bands Played On" anzugreifen. Stampfender Metal-Sound, eine riesige Lightshow und im Hintergrund der kolossale Saxon-Adler und jetzt wussten wir warum auf den Tickets "Heavy Metal Battle" stand.

Vor uns stand mit Biff Byford, Graham Oliver, Paul Quinn, Steve Dawson und Nigel Glockler das beste Saxon Line-up ever. Mit Alben wie "Wheels Of Steel", "Strong Arm Of The Law" und "Denim And Leather" im Rücken, konnte diese Band spielen was sie wollte, es waren alles Granaten. "Princess Of The Night", "Dallas 1 PM", "Heavy Metal Thunder"' an diesem Abend gab es keine Zeit für Lückenfüller und Biff hatte die Aufgabe eine Metal-Hymne nach der anderen anzusagen.

Steve 'Doobie' Dawson

Steve 'Doobie' Dawson

Mit brennenden Drumsticks bearbeitete Nigel Glockler bei Solos seine Drums und Graham Olivers Gitarre musste ebenfalls im 'Feuer' der Metal-Battle ihr Leben lassen. "Wheels Of Steel" beendete die Schlacht der "Saxons Of The Fire", die aber nach einigen Minuten wieder aufflammen sollte. Mit "Denim And Leather", "Strangers In The Night" und "Strong Arm Of The Law" wurde eine Metal-Battle beendet, bei der es einen enormen Verschleiß an Mensch und Material gab.

Nachdem uns das grelle Hallenlicht das Ausmaß der Zerstörung zeigte, blickte ich zur Uhr und stellte fest, die Schlacht war um 22.45 Uhr beendet. Da wir aber so früh das Schlachtfeld noch nicht verlassen wollten, gingen wir zum Nebeneingang der Halle und warteten auf die Bands. Ozzy war leider schon weg, aber nach etwa 30 Minuten kamen Saxon und erfüllten bereitwillig alle unsere Foto- und Autogrammwünsche. Also das muss man Saxon ja lassen, auch bei späteren Tourneen (1988 in Bonn und 1990 in Neunkirchen) hatten wir nach dem Konzert die Möglichkeit die Jungs zu treffen. Wenn Biff & Co. auch manchmal die Vorgruppen schlecht aussehen lassen, die Fans stehen bei Saxon nicht im Regen.

Der Autor Wilhelm mit Biff nach der Saxon/Metal Church-Tour 1990

Der Autor Wilhelm mit Biff nach der Saxon/Metal Church-Tour 1990

Über den Autor

Wilhelm Eric Berwanger

Stilrichtungen: Hard Rock, Heavy Rock, Classic Rock, Heavy Metal

3 Kommentare

  1. Markus

    Witzig, November 1981 … das war der Monat, in dem ich mich aufgrund fehlenden Kapitals entscheiden musste, ob ich mir nun Saxon oder Judas Priest auf der Bühne anschaue. Letzten Endes wurde eine schwere Entscheidung gefällt und ich landete in der Saarbrücker Saarlandhalle bei den Priestern (Vorprogramm Accept und Def Leppard). Accept waren damals trotz relativ kurzer Spielzeit für mich der absolute Gewinner des Abends, Def Leppard haben mich auch vor knapp 40 Jahren schon gelangweilt und Judas waren… eben Judas.
    Zu dem Zeitpunkt kannte ich Ozzy zwar noch nicht so richtig (meine beiden ersten Platten mit ihm, "Volume 4" von Sabbath und "Diary Of A Madman" habe ich erst im Sommer 1982 gekauft), aber wenn er mir damals zusammen mit Saxon durch die Lappen gegangen sein sollte (ich weiß nicht, ob er bei 'meinem' Saxon-Konzert mit angekündigt war), dann war die getroffene Entscheidung wohl definitiv die falsche. Randy Rhoads war genial!!!

    1. Wilhelm Eric Berwanger

      Hallo Markus,
      Judas, Accept und Def Leppard habe ich damals leider verpasst. Dem habe ich lange hinterher getrauert. Ob Ozzy bei allen Terminen der Saxon-Tour dabei war kann ich nicht sagen. Vielleicht hatten wir in Köln auch einfach nur Glück? 1983 in Kaiserslautern beim Monsters of Rock hatte Ozzy kurzfristig abgesagt. Ich hatte damals einen Kumpel dabei, der extra wegen Ozzy mitgefahren war und der war natürlich am Boden zerstört. Dafür war er dann bei Rock Pop in Concert in Dortmund dabei und 1984 in Karlsruhe beim Monsters of Rock. Da habe ich mich echt gewundert.
      Schade auch für Mario, der in Kiel bei Saxon mit dabei war. Vielleicht war Ozzy da auch krank oder vom Veranstalter gar nicht gebucht? Möglich ist alles. Ich finde es aber ganz toll, dass durch unsere Kommentare die alten Metal-Geschichten nochmal zur Sprache kommen. So, keep on rockin' Jungs.

  2. Mario

    Das ist für mich interessant, da ich 5 Tage vorher Saxon in Kiel gesehen habe, meine noch vorhandene Eintrittskarte sieht genauso aus. Aber in Kiel war Ozzy definitiv nicht dabei, als vermutlich einer der ersten Käufer der ersten beiden LPs von Black Sabbath könnte ich mich an seinen Auftritt erinnern. Damals hatte ich mir zudem zeitnah aufgeschrieben, wen ich wann gesehen hatte, außer Saxon hatte ich keinen Namen notiert. Wer damals vor Saxon in Kiel gespielt hatte, weiß ich nicht, irgendeine Ansage hat es entweder nicht gegeben oder sie war nicht verständlich, jedenfalls hatte bei mir keine weitere Gruppe irgendeinen positiven Eindruck hinterlassen. Saxon aber waren toll, wie bereits im März 1981, als sie in derselben Halle als Co-Headliner mit Judas Priest spielten. Letztere hatten mich weit weniger beeindruckt. Kann sich jemand daran erinnern, wie der auch heute noch bei Saxon aktive Gitarrist Paul Quinn sein Instrument vor seinem Körper kreisen ließ? Sah klasse aus, er muß den Gurt anders befestigt haben als alle anderen und auch damals schon mit einem Sender gespielt haben. Zu meinem großen Vergnügen habe ich Saxon in den letzten Jahren noch einige Male auf der Bühne gesehen, sie waren ausnahmslos hervorragend und sind und bleiben für mich die beste der damaligen altgedienten Metal-Gruppen. Da kamen für meinen Geschmack auch Iron Maiden und Motorhead, die ich ebenfalls erlebt habe, nicht heran, auch AC/DC waren für mich nur bei einem von vier Konzerten wirklich überzeugend. Nur leider hatte ich bisher noch keine Möglichkeit gehabt, dies Biff, der grauen Eminenz des englischen Heavy Metal, persönlich einmal zu sagen. Aber das kann ja noch werden, auch wenn wir beide nun stramm auf die 70 zugehen.

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