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Heiko Kamann / The American Years – CD-Review

Heiko Kamann - "The American Years" - CD-Review

Heiko Kamann … da war doch mal was … Ach ja, die Erinnerung kommt zurück. Mein Kollege Wolfgang hatte dessen letztes Album And If – A Journey Thru Electro-Acoustic Music reviewt und damit durchaus Interesse bei mir geweckt. Der Musiker stammt aus Hannover, ist in der dort lokalen Szene bereits seit Jahrzehnten unterwegs und legt nun mit "The American Years" sein neues Album vor. Eine Liebeserklärung an ein Land, das sich – heute mehr denn je – durch seine Politik bzw. führenden Politiker nicht immer Freunde macht und gemacht hat. Lässt man diesen Aspekt außen vor, dann gibt es – vor allem für einen Musik-Fan – kaum etwas Schöneres zu entdecken, als diesen Teil der Erde, aus dem so viele der größten Alben der Musik-Geschichte stammen. Auch Heiko Kamann lässt auf seiner neuen Scheibe die Politik außen vor und erzählt von seinen Gefühlen und Erlebnissen aus dem Land der (un-) begrenzten Möglichkeiten.

Wie der Musiker im Begleittext schreibt, war ihm schon von Anfang an klar, dass er die Platte mit Paul Simons (bzw. Simon & Garfunkels) "America" eröffnen wollte. Nun covert Kamann aber nicht einfach nur, sondern verändert bzw. vereinnahmt die Nummer so sehr, dass ich sie zunächst gar nicht mal erkannt habe. Rabea Bollmann veredelt diese Version mit ihrem Cello maßgeblich. Bei den folgenden Stücken schwingt auch immer eine gewisse Sehnsucht bzw. ein gewisses Fernweh mit, das zumindest der Verfasser dieser Zeilen hinsichtlich der Landschaften und den Leuten dort durchaus nachvollziehen kann. Für "Oregon" ist die Sängerin Katja Arff zu Gast, die die Vocals dann auch gleich ganz übernimmt. Apropos "Oregon": Heiko hat sich auf dieser Scheibe nicht auf einen Ort festnageln lassen, denn thematisch geht es desweiteren über Kentucky auch bis hoch nach New York City, was der Scheibe zusätzliche Facetten beschert.

Sehr eigen und alles andere als 08/15 ist der Gesang des Hannoveraners und alleine dadurch wird er die Zuhörerschaft sehr wahrscheinlich spalten. Der Rezensent kann jedoch sehr gut mit den Vocals des Protagonisten leben. "Lady Loneliness" entstand in einer sogenannten 'Open Mic Night', in denen ein Club eine Bühne und das Equipment zur Verfügung stellt und dann jeder, der sich anmeldet, für einige Zeit auf den Brettern stehen und sein Repertoire vorstellen darf. Sehr wahrscheinlich gibt es das in unseren Landen auch, dennoch waren und sind uns die USA, was Musik und deren Stellenwert angeht, nach wie vor meilenweit voraus. Ecki Hüdepohl (den wir von seiner Band It’s M.E. sowie seiner Zusammenarbeit mit Markus Rill kennen) liefert klasse Piano-Arbeit für "Ever Been To Missoula?" ab und bezüglich der weiteren Gastmusiker ist das starke Saxofon von Hartmut Brandt sehr prominent vertreten.

Und genauso klar wie es Heiko Kamann war, das Album mit "America" zu eröffnen, so genau wusste er auch bereits sehr früh, dass er die Scheibe mit "People Have The Power" von Patti Smith (die er zu recht als eine der ganz großen Künstlerinnen Amerikas beschreibt) abschließen wollte. Gut, gesanglich kommt er an die Frau Schmitt zwar nicht heran, aber dennoch zählt hier der Gedanke bzw. die Aussage. Eine schöne Anerkennung und Verneigung vor der guten Patti. In "NYC" bringt uns Kamann (erneut mit ein bisschen Wehmut und Fernweh) ein paar Eindrücke von New York näher. Wieder mal punktet hier eine feine Slide-Gitarre, Katja Arff singt diesmal mit dem Protagonisten zusammen und Hartmut Brandt lässt sich bei seinem Part ebenfalls nicht die Butter vom Brot nehmen.

Letzten Endes haben wir es bei "The American Years" mit einem wunderschönen Album zu tun, bei dem lediglich der ungewöhnliche Gesang Kamanns möglicherweise den einen oder anderen Musik-Fan abwinken lässt. Ansonsten: Tolle Scheibe, die große Lust darauf macht, endlich mal wieder die Flügel zu spreizen und über den großen Teich zu fliegen!


Line-up Heiko Kamann:

Heiko Kamann (instruments, lead vocals)
– weitere Musiker siehe Tracklist

Tracklist "The American Years":

  1. America (feat. Rabea Bollmann)
  2. Lady Of The Open Stage (feat. Hartmut Brandt)
  3. Kentucky Memories (feat. Nele Smollich)
  4. Oregon (feat. Katja Arff)
  5. Lady Loneliness
  6. Ever Been To Missoula? (feat. Ecki Hüdepohl)
  7. Walking With You (feat. Hartmut Brandt)
  8. New Dawn (feat. Hartmut Brandt)
  9. NYC (feat. Katja Arff & Hartmut Brandt)
  10. People Have The Power (feat. Hartmut Brandt)

Gesamtspielzeit: 50:39, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
News
Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

1 Kommentar

  1. Heiko Kamann

    Vielen Dank.
    Mit den besten Grüßen
    Heiko Kamann

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