
Ich nehme die Scheibe in die Hand und schau mir erst einmal das Coverartwork an. Für meinen Geschmack zu düster, finde ich, der Bandname sagt mir aber nichts, also recherchiere ich.
Die Kanadier scheinen keine Anfänger zu sein, dieses ist ihr mittlerweile viertes Studioalbum. Sie spielen klassischen NWoBHM, beeinflusst von solchen Größen wie unter anderem Judas Priest, Iron Maiden sowie Gamma Ray oder auch Hammerfall. Okay, das könnte mich interessieren, hören wir also mal rein.
Beim ersten Hördurchgang werde ich nach einer Viertelstunde etwas enttäuscht. Die ersten fünf Tracks kann ich kaum unterscheiden, die kommen mir irgendwie monoton vor, so dass diese auch als ein einziges, langes Epos hätten veröffentlicht werden können. Vielleicht unter dem Namen 'Side A', an die Kassettenzeit erinnernd, zumal wir genau bei der Hälfte des Albums sind. Die Gitarrenthemen sind ziemlich gleichförmig, abgesehen von den Intro-Ausflügen und von der Abwechslung der Vers-Refrain-Gestaltung. Die Soli könnten etwas fantasiereicher sein, es reicht auf Dauer nicht, mit voller Begeisterung und guter Technik zu schreddern.
An diesem ersten Eindruck jedoch können in der ersten knappen halben Stunde leider nicht mal die tollen, abwechslungsreichen Drumrhythmen viel ändern, wie beachtenswert diese auch immer sind. Man muss sich schon ein paarmal die Songs anhören, damit sich diese bittere Impression auflöst. Nach einer Weile passiert das dann auch, denn der Sound, die Harmonie der Instrumente, das Zusammenspiel der Bandmitglieder ist übrigens perfekt. Und zum Glück kann sich das Positive in der zweiten Hälfte der Scheibe durchsetzen.
Der Titeltrack, "Bonechrusher", verwöhnt schon die Ohren mit heavy Riffs, happigen Einlagen und wonnigen Soli. Bei dem anschliessenden "Metal Heavy" kann man endlich die angekündigte Gamma Ray-Wirkung entdecken. Würde da Herr Hansen singen, könnte man fast glauben, dass es ein unbekannter Song von ihnen wäre. Ralf Scheepers (Primal Fear, Gamma Ray, Tyran Pace) Stimme hört man hier aber nicht weniger gern.
"Necropolis", der längste Track des Albums, besitzt eine sehr schöne musikalische Basis. Und wenn jetzt noch die Gitarrenthemen wesentlich mehr Phantasie enthalten würden, hätte ich wirklich absolut gar nichts dagegen. Mit diesem Sound erinnert der Song sogar an die klassischen Heavy Metal-Bands der fühen Achtziger, passt also.
"Killroom" mit seiner straffen Basis und in jedem Detail genussvollem Aufbau reißt einen bis zum letzten Ton mit, der Gesang ist perfekt und die Gitarrensoli bemerkenswert. Das letzte Lied, "End Of The Day", wäre thematisch wirklich ein toller Abschlusstrack, der Gesang steht hier aber leider etwas zu sehr im Vordergrund, unterdrückt irgendwie die beteiligten Instrumente. Schade.
Auch wenn meine Rezension nicht so eindeutig begeistert wirken mag, unterm Strich ist diese Scheibe angenehm und, ja auch irgendwie interessant. Jeder der Beteiligten beherrscht sein Handwerk professionell, die Männer spielen in voller Harmonie miteinander, das Mastering ist – abgesehen von wenigen Momenten – vollkommen. Einige Tracks vom "Bonecrusher" bleiben bestimmt auf unserer Playlist.
Line-up Hellrazer:
Gerald Zamponi (lead vocals and guitars)
Jim Rogers (lead and rhythm guitars)
Shigeki Tsutsui (drums)
Simon Hirota (bass)
Gastsänger: Ralf Scheepers (- #7)
Tracklist "Bonecrusher":
- Capture Or Kill
- Spitting Venom
- Ancient Fire
- Revolt
- Gutsucker
- Bonecrusher
- Metal Heavy
- Necropolis
- Killroom
- End Of Days
Gesamtspielzeit: 55:33, Erscheinungsjahr: 2019
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