Im Jahr 2006 wurde die Band Hells Fire Sinners in Columbus, Ohio gegründet. Und die Jungs wählten den klassischen Weg, sprich sie spielten erstmal ein paar Jahre lang jede Bühne, die bei 'Drei' nicht schnell genug auf den Bäumen war und veröffentlichten dann 2008 ihr Debüt "Confessions Of The Damned", das sich – wenn man der Legende Glauben schenken darf – wie eine Mischung aus Hank Williams und Motörhead anhören soll. Das Quartett war wohl ziemlich tief auch im Country Rock verwurzelt und 2010 ging es an die Arbeiten zum zweiten Werk. Leider kam es dabei jedoch wohl zu den berühmt-berüchtigten 'musikalischen und persönlichen Differenzen', Musiker verließen die Gruppe und lediglich ein paar dieser Tracks landeten auf einer 2012 (nur digital) veröffentlichten EP. Für lange Zeit sah es so aus, als würden die verbliebenen Bandmitglieder nicht mehr auf die Beine kommen, bis sich 2016 alles wieder zum Besseren wandelte.
Mit "The Dead Sunshine" legt die Combo nun ihre vierte Scheibe vor und die hat es in sich. Dabei sollte man sich auch nicht von den auf den ersten Blick eher negativ wirkenden Songtiteln wie "Goddamn, I Hate Myself", "What If We’re Already Dead?", "Fuck It All" oder "We’re All Gonna Die" irritieren lassen, denn hier geht rockmäßig mal so richtig die Post ab. Da will bereits der Opener gar keine Zweifel aufkommen lassen, der mit einem Drummer, der um sein Leben zu spielen scheint sowie zwei unter Volldampf stehenden Gitarristen gesegnet ist. Darüber verteilt Alan Downing seine unglaublich melodiösen Gesangslinien und diese Mischung ist einfach nur grandios, geht umgehend sowohl in die Beine, den Kopf und den Bauch. Ein Erfolgsrezept ist beispielsweise, dass die Band nicht versucht, irgendwas zu sein bzw. sich als Punk Rock, Country Rock, Cowpunk Rock oder was auch immer zu präsentieren. Hier fließt Adrenalin und die Stücke hören sich so erfrischend aus der Hüfte geschossen – das extreme Gegenteil von kopflastig – an, dass sie den Liebhaber von Rockmusik umgehend gefangen nehmen und nicht mehr los lassen.
Und wo zaubert dieser Alan Downing eigentlich solche hammergeilen Gesangslinien (wie bei "Let’s Rebel, Let’s Start A Fire" oder "What If We’re Already Dead?") her? Ganz starkes Material! Mal was zum Durchschnaufen? "Fuck It All" ist einfach nur ein obercooler, mit ausgefahrenen Mittelfingern schulterzuckender Gruß an den Rest der Welt, bevor sich der Protagonist … nein, nicht das Schlimmste annehmen … eher dahingehend, bevor sich der Protagonist traurig, enttäuscht und mit ein paar Promille zuviel im Blut für ein paar Stunden Schlaf in seine Gemächer zurückzieht (»Well, fuck 'em all, fuck 'em all to hell, fuck me and fuck my bleeding heart, I bid you all farewell …«). Vom Feeling bzw. Vibe in etwa wie Shane MacGowans "St. John Of Gods" oder Bob Geldofs Nummer The Great Song Of Indifference. Wenn dann auch noch ein cooles und perfekt passendes Gitarrensolo dazu kommt, sollte eigentlich kein Wunsch mehr offen geblieben sein.
Anschließend wird mit "Spinning Out" aber wieder ordentlich Fahrt aufgenommen. Wenn auch nicht der beste Song auf der Scheibe, dann aber immerhin auch kein Ausfall und wieder so richtig schön auf die Zwölf hämmernd. Und warum werde ich bei "Sweet Mary" einfach das Gefühl nicht los, dass hier nicht unbedingt eine Vertreterin des weiblichen Geschlechts besungen wird? Beim abschließenden "We’re All Gonna Die" wird dann nochmal ein Gang runtergeschaltet, um den Hörer einigermaßen sanft wieder in der Realität ankommen zu lassen. Schade ist lediglich, dass "The Dead Sunshine" bezüglich der Spielzeit viel zu kurz geraten ist.
Der Rezensent ist begeistert von diesem Album und zwar nicht nur, weil hier alles ganz hervorragend zusammen passt, sondern vor allem, weil die acht Tracks ohne jegliches Pathos um die Ecke kommen und einfach nur herrlich frisch klingen. Das kommt direkt aus der Seele und sowas hört und spürt man einfach. Mit jeder Menge Power und trotzdem jeder Menge Melodie und Feeling, alles unterlegt von einem feinen Groove, der beim ersten Anchecken möglicherweise etwas untergeht, der aber dennoch von der ersten bis zur letzten Sekunde vorhanden ist. Anspieltipps? Alle Tracks, aber im speziellen "Goddamn, I Hate Myself", "Fuck It All" sowie "Let’s Rebel, Let’s Start A Fire".
Keine Frage, für dieses Album gehen alle Daumen nach oben und so sei es auch jedem Rock-Fan ans Herz gelegt, der seine Musik etwas ruppiger und rauer mag, ohne dass sie sich in irgendwelche gängigen Genres einordnen lassen würde.
Line-up Hells Fire Sinners:
Alan Downing (additional guitars, vocals)
Scott Stevens (rhythm guitars)
Matt Toledo (lead guitars)
Andy Neff (bass)
Alex Neff (drums)
With:
Ethan Bloomingdale (piano)
Tracklist "The Dead Sunshine":
- Goddamn, I Hate Myself
- Sweet Mary
- Let’s Rebel, Let’s Start A Fire
- What If We’re Already Dead?
- Fuck It All
- Spinning Out
- We Die For Rock’n’Roll
- We’re All Gonna Die
Gesamtspielzeit: 31:55, Erscheinungsjahr: 2019
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