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Hellsingland Underground / A Hundred Years Is Nothing – CD-Review

Hellsingland Underground / A Hundred Years Is Nothing

Was geht hier ab? Bekommen Coldplay jetzt Konkurrenz aus Schweden? Zumindest mit ihrem Titel "Strangelands" aus dem neuen Album "A Hundred Years Is Nothing" können es Hellsingland Underground locker mit der britischen Pop-Rock-Band um Chris Martin aufnehmen.

Doch gewöhnlich bewegen sich die Schweden auf anderem Terrain. Sie überraschen mit einer Mischung aus 1970er Jahre Classic Rock, Blues- und Prog-Elementen mit Folk-Einschüben. Die Auseinandersetzung mit verschiedenen Einflüssen führte dazu, dass Sänger Charlie Granberg auf der aktuellen Scheibe erstmals in die Rolle des Produzenten schlüpfte und Martin Karlegård, Produzent aller bisherigen Platten, am Mischpult vertrat.

»Nach vier vorherigen Alben dachte ich, ich hätte eine ziemlich gute Ahnung, was für ein Album wir machen wollten und wie ich es erreichen könnte, ich könnte alles irgendwie in meinem Kopf visualisieren. Ich hatte einige Schlüsselwörter, die als Richtschnur für diese Platte dienten. Ich habe vier Bandnamen aufgeschrieben: Pink Floyd, The Doors, Queen und ABBA. Nicht weil ich wollte, dass das Album wie eines von ihnen klingt, sondern eher, wie sie über Musik denken. Wir alle lieben Pink Floyd und The Doors für die Atmosphäre, die diese Bands schaffen könnten, indem sie weniger Instrumente hinzufügen und Platz in den Songs lassen. Und wir lieben Queen und Abba für ihr Gespür für Melodien und das Basteln von Arrangements«, lässt uns Charlie Granberg in einem ausführlichen Statement zur Entstehung der neuen Platte wissen.

Vor allem aber wollte der Bandleader vermeiden, nur noch als Retro-Southern-Country-Rock-Formation betrachtet zu werden. Diesen Stempel bekam das Sextett nach den ersten beiden Veröffentlichungen aufgedrückt. "A Hundred Years Is Nothing" ist somit eine Art Neuerfindung, ohne ganz von bewährten Klangstrukturen abzuweichen. Denn die Countryanleihen verleihen Hellsingland Underground eine gewisse Eigenständigkeit. Die Melodien sind eingängig und haben teilweise schon beim ersten Anhören Ohrwurmcharakter, wie der Opener "Carnival Beyond The Hills" beweist. Die Schlussakkorde sind hier mit analogen Synthesizern und Mellotrons eingespielt worden und zeigen eine nicht alltägliche Instrumentierung.
Eingängige Melodien bedeuten keinesfalls langweilige Songstrukturen, denn die Titel bieten reichlich Abwechslung. Die Verschmelzung von Blues und Country mit Backgroundgesang erleben wir beispielsweise beim druckvollen Stück "The Blessing… The Curse". Sehr schön, wie die Gitarren, trotz komplexer Strukturen, das Geschehen dirigieren.

"Rainbow’s Gold" ist eine verträumte Akustik-Nummer, "Elephant" eine verspieltes Lied, das gut als Anspieltipp taugt und gitarrenseitig fast ein wenig in der Tradition der Dire Straits fischt.
Nach Einschätzung des Sängers hätten auf dem Vorgänger, "Understanding Gravity" (2016), »haarsträubende Geschichten« Einzug gehalten. Es hätte in der Folge sogar Auflösungserscheinungen der 2006 gegründeten Band gegeben. Eine ausgedehnte Tour durch Spanien, erfolgreiche Festivalauftritte und die Verpflichtung von Jerry Ask als neuen Gitarristen und Backgroundsänger hätten anschließend neue Impulse gesetzt, die sich nun in "A Hundred Years Is Nothing" widerspiegeln.

Fazit: Ein abwechslungsreiches Album einer selbstbewussten schwedischen Rockformation, dessen etwas knapp geratene Spielzeit genau Vinyl-Länge aufweist.


Line-Up Hellsingland Underground:

Charlie Granberg (vocals, synthesizer)
Peter Henriksson (guitars, vocals)
Jerry Ask (guitars, vocals)
Thomas Petterson (keyboards, piano, synthesizer)
Martin Karlsson (bass, vocals)
Patrik Jansson (drums, percussion, vocals)

 

Tracklist "A Hundred Years Is Nothing":

  1. Carnival Beyond The Hills (5:04)
  2. Strangelands (5:38)
  3. Criminal Summer (4:28)
  4. The Blessing… The Curse (4:42)
  5. Rainbow’s Gold (3:35)
  6. Elephant (4:20)
  7. A Hundred Years Is Nothing (4:06)
  8. I Win You Lose I Guess (3:29)
  9. Pig Farm (2:48)
  10. From Here To The Grave (3:29)
  11. Bloodlines (3:34)

Gesamtspielzeit: 45:13, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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