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Henrik Freischlader Band – Konzertbericht, 14.01.2020, Café Bar De Comm, Groesbeek (NL)

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Henrik Freischlader und das Blues Moose Café.
Vor etwas mehr als neun Jahren war der deutsche Blueser zu Gast bei den gemittelt einmal im Monat stattfindenden Konzerten. Wie die Zeit vergeht.
Mittlerweile sind viele weitere Alben auf den Markt gekommen. Damals war es Recorded By Martin Meinschäfer und im Herbst 2019 kam "Live 2019" auf den Markt.
Der Musiker aus der Schwebebahn-Stadt spielte gemeinsam mit dem Keyboarder Roman Babik, Marco Zügner (Saxofon) und der Groove-Abteilung Armin Alic am Bass sowie Moritz Meinschäfer (Schlagzeug).

Bereits im Vorfeld des Auftritts konnten die Leute vom Blues Moose Café ein volles Haus vermelden. Ausverkauft! Auch an dieser Stelle sollte angemerkt werden, dass der Eintritt zu den Konzerten frei ist, man sich aber über die Website sehr wohl anmelden muss.
Wie in der Vergangenheit traf sich wieder einmal die Blues-Familie in der urgemütlichen Café Bar De Comm. Dort finden die Blues Moose Café-Konzerte statt. Auch aus dieser Sicht freut man sich auf solche Termine ganz besonders. In einem Gespräch mit Henrik Freischlader war die Freude, hier abermals aufzutreten, ebenfalls groß. Von einigen Besuchern hörte man, dass sie die Band an den Tagen vorher bereits bei Konzerten in den Niederlanden gesehen hatten. So war das Interesse schon groß, welche Songs man sich aus dem reichhaltigen Angebot ausgesucht hatte.

Henrik Freischlader Band im Blues Moose Café 2020

Henrik Freischlader Band im Blues Moose Café 2020

Ganz weit zurück ging es im ersten Track des Gigs.
Der Titelsong des ersten Albums der Henrik Freischlader Band, The Blues, füllte – nach einem verträumten Gitarren-Intro – den Raum mit herrlichem Blues Rock. Auch wenn man einen tiefen Griff in die Alben-Kiste machte, klang das Stück wie frisch aus der Plattenpresse. Besonders rundeten die Nummer die Marco Zügner-Saxofon-Beigaben ab. Toll!
War der Opener schon bemerkenswert, gab das Quintett im Anschluss noch mehr Gas und siedelte ihr großartiges Können im Rock’n’Roll an. Oh, wie herrlich groovte "Lord Have Mercy", das man geschickt mit dem einen oder anderen Break arrangierte. Die motivierenden R’n’R-Akzente spiegelten sich in Henrik Freischladers Solo wider. Beifall!

Vom Openness-Album wechselte die Combo zu "Share Your Money" aus der Scheibe Hands On The Puzzle. Gedanklich kam man gar nicht aus dem Verteilen von Lob heraus, denn diese Backing Vocals von Armin Alic und Roman Babik waren so schön. Letztgenannter gab eine erste tolle Solo-Einlage zum Besten und schon richtete die Anwesenden ihr Ohrenmerk auf den spritzigen Alleingang von Saxofon-Spezialist Marco Zügner. Feine Unisono-Klänge begeisterten und ein Ausflug zum Funk machte Laune. Dann ließ man sich Zeit, um sich eine Verschnaufpause vom Funk zu gönnen. "Share Your Money" faszinierte dann noch durch eine sehr ruhige Phase, in der Moritz Meinschäfer die Kante seiner Snare einsetzte, der Bandleader seinem Solo auch einen swingenden Touch und das Publikum konzentriert zuhörte. Highlight! Der Sogtitel passte irgendwie zur Werbeunterrechung in Sachen Open Air-Release-Party für ein zukünftiges Album.
Der bis dahin sehr gelungene Zigzagkurs durch die Alben fand im Still Frame Replay-Song "Longer Days" seine Fortsetzung. Auch dieses Stück war Blues Rock im so bekannt-begehrten Henrik Freischlader-Style, den man aus zig Bluesern heraus hören kann. Diese Band war so tight, im besten Sinn perfekt eingespielt.

Henrik Freischlader (guitars, vocals)

Henrik Freischlader (guitars, vocals)

Den Slow Blues hatte die Combo natürlich auch auf dem Schirm. Der erste Song-Vertreter war "I’ve Got It Good". Hier verwandelte man die Location in eine zauberhafte Lounge. Der Gitarren-Alleingang war großformatig und Marco Zügner trumpfte mit einem phasenweise butterweichen Saxofon-Solo auf. Herrlich!
Die entspannte Form des Funk präsentierte die Formation in einer bestens gespielten Version von "Keep Playin'". Roman Babik polierte den Song aus der Scheibe Get Closer durch ein herrliches Solo auf.

Umringt von einem "Today I’m Gonna Change" sowie einem hochgradig gut interpretierten "Foxy Lady" von Jimi Hendrix, waren "Need Your Love So Bad" und "Bad Dreams (Wolkenwinde)" die zentralen Songs des zweiten Sets. Von der Sanftheit getragen, eingebettet in einen wunderschönen Keyboard-Teppich und herrlichen Saxofon-Fills lieferte Henrik Freischlader ein Solo im Schaufensterformat ab. Reichte diese beeindruckende Interpretation schon an die zehn Minuten-Grenze, kratzte "Bad Dreams (Wolkenwinde)" an die Marke von einer halben Stunde. Eine knapp gehaltene, sensible Gitarren-Einleitung ging über in einen von Dynamik geprägten Part. Dem riffigen Blues Rock setzte man ruhigere Phasen entgegen und Henrik Freischladers Gitarrenspiel glich Turnübung der Finger auf dem von Bünden parzellierten Parkett des Griffbretts.

Andächtige Sechssaiter-Phasen kontrastierte er mit Frickel-Blitzlichtern sowie lange nachschwingenden Einzeltönen. Armin Alic begleitet das Geschehen auf nur einer Saite. Marco Zügners Saxofon-Solo siedelte sich zwischen Klängen, die einerseits zart wie Tau oder Nebel über den Wiesenniederungen waren. Andererseits wechselte er die Stimmung hin zum Jazz einer Großstadt. Roman Babik wählte einen fast schon kathedralen Einstieg für seinen Alleingang. Dann prägte die Psychedelic seine Tastenfahrt. Die Langsamkeit der Dynamiksteigerung bis hin zum Blues Rock auf der Überholspur begeisterte das Publikum. Zum Schluss stellte die hervorragende Band alles auf Anfang. Diese Version von "Bad Dreams (Wolkenwinde)" war brillant. Highlight! Die nachdenkliche "Desert Love"-Zugabe stellte zwischendrin den Bass prominent in den Vordergrund.

Es müssen nicht immer nur die über den gesamten Globus hinweg bekannten Acts dafür sorgen, dass für ein Konzert unsere 'Hot Stuff'-Grafik gezogen wird. Dieser Auftritt hatte es mehr als verdient.

Die Song-Videos zum Groesbeek-Konzert können, wie immer, auf dem Blues Moose-You Tube-Kanal angeschaut werden. Am 12. Februar wird die niederländische Formation Fat Harry & The Fuzzy Licks im Blues Moose Café erwartet.


Line-up Henrik Freischlader Band:

Henrik Freischlader (vocals, guitars)
Roman Babik (keyboards, backing vocals)
Marco Zügner (saxophone)
Armin Alic (bass, backing vocals)
Moritz Meinschäfer (drums)

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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Mail: joachim(at)rocktimes.de

2 Kommentare

  1. Jürgen aus Bonn

    Ich muss meinen ersten Kommentar unbedingt noch ergänzen!
    Bei mir läuft das Video von "Bad dreams" derzeit quasi in Dauerschleife! Und – natürlich neben Henrik Freischlader – ist nicht nur Marco Zügner am Saxophon klasse, sondern auch – und ganz besonders – Roman Babik an diversen Keyboards! Seine Improvisationen: einfach genial. Und die beiden übrigen Musiker – Armin Alic am Bass und Moritz Meinschäfer an den Drums – sind nicht nur lediglich Begleitung, sondern bilden das musikalische Rückgrat, ohne die eine solche Darbietung überhaupt nicht möglich wäre – sensationell!

  2. Jürgen aus Bonn

    Hallo Joe,
    vielen Dank für den Konzertbericht und insbesondere den Hinweis auf die Veröffentlichungen auf Youtube.
    Zunächst zeigt die Setlist, dass das neue Line-up auch die alten Songs kann; das war nach dem letzten Live-Album nicht sicher, dass auch die "ollen Kamellen" noch aufgenommen werden. Und insbesondere "Bad dreams (Wolkenwinde) zeigt eindrucksvoll, dass neue Arrangements bzw. neu eingeführte Instrumente einen Song völlig neu erklingen lassen. Ich besitze alle offiziellen Versionen (und zahlreiche inoffizielle Veröffentlichungen) – jede beeindruckend, doch diese ganz besonders. Derzeit höre ich viel das Album "Togethering" von Kenny Burrell und Grover Washington jr. aus dem Jahr 1985, und ich meine, dass Marco Zügner sich hinter dem Saxophonisten aus Washington nicht zurückstellen muss – sensationell!
    Also nochmals vielen Dank!

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