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Henrik Freischlader Trio / Openness CD-Review

CD-Review zu Henrik Freischlader Trios Album Openness in RockTimes

Pause! Akku aufladen und dann mit "Openness" wieder an die Öffentlichkeit treten. Mit einer auf Trio-Format geschrumpften Band serviert Henrik Freischlader uns großformatigen Blues. Seine rhythmischen Begleiter sind Bassist Alex Grube und Carl-Michael Grabinger (Schlagzeug).

Wenn man bei einem Blues-Vorzeige-Musiker wie Henrik Freischlader davon spricht, dass er das macht, was er schon vorher auf Alben oder auf der Bühne präsentiert hat, dann weiß der geneigte Fan, was ihn erwartet: 12-Takter aus dem obersten Regal der Zunft. Bei den zwölf auf "Openness" vorgelegten Eigenkompositionen wird der Hörer zu so etwas wie einem Rosinen-Picker, denn Song-Schwächen werden hier zu einem Fremdwort.

Das Trio zeigt sich versiert, nutzt jede Gelegenheit, die Möglichkeiten einer Dreierbesetzung voll auszuschöpfen. Der funkig ausgelegte Opener und Titelsong "Openness" unterstreichen textlich, welche Bedeutung der Mann mit der Schirmmütze dem Neustart zukommen lässt.

»[…] Goodbye oppressivness I Wanna be easy […]
Hello openness Good you came back […]
Found two guys who can play it right
It’s gonna get a little better […]«

Die zuletzt zitierte Zeile kommt im Text häufiger vor und bringt die Qualität der vorliegenden Scheibe aus meiner Sicht mit einem Understatement auf den Punkt. Der Fokus des "Openness"-Erfolgs konzentriert sich auf ein tolles Songwriting, zupackende Arrangements, klasse Album-Klang und schließlich einer Band, die man als tight bezeichnen kann. In einer Aufzählung muss ja in einer Reihenfolge geschrieben werden, aber hier lassen lässt sich die Folge beliebig verändern.

Die erste Nummer strotzt vor Kraft, hat einen ausgeruht-flexiblen Henrik Freischlader am Gesangsmikrofon, rückt die Rhythmusabteilung in ein helles Licht und das Gitarrensolo sprengt virtuelle Grenzen in dem Song. So wird der Hörer schon nach den ersten zirka viereinhalb Minuten sehr neugierig auf die folgenden elf Lieder.

Bei den Songtiteln fällt einem der Track mit dem Namen "Techno" besonders auf. Erwartet man nun etwas ganz Neues vom Henrik Freischlader Trio? In den Lyrics ist die Nummer kritisch, die Musik wird zum laustarken Sprachrohr der Worte. Riffs beherrschen die Szenerie, locker eingeflochtene Beruhigung erzeugt Spannung und dann gibt es da noch ein Intermezzo, das unvermittelt auf jazzige Akzente setzt. Alex Grube zupft hier Ausrufezeichen und abermals haut Henrik Freischlader ein krachendes Solo raus. Wie gesungen, so serviert: Rock’n’Roll.

Wenn sich ein Morgen so gestaltet, wie der "Early Morning Blues", dann kann der Tag kommen. Entspannt und groovig ist diese Nummer, verglichen mit dem ersten Stück ein Stimmungsmacher der anderen Art. Hinhörer! Mit dem Bottleneck am Finger wird in traditionell-rockender Art und Weise "Lord Have Mercy" angestimmt. Weit entfernt vom Gospel heult die Slide-Gitarre ihr Lied vom Country Blues und zu dieser Nummer darf auch das Tanzbein geschwungen werden.

Natürlich hat das Henrik Freischlader Trio im "Openness"-Köcher Balladen für den Hörer parat. "Never Really Left You" schleicht sich zeitlos-schön ins Gehirn und bringt den melodischen Aspekt auf den Plan. Highlight!

"Senses" reiht sich dahinter ein. Musik zum Zuhören oder bestens geeignet für den romantischen Abend und dem Klammer-Blues.

Nicht nur Insider wissen, dass es auch ein musikalisches Leben (zum Beispiel Lash) vor der Henrik Freischlader Band und The Blues gab. Im Jahr 2016 feiert dieses Album sein zehnjähriges Jubiläum und nach einer regenerativen Kreativpause hat "Openness" genau das, was man aus dieser Situation daraus von einem Album erwartet: Frische und Mehr.


Line-up: Henrik Freischlader Trio

Henrik Freischlader (guitar, vocals)
Carl-Michael Grabinger (drums)
Alex Grube (bass)

Tracklist "Openness":

  1. Openness
  2. Early Morning Blues
  3. Lord Have Mercy
  4. Business Straight
  5. Master Plan
  6. Never Really Left You
  7. Nobody Else To Blame
  8. Senses
  9. Techno
  10. Today I’m Gonna Change
  11. High Expectations
  12. His Love

Gesamtspielzeit: 66:52, Erscheinungsjahr: 2016

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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Mail: joachim(at)rocktimes.de

1 Kommentar

  1. Frank Leclaire

    Schön beschrieben! Und der Henrik ist meiner Ansicht nach, flankiert von Bass und Drum-Heroes, ein besonderer Musiker. Ich erinnere mich noch an einen Gig in der Zeche Bochum, da war er gerade knappe 20 Lenze alt. Die Stimme klang locker 30 Jahre älter und der Blues war wurzelig und innovativ zugleich. Ich freue mich über das neue Album. Auf die oft gehörte Frage "Noch ein Blues Album?" gibt er die richtige Antwort: It’s gonna get a little better…
    Und das immer wieder!

    Frank

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