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Hey Satan / Same – CD-Review

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Hey Satan ist eine neue Band aus dem weiten Dunstkreis aus Stoner- und Heavy Rock – und die drei Herren Francois, Laurent und Frank kommen aus Lausanne, jener Stadt am Genfer See, die schon vor vielen Jahren einen inzwischen zum Leitwolf herangewachsenen Spross hervorgebracht hat. Keinen geringeren als Monkey3. Mit denen haben Hey Satan gemeinsam, dass die Bandmitglieder in den Medien nur mit ihren Vornamen firmieren, ansonsten gehen sie musikalisch einen anderen Weg.

Hochkochende Drums, jemand, der den saitenstarken Turbo zündet. Und dann, gib Gas, Grete. Die Welt ist weit und wir essen zeitig. Vollgas und ab dafür. "Fallon City Messiah" will uns allein vom Titel womöglich schon einen Hinweis auf wertgeschätzte Verwurzelungen geben? Man erinnere sich, der Sänger von The Clutch ist ein gewisser Neil Fallon. Zufall? Glaub ich nicht.
Warum auch, es macht absolut Sinn, die fruchtbaren Spender kulturellen Samens für Hey Satan in genau diesem Dunstkreis zu suchen. Sie beziehen sich darauf und entwickeln ihren eigenen, weitgehend sehr aggressiven Sound daraus, ohne übertrieben brachial zu werden. Eine Mischung aus Stoner und gutem alten Bluesrock lässt es krachen, aber ohne Krawall.

Gesangsharmonien erinnern teilweise an The Machine und vor allem an Sungrazer, besonders in "Sunshine Blues" mit seinem perfekt entschlackten und gradlinigen Eingangsrhythmus. Aus dem hätte auch ein klassischer Bluesrock entstehen können, aber er biegt recht bald auf den Stonerpfad ab und lässt die Wüste glühen. Das macht Spaß und weckt Erwartungen für heftig aufgeheizte Live-Acts. Hier kommt schon eine Menge Geist von Kyuss unter uns, wie sie diesen schönen Song stimmig bis zum Ende zelebrieren. Knallharte Riffs am Ende, Feierabend. Es gibt keine Zeit für Verschnörkelungen.

Hat man diesen Geist aufgesogen, erfährt die Stimmung in der nächsten Nummer noch eine Steigerung. "In Cold Blood" bringt den Tenor der Musik ziemlich gut auf den Punkt. Kaltblütig bedeutet der Titel, seine Musik vermittelt das Gegenteil, nämlich heiße, leidenschaftliche Outbreaks, die ihre Wirkung nicht verfehlen.

In "Song For A Lost Mariner" möchte man sogar ein paar Wurzeln bei Led Zeppelin entdecken, aber das Herz des Satans scheint alles in allem doch vor allem in der Nähe von Kyuss zu schlagen, die vielen Parallelen sind dann doch sehr augenfällig. Als ob sie uns das wissen lassen wollen, folgt der Beweis in Form von "Red Light Woman" auf dem Fuß.

In "Bastardizer" finden wir sogar heftige, fast punkige Metal-Anleihen, kurz, knapp und auf dem Punkt. Und wenn die Hütte brennt, dann muss man nachlegen. Tun sie auch, "Black Flags Down" knallt mächtig auf die Ohren. Doch trotz allem rhythmischen Geprügel bleibt die Leadgitarre immer ein Stück weit bei ihren Wurzel, und die liegen im harten bluesigen Heavyrock. Dadurch verlieren die Songs nie ihren originären Stil.

Genau den erfahren wir sehr schön und damit irgendwie zusammenfassend in der letzten Nummer auf dem Album, abgefahren betitelt "This Meat Stinks, Honey!". Eine tief grummelnde Rhythmusgitarre und eine darüber kreisende, oft kontrapunktierende Leadguitar treiben sich gegenseitig vorwärts, ein Song, der ohne Worte auskommt.

Hey Satan kommt offenkundig auch ohne Bass aus und bedient uns stattdessen mit dröhnend tiefen Gitarrenriffs eines zweiten Sechssaiters, was den Sound noch angriffslustiger erscheinen lässt. Die gut aufeinander abgestimmten Gitarren springen dich an wie ein aggressives Wüstentier, selbst Klapperschlangen sollen ja derart offensiv werden können. Belassen wir es bei der Musik, die Reptilien überlassen wir gerne den Zoologen.

Schon die erste kurze Hörprobe hat mich satanisch auf den Trip geführt, ich bin froh, dem Lockruf der Wüste wieder einmal gefolgt zu sein. Hey Satan spielen geradlinig ehrlichen Stonerrock mit bluesig, heavyrockigen Ausritten, so mag ich das gerne auch mal auf der Bühne erleben dürfen.


Line-up Hey Satan:

Francois (vocals, guitar)
Laurent (vocals, guitar)
Frank (drums)

Tracklist "Hey Satan":

  1. Fallon City Messiah
  2. Legal Aspect Of Love
  3. Sunshine Blues
  4. In Cold Blood
  5. 1991
  6. Song For A Lost Mariner
  7. Red Light Women
  8. Bastardizer
  9. Black Flags Down
  10. This Meat Stinks, Honey!

Gesamtspielzeit: 36:42, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Michael Breuer

Hauptgenres: Gov´t Mule bzw. Jam Rock, Stoner und Psychedelic, manchmal Prog, gerne Blues oder Fusion

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