Schon als ich das Cover gesehen habe, war mir klar, welche Musik sich in der Hülle befinden würde. Umgekehrt ist es vermutlich so, wer zuerst Songs hört, weiß wie die Typen aussehen, die sie fabrizieren. In dieser Hinsicht (und nicht nur in dieser) sind High Reeper berechenbar. Wer sich nun fragt, wie sie denn aussehen – wie junge Musiker, die im Plattenschrank der Eltern gewühlt und Material aus den 70ern entdeckt haben. Wobei die Fünf in diesem Fall mal nicht aus Schweden kommen, sondern aus den USA, genauer gesagt, Philadelphia. Oder wie sie bei Facebook angeben: Reeperville – gefällt mir.
Meistens schimpft sich das zu hörende Ergebnis dann Retro Rock, manchmal, wie in diesem Fall, Proto-Doom-(Metal). Das bedeutet: 70er-Rock mit viel Black Sabbath-Einfluss drin (bei dem Titel "Reeper Deadly Reeper" muss ich irgendwie an "Sabbath Bloody Sabbath" denken). Das ist alles andere als originell und es stellt sich schon die Frage, ob es noch einer weiteren Band bedarf, die meint, die Lücke zu füllen, die von den großen Vorbildern hinterlassen wurde.Anscheinend ist das Interesse daran ungebrochen und ich kann mir gut vorstellen, dass High Reeper auf begeisterte Ohren stoßen, die von diesem Stil nicht genug bekommen können.Vor allem live dürften sie bestimmt Fans finden gemäß ihrem Motto: »we write rock music to bang our heads to«, daher wäre es nicht verwunderlich, wenn sie mal irgendwann im Billing von Stoner, Doom oder anderen Festivals auftauchen.
In einem Punkt muss ich allerdings eindeutig der Info widersprechen: »With a rhythm section throwing down grooves that are deeper than the darkest abyss«. Ich finde die Scheibe weder besonders heavy (bestenfalls stellenweise) noch abgründig. Als Doomer habe ich in diesem Punkt ganz andere Erwartungen/Vorstellungen, da gibt es ganz Anderes, Unheilvolleres, Dunkleres.
High Reeper (wieso eigentlich mit zwei 'e' geschrieben? – eine mögliche Interpretation könnte im Zusammenhang mit dem niedersächsichen Begriff 'reep' für Hanfseil stehen … Hanf dürfte den Jungs sicherlich bekannt sein …) bieten vielmehr lässigen Stoner Rock mit deutlichem 70er Jahre-Einschlag und teilweise doomigen Passagen. Gerade Letztere gefallen mir, auch wenn sie natürlich von Großmeister Tony Iommi inspiriert sind. Ebenso gibt es Geezer Butler-Bassläufe. Schlecht gemacht/gespielt ist das Ganze keinesfalls.
Zach Thomas quäkt zwar, aber klingt gar nicht mal so sehr nach Ozzy Osbourne-Klon wie so manche Kollegen. Seine Stimme ist für mich der Schwachpunkt auf der Scheibe. Meinem Empfinden nach liegt er ziemlich neben der Spur, jedoch nicht so, dass es wieder cool wäre. Es passt zwar schon irgendwo, aber ich muss zugeben, mir ist es am liebsten, wenn er still ist. Mag Geschmackssache sein, wie auch die ganze Veröffentlichung an sich. Ich persönlich hätte sie nicht unbedingt gebraucht, andere mögen das wieder anders sehen, rein musikalisch und vom Können her kann man High Reeper nichts vorwerfen, es ist lediglich unoriginell …hört rein, entscheidet selbst…
Line-up High Reeper:
Shane Trimble (bass)
Zach Thomas (vocals)
Pat Daly (guitars)
Andrew Price (guitars)
Napz Mosley (drums)
Tracklist "High Reeper":
- Die Slow
- Chrome Hammer
- Soul Taker
- High Reeper
- Reeper Deadly Reeper
- Weed & Speed
- Double Down And Let It Ride
- Black Leather (Chose Us)
- Friend Of Death
Gesamtspielzeit: 42.41, Erscheinungsjahr: 2018
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