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Hollywood Vampires / Live In Rio – CD-Review

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Eine CD-Besprechung mit dem achten Titel beginnen zu wollen, mag vielleicht nichts Außergewöhnliches sein. Dennoch sei die Frage erlaubt: Warum gerade mit "Whole Lotta Love" starten? Das Stück stach mir auf dem Album "Live In Rio" der Hollywood Vampires sofort ins Auge, sollte sozusagen die Feuertaufe beim Hören bringen. Der Klassiker von Led Zeppelin erklang in einer überarbeiteten Version und schon sollte mir klar werden, was mich hier noch erwartet! Dieser Plan ging auf, mit der Folge, dass der Player an dieser Stelle weiter lief und nicht mit dem ersten Song, der eigenen Komposition "Raise The Dead", einem mehr als würdigen Opener. Auf "Whole Lotta Love" folgt "Jeepster" von T. Rex. Veröffentlicht im Original 1971, sind wir bei den Coversionen schon mitten im typischen Altersspektrum des grandiosen Live-Albums. Alice Cooper (Gesang), Johnny Depp, Joe Perry und Tommy Henriksen (alle Gitarre) nebst einer illustren Schar Gästemusiker hauchen den Liedern den Reiz ihrer Zeit ein, um sie jeweils für die Hörgewohnheiten im Hier und Jetzt aufzupolieren.

Unüberhörbar ist der Spaß am Musikzieren. Im Ergebnis klingt die Scheibe nach einer profunden Band. Wir treffen uns mal schnell auf ein Feierabendbier und schauen, was dabei herauskommt – das ist mit Cooper & Co. definitiv nicht zu machen! Hier gibt es ordentlich was auf die Ohren. Ein energiegeladenes Festival hörenswerter Songs und eine CD, die den Namen Live-Album verdient! 2015 entstand nicht nur das erste Album der Hollywood Vampires. Die Band spielte gleich noch im Gründungsjahr vor über 100.000 Besuchern eines ihrer größten Konzerte, welches nunmehr als erstes Livealbum vorliegt.

Bei mir werden sofort Erinnerungen an die unverwüstlichen Stones wach, denn auch bei deren Konzerten wird der Rock ’n' Roll zelebriert und damit gelebt. Auf "Live In Rio" wird deren Wirken mit "Brown Sugar" aus ihrem Album Sticky Fingers von 1971 gewürdigt. Mit "My Generation" erschuf Pete Townshend von The Who im Jahr 1965 einen zeitlosen Klassiker. 50 Jahre später wird er in einer Version der Hollywood Vampires zu neuem Leben erweckt. Für immer jung, möchte man meinen. Ein Höhepunkt auf "Live in Rio" ist für mich "School’s Out". Nicht nur, weil Frontmann Alice Cooper den eigenen Klassiker aus dem Jahr 1972 covert, was ich auf solchen Formaten immer wieder bemerkenswert finde. Auf "School’s Out" kommt die Live–Atmosphäre derart überzeugend rüber, dass hier ein Gänsehaut-Erlebnis garantiert wird.

Einerseits geht der Rhythmus tief ins Blut. Den originalen Refrain können die Besucher lautstark mitsingen. Überzeugend aber wird es, wenn bei dieser Live-Darbietung aus vollen Kehlen die Zeilen »We Don’t Need No Education. We Don’t Need No Thought Control« aus "Another Brick In The Wall" von Pink Floyd erklingen. Das betrifft Akteure und die begeisterten Zuhörer gleichermaßen. Neben "School’s Out" reihen sich Titel an Titel, die alle für sich allein für ein außergewöhnliches Album stehen. Ein eindrucksvoller Beweis, dass es aus einer solchen Produktion keinen Leerlauf geben muss.

Hollywood Vampires? Na klar, mit Musiker und Schauspieler Jonny Depp ist einer der gefragtesten Hollywood-Größen am Start. Weit gefehlt! Die Idee kam Alice Cooper bereits 1972, als in den oberen Räumen der legendären Rainbow Bar and Grill am Sunset Strip in Hollywood ein Lokal für Stars wie Alice Cooper, Ringo Starr, John Belushi, John Lennon, Keith Moon, Keith Emerson, Harry Nilsson, Marc Bolan und viele andere zur Heimat auf Zeit wurde. Berühmt wurde der Club für so manches nächtliche Trinkgelage…

Mehr als 40 Jahre später taten sich Cooper und sein guter Freund Johnny Depp zusammen und beschlossen, dass der Geist der Hollywood Vampires ohne das Trinken weiterleben sollte. Zu ihnen gesellten sich Aerosmith-Leadgitarrist Joe Perry, der ein alter Freund von beiden ist, und Tommy Henriksen, langjähriger Freund von Alice Cooper, Bandmitglied und Produzent.

Das Album "Live In Rio" als Zeugnis eines bahnbrechenden Auftritts besticht durch ein hochkarätiges Line-up. An der Seite von Cooper, Depp, Perry und Henriksen stehen mit Duff McKagan (Guns N' Roses), Matt Sorum (Velvet Revolver) und Bruce Witkin (Produzent), Lzzy Hale (Halestorm), Andreas Kisser (Sepultura) und Zak Starkey (The Who / Oasis) Superstars auf der Bühne. Eine weitere Legende stand an den Reglern: Produziert wurde das Album von Bob Ezrin (Deep Purple, Kiss, Pink Floyd).
"Live In Rio" ist bei earMUSIC erschienen und als CD+DVD Digipak, CD+Blu-ray Digipak erhältlich. Angekündigt war eine limitierte und nummerierte 2 LP (black) .


Line-up Hollywood Vampires:

Alice Cooper (vocals)
Johnny Depp (guitar)
Joe Perry (guitar)
Tommy Henriksen (guitar)

With:
Duff McKagan (bass)
Matt Sorum (drums)
Bruce Witkin (guitar)
Lzzy Hale (vocals, guitar)
Andreas Kisser (guitar)
Zak Starkey (drums)

Tracklist "Live In Rio":

  1. Raise The Dead
  2. My Generation
  3. Got A Line On You
  4. Cold Turkey
  5. Five To One / Break On Through (To The Other Side)
  6. Manic Depression
  7. 7 And 7 Is
  8. Whole Lotta Love
  9. Jeepster
  10. I’m A Boy
  11. School’s Out
  12. Billion Dollar Babies
  13. Train Kept A-Rollin'
  14. Brown Sugar

Gesamtspielzeit: 55:00, Erscheinungsjahr: 2023

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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