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Horizon Ignited / Tides – Digital-Review

Horizon Ignited / Tides – Digital-Review

Wenn man an Finnland denkt, was kommt einem gleich in den Sinn?
Weites Land, kaltes Wetter, viel Wasser und natürlich schwermütige Metal Music! Was da schon qualitativ Starkes aus den skandinavischen Ländern zu uns rüber geschwebt ist, ist enorm. Nun hab ich von Reaper Entertainment ein Album von einer Band mit dem Namen Horizon Ignited zum Besprechen bekommen: "Ignited" – auf dem laut deren Aussage mit dem Feuer gespielt wird. »Sie übergießen die Welt des Melodic Death Metal mit Benzin – und halten selbst das Streichholz in der Hand!«, so der Pressetext.
Nach zwei bereits beeindruckenden Alben legt die Band mit "Tides" ein kolossales Werk nach – mit dem Kurs, ein stagnierendes Genre zu ändern.

Fast schon gemütlich quellen die ersten Töne aus den Boxen; diese kurze Szene wird jäh durch kräftige Gitarrenschübe unterbrochen, die wiederum in das gemütliche Thema wechseln, bis ein fordernder Growl diese Szene in eine andere Ecke befördert.
"Beneath The Dark Water" ist Programm, das sich im beeindruckenden Cover widerspiegelt. Wir begeben uns in die Mythologie der Sagen, die Zeit der Götter. Neben den Growls erscheint noch eine klare Stimme in der finnischen Landessprache, die schließlich zur wütenden Fraktion wechselt. In der ganzen Brachialität blitzt immer wieder das Anfangsthema heraus, was den ganzen Mix immer in ein positiveres Licht rückt.

Gleich beim Opener bestechen Horizon Ignited durch fast schon genialen Songaufbau und ebensolche Dramaturgie. So heben sie die Melodic Death Metal-Schiene tatsächlich in eine andere Ebene. Genauso relevant ist ihre aktuelle Single, "Ashes", ein Track, in dem sich ihre aufgestaute Wut zu einer Einheit vermischt und den Song zusammen mit dem Gastmusiker Jaakko Mäntymaa in ein Metal-Messer verwandelt.

Und es geht noch faster and harder, ganz im Sinne der Anfangstage des Death Metal. Der polarisierte bekanntlich in den skandinavischen Ländern und ist nicht gerade im positiven Sinne aufgefallen. "Baptism The Fire" ist wie eine Hommage an diese Zeiten, die sich an Slayer, Anthrax und den damaligen Heroes des Black Metal orientieren. Der ganze Hass entlädt sich wiederum in künstlerischer Hinsicht in eine Art Hymne: "Welcome To The House Of Hate". Hier spürt man die Direktheit, die Band redet nicht um den heißen Brei, sie nennt es beim Namen …

Die gleiche Chemie und ihren besonderen Mix haben die fünf Jungs mit ihrem Produzenten Juho Räiha (Swallow The Sun) gefunden. Seit 2017 machen sie Musik, touren und haben vor "Tides" zwei Alben veröffentlicht. Ihre Black Metal-Wurzeln haben sie nie verloren und mit der Zeit die dazugehörige Melodik fast schon perfekt ausgearbeitet und dieser Mix hebt Horizon Ignited aus der Masse hervor.

Noch ein Beispiel gefällig?

Herzstück des Albums ist zweifelsohne "My Grave Shall Be The Sea (Leviathan pt. II)". Wikipedia meint: »Ein Leviathan ist ein kosmisches Seeungeheuer aus der jüdischen Mythologie. Der Leviathan soll am Ende der Welt von Gott besiegt werden…«.
Dieses Ungeheuer wird musikalisch auf hoher See frei gelassen und sich selbst überlassen. Hier spielt die Band ihre ganze Stärke aus, der Wechsel von Okko Solanteräs Stimme zwischen Growls und klaren Vocalparts mit wuchtigen Metalgitarren und dem vordergründigen Keyboardthema begeistert. Es entsteht ein Strudel aus melodischer Härte – wie ein Soundtrack zu einer mystischen Sage.

So geht es mutig und munter weiter, ein perfektes Zusammenspiel der Musiker untereinander, ob es die brachialen Gitarrenriffwände sind, oder die Rhythmussection aus Bass und Drums sowie immer wieder der Synthesizer von Miska Ek, der stets ein Licht ins das Dunkle bringt; wie z. B. auch bei "Aurora’s Dance".

"Tides" ist ein sehr gutes Melodic Death Metal-Album, das auch eine Brücke für den Einstieg in diese wunderbare Welt zu bauen scheint. Eine Welt, in der es viel zu entdecken gibt. Auch wer ansonsten mit Growls nichts zu tun haben möchte sollten mal ein Ohr riskieren. Die finnische Kälte und Schwere ist zwar zu spüren, durch die vielfältigen Melodien und das besondere Spiel mit Geschwindigkeiten wird es aber nicht eintönig. Lassen wir uns mit den bedeutsamen Schlussworten der Band nieder und diese auf uns wirken:
»Auf der universellen Skala sind wir sind sehr klein und bedeutungslos, aber wenn wir zusammenarbeiten und zusammenhalten, können wir vielleicht einen Sinn in dieser kosmischen Leere finden«.


Line-up Horizon Ignited:

Okko Solanterä (vocals)
Johannes Mäkinen (guitar)
Vili Vottonen (guitar)
Miska Ek (keyboards)
Jiri Vanhatalo (drums)
Jukka Haarala (bass)

Tracklist "Tides":

  1. Beneath The Dark Waters (4:15)
  2. Ashes [feat. Jaakko Mäntymaa] (4:22)
  3. Baptism By Fire (2:07)
  4. Welcome To This House Of Hate (3:45)
  5. My Grave Shall Be The Sea [Leviathan pt. II] (6:18)
  6. Prison Of My Mind (4:23)
  7. Fraction Of Eternity (3:15)
  8. Aurora’s Dance (5.11)
  9. Tides (3:19)
  10. Fragments (4:02)

Gesamtspielzeit: 40:57, Erscheinungsjahr: 2025

 

Über den Autor

Achim Mayinger

Genres: Beat, Classic Rock, Hard'n'Heavy, Progressive Rock

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