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Hot’n’Nasty – Konzertbericht, 09.12.2017, Blue Notez Club, Dortmund

Heimspiel in Dortmund. Hot’n’Nasty luden zur CD-Präsentation in den Blue Notez Club.
Das Album, um das sich an dem Abend alles drehte und bestimmt auch in der Zukunft gehen wird, hat den kurzen, aber griffigen Titel "Dirt" bekommen.
In den Neunzigerjahren gegründet haben die Power-Blueser um Frontmann Malte Triebsch schon für einiges Aufsehen in der Szene gesorgt. So war Boost »[…] in allen Belangen überzeugend […]«, aber auch "Electrified" kann da problemlos mithalten.
2013 verstarb Patrick Pfau, seines Zeichens Sänger mit besonderer Ausstrahlungskraft. Nach einer Pause war Robert Collins dann der Mann hinter dem Gesangsmikrofon. Hot’n’Nasty ist auch ein Synonym für fesselnde Live-Shows. Nicht nur als Headliner tourte und tourt man ausgiebig. Das Quartett brachte das Publikum auch schon bei Konzerten von Ana Popovic, Wishbone Ash oder Walter Trout auf Betriebstemperatur.
"Dirt" liegt zur Rezension bereits auf dem Schreibtisch des Berichterstatters, aber um die neuen Songs live wirken zu lassen, wurde vor diesem Auftritt ganz bewusst darauf verzichtet, die Scheibe zu hören. Als Special Guest präsentierte Hot’n’Nasty den auch auf "Dirt" zu hörenden Keyboarder Sascha Stiehler.
Tags zuvor hatte es selbst am flachen Niederrhein den ersten Schnee dieses Spätherbstes gegeben. Aber am Samstag, dem 09.12.2017 kannte das Navi nur ein Ziel. Den Blue Notez Club in Dortmund.

Hot'n'Nasty im Blue Notez Club Dortmund

Hot’n’Nasty im Blue Notez Club Dortmund

Von den insgesamt fünfzehn Songs auf "Dirt" – den Track "Daylight" gibt es zu Beginn und am Schluss als "Daylight (Reprise)" – spielte die Formation rund ein Dutzend Kompositionen. So war das Lieder-Angebot einer CD-Präsentation würdig und eben dieses "Daylight" im Gewand einer sinnlich-instrumentalen Slide-Einlage von Malte Triebsch fungierte als perfekter Türöffner des fast zweieinhalbstündigen Gigs.
Hot’n’Nasty zeigte sich mit einem weiteren Bottleneck-Betrieb in "Shake The Devil’s Hand" am Puls des hinlangenden Blues Rock. Tief in den Wurzeln verankert passte Robert Collins' raue Stimmgewalt perfekt zum Zwölftakter aus dem Ruhrpott.
Ein pumpender Bass sowie eine heftige Wah Wah-Campagne waren die Kennzeichen von "Hard Working Band". Hart rockender Blues schoss aus den Boxen und in diesem Zusammenhang muss ein dickes Lob an den Soundmann des Blue Notez Club ausgesprochen werden, denn er setzte die nach einem Humble Pie-Song benannte Gruppe perfekt in Szene.
Über ein Rock’n’Roll getränktes "Catch Us All" und "Back On Track" mit seiner furiosen Slide-Gitarre sowie authentisch-rauem Gesang war es an der Zeit, Tasten-Gast Sascha Stiehler auf der großzügigen Bühne des Clubs willkommen zu heißen. "She Talks" – abermals ein Track aus dem Albums "Dirt" – wurde von dem Jazz-affinen Keyboarder quasi pasteurisiert. Seine Beiträge waren eine erfolgreiche Erweiterung des Band-Sounds. Sascha Stiehler blieb auch bei den folgenden Liedern bis zur Pause der fantasievoll auftrumpfende fünfte Mann des Auftritts.

Malte Triebsch (guitars, slide guitar)

Malte Triebsch (guitars, slide guitar)

Die Kategorie Slow Blues war selbstredend ebenfalls vertreten. "It’s Only Money" wurde von Malte Triebsch mit einem exzellent-langen Gitarren-Exkurs geprägt, begleitet von einem tollen Keyboard-Unterbau. Im weiteren Verlauf verwöhnte man die Zuschauer mit weiteren "Dirt"-Nummern. "So Much Better Than This" fiel in die Kategorie Riff-Blues mit einer leichten Led Zeppelin-Würzung. Der Gitarrist trug während des ersten Konzert-Teils auch ein T-Shirt dieser Gruppe.
Vor der Pause gab es noch weitere Könnens-Kostenproben vom Gitarristen, der am Bühnenrand stehend, das Publikum bei immer weiter abnehmender Lautstärke in seinen Bann zog und Robert Collins mit dezenter Bandbegleitung quasi ein Vocal-Solo zum Besten gab. Gänsehaut! Einerseits verfügte die Hot’n’Nasty-Dampflokomotive über einen extrem großen Druck im Feuerkessel und andererseits bot die Combo auch herrliche Variationen der Leichtigkeit. So oder so war das mit über zehn Songs gefüllte erste Set schweißtreibend. Kein Wunder, dass frische T-Shirts her mussten. Der Gitarrist machte damit sozusagen Werbung für Jimi Hendrix.
Passend zur Dampflok machte die Band in "Steamroller" dem Country Blues, verfeinert mit Boogie-Riffs und aufgebohrten Zylindern, Beine. In Erinnerung an den ehemaligen Sänger Patrick Pfau schrieb Malte Triebsch "Almost Like You’re Here". Man konnte spüren, wie sich das balladeske Herzstück des Konzerts zu einem sehr persönlichen Anliegen entwickelte.
Mit einer Gitarre-Keyboard-Interaktion begeisterte der Slow Blues "Fool For Your Stockings" durch seinen unverfälschten Blues-Charakter und mit einer jazzigen Einleitung zur Bandvorstellung hatten Jacob Müller, Dominique Ehlert sowie Sascha Stiehler ihre Freiräume für Soli. Der Tieftonzupfer bot einen fuzzigen Fusion-Alleingang und der Schlagzeuger zog alle möglichen Register seines beeindruckenden Könnens. Da ließ sich der Tastenmann nicht lange bitten und bot ein Solo, bei dem er sozusagen über Tische und Bänke ging. Er kletterte auf sein Instrument, er schob seinen ganzen Unterarm über die Tastatur und setzte sich schließlich  – immer weiter spielend – rücklinks auf das Gerät. Diese Bandvorstellung war ein weiteres Highlight.
Mit dem Publikum als klatschende Rhythmusgruppe begeisterte der auf einem Perlmutt-Sechssaiter inklusive Bottleneck gespielte fulminante "Slide-Rock". Nach einem groovenden "Go To The Woman" folgte ein infizierender Rock’n’Roller und vor der Zugabe garte man "Goin' Down" von Don Nix in einem heavy Blues-Brotteig.
Zu Beginn zwischendrin und am Ende der Zugabe – einem Medley aus ZZ Top-, AC/DC-, Led Zeppelin– und Golden Earring-Zitaten – spielte Robert Collins seine Harp, mit der er ganz zum Schluss den Hot’n’Nasty-Zug in den Bahnhof rollen ließ. Dieses tolle Konzert war beste Werbung für den vielschichtigen Blues der Band und das Album "Dirt".
Wir bedanken uns bei Malte Triebsch für den Platz auf der Gästeliste.

Line-up Hot’n’Nasty:

Robin Collins (vocals, harmonica)
Malte Triebsch (guitars)
Jacob Müller (bass)
Dominique Ehlert (drums)

Special Guest:
Sascha Stiehler (keyboards)


Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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