Nicht nur wer Burn als CD oder LP besitzt, möchte Hot’n’Nasty live erleben.
Die Band aus dem Ruhrpott trat am 24. September in der Culucu Bar, Kleve auf.
So ganz stimmt es mit dem Ruhrpott nicht, denn Bassist Jacob Müller sowie Dominique 'Gaga' Ehlert (Schlagzeug) stammen aus Leipzig.
Mit dem German Blues Award 2020 für die beste Band und der Teilnahme an der German Blues Challenge unter dem Arm lässt es sich sehr gut leben.
Mittlerweile kann die Combo – inklusive "Burn" – auf vier erfolgreiche Alben zurückblicken.
Folglich dürfte man von dem Auftritt – präsentiert von der Klangfabrik Kleve e.V. – im Culucu, Kleve von so etwas wie einem Streifzug durch die bereits veröffentlichten Alben ausgehen.
Einen Tag vor der "Burn"-CD-Präsentation im Kunsthaus Langenberg, Velbert, war das Culucu-Konzert, wie Malte Triebsch bestätigte, durchaus die Generalprobe für den 25. September 2021. Inzwischen ist die Culucu Bar, Kleve am Niederrhein ein angesagter Treffpunkt für tolle Livemusik, Themen-Parties sowie Jam-Sessions geworden.
Am Ende der ersten beiden Songs ("Damned To Ride" sowie "Like A Hammer") war das Quartett bei den zahlreich erschienenen Zuschauern angekommen.
Ein Track von Boost und die "Burn"-Hammer-Nummer "Like A Hammer" signalisierten, was in den nächsten über zwei Stunden los war. Malte Triebsch wusste durch herrliche Wah Wah-Pedal-Einsätze, ausgiebige Seelen-Soli, konkret-scharfes Riffing und einer gehörigen Portion Improvisation zu begeistern. Für seine Fretboard-Fahrten – auch in extra großen Format – war Szenenbeifall angesagt. Klasse!
Während der langsamen Variante des Zwölftakters, gaben Malte Triebschs Saiten-Fantasien Auskunft über seinen feinsinnig-sehnsüchtigen Seelen-Blues. Highlight!
Nicht erst beim "Slide Rock" kam das Bottleneck auf den Saiten einer Perlmutt-Gitarre zum Einsatz. Auch der griffige Boogie-Slide-Sound – phasenweise an Hound Dog Taylor erinnernd – sorgte für Begeisterung. Bei dieser Nummer saß Sänger Robert Collins abseits der Bühne und begleitete das Metallröhrchen Spektakel mit einem Schellenring. Chapeau, Malte!
Sattelfester Hot’n’Nasty-Blues in seinen Verzweigungen Rock’n’Roll, Boogie (!), Country, Texas Blues sowie Gitarren-Psychedlic in ZZ Tops "Fool For Stockings" steigerte die Stimmung beim Publikum noch weiter. Man konnte förmlich spüren, wie sehr man die Combo ins Herz geschlossen hatte.
Sänger Robert Collins musste man eine Topform attestieren. Mit wohl dosiertem Reibeisen auf den Stimmbändern, konnte man ihn beim Slow Blues als gekonnt-introvertierten und in der während dieses Auftritts vorherrschenden rockigen Variante als extrovertierten Gesangs-Vertreter erleben.
Ebenso kam seine zeitweise überzeugend-lässige Art beim Publikum sehr gut an. Welche Klasse er hatte, zeigte sich in jeder Textzeile und ein a cappella-Intro sollte besonders hervorgehoben werden. Robert Collins bescherte den Anwesenden auch den einen oder anderen Harp-Einsatz. Die Kanzellen-Qualitäten waren exzeptionell und in der Frage-Antwort-Einlage im Bunde mit Malte Triebsch während der Hammer-Zugabe zeigte, welch ein Könner er auf dem kleinen Instrument ist. Bei seinen Einsätzen am Gesangsmikrofon mit der besonderes geschnitzten und geformten Holz-Säule und den Harp-Einlagen gingen beide Daumen hoch. Hut ab, Robert! Der Frontmann hatte einen ganzen Koffer gefüllt mit Mundharmonikas. Könnte er seine Harp-Einsätze bei einem Liveauftritt vielleicht steigern?
Bassmann Jacob Müller war so etwas wie der ruhende Pol im Quartett. Sein Arbeitsplatz umfasste gefühlt nur einen halben Quadratmeter, aber was er auf seinem Tieftöner ablieferte, hatte eine großräumige Anziehungskraft beziehungsweise die Faszination einer wertvollen Perle.
Was bei seinem Solo zur jazzig-swingenden Vorstellung der Band-Mitglieder abging, war brillant. Unter anderem spielte Jacob Müller sein Arbeitsgerät wie eine Rhythmusgitarre und zeigte seine dicke Seite beim emotionalen Flinkefinger-Beitrag auf vier Saiten. Fast ausschließlich in sich versunken, konnte man ihn mit seinen geschlossenen Augen erleben. Selten waren die Momente, in denen man ein leichtes Lächeln im Gesicht erkennen konnte. Nichtsdestotrotz, einen Jacob Müller in seinen Reihen zu haben, ist sehr viel wert. Hats off, Jacob!
Ganz anders Dominique 'Gaga' Ehlert. Vor dem Auftritt im Culucu musste der Hot’n’Nasty-Schlagzeuger wohl eine extra Portion Vitamine zu sich genommen haben, denn seine Beats und Grooves waren herausragend. Er gab echt alles. Sein verschwitztes T-Shirt diente als Zeuge seiner großartigen Leistung an den Fellen und Becken. Beim ersten gemeinsamen Gig nach eineinhalb Jahren zeigte sich, dass Dominique 'Gaga' Ehlert das so wichtige Rückgrat der Combo war. Seine differenzierte, ja melodische Art sowie Vielschichtigkeit verdeutlichte er nicht nur in seinem ausgedehnten Solo. Á la bonne heure, Dominique!
Die Zugabe im Medley-Format wurde bei diesem Konzert zur Kirsche auf dem Sahnehäubchen. Songs, ja Klassiker von AC/DC, Led Zeppelin und Golden Earring bettete man ein in die ZZ Top-"La Grange"-Potpourri-Buchstützen.
Über die gesamte Spielzeit durchzog den Auftritt die frische Luft von Eigenkompositionen. Man kann der Formation nur Respekt zollen, eigene Songs zu schreiben, zu arrangieren und diesen Nummern ein Live-Outfit zu verpassen, dass wohl jeden Besucher der Location zufrieden, wenn nicht sogar glücklich gestimmt hat.
An dieser Stelle möchte sich RockTimes dem herzlichen Dank von Malte Triebsch an den Soundmann des Abends, allen emsigen Leute der Culucu Bar sowie der Klangfabrik Kleve e.V. anschließen.
Für RockTimes war es der erste Besuch in der Location, aber es wird bestimmt nicht der letzte Aufenthalt gewesen sein.
Wir bedanken uns bei Malte Triebsch für den Platz auf der Gästeliste.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Live-Musik.
Line-up Hot’n’Nasty:
Robert Collins (vocals, harmonica)
Malte Triebsch (electric guitars, slide guitar)
Jacob Müller (bass)
Dominique 'Gaga' Ehlert (drums, percussion)
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