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House Of Secrets / Keyhole – CD-Review

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Eine Entdeckungstour durch die Musik ist oft auch eine kleine Weltreise, die bereits bei unseren europäischen Nachbarn beginnen kann. So ist Skandinavien immer wieder für Neuentdeckungen gut. Während die skandinavische Musikszene von Schweden dominiert wird, lohnt sich allemal der Blick nach Dänemark. Dort finden wir vor allem im Sektor Hard & Heavy Bands mit lang anhaltendem Erfolg außerhalb der Ländergrenzen. Dies ist in erster Linie ein Beleg für kontinuierliche Arbeit.

Da ist allen voran die 1981 gegründete Band Pretty Maids zu nennen – eine von der New Wave of British Heavy Metal sowie Deep Purple und Thin Lizzy inspirierte Hard-Rock- und Heavy Metal-Band aus dem dänischen Horsen.
Rockgeschichte schrieben Mercyful Fate, die sich 1981 und 1991 zweimal offiziell zusammen fanden und 1985 vorübergehend auflösten. Mit Gründungsmitglied Kim Bendix Petersen alias King Diamond hatte die besagte Formation Einfluss auf verschiedene, in den 1980er Jahren entwickelte Metal-Stile, insbesondere auf den Black Metal.
Bekanntester aktueller Musikexport sind Volbeat aus Kopenhagen. Die 2001 in der dänischen Hauptstadt gegründete Band spielt fast noch in der Ursprungsbesetzung und lässt sich ebenfalls nicht auf einen einzigen Musikstil festlegen.

An diese Vielfalt knüpfen jetzt als weitere dänische Band House Of Secrets an. Deren Geburtsstunde schlug in Ebeltoft. Die Kleinstadt auf der jütländischen Halbinsel Djursland zählte am 1. Januar 2020 gerade einmal 7167 Einwohner. Ein Beleg dafür, dass eine Bandgründung nicht an die Größe eines Ortes geknüpft ist, wenngleich sich dort schneller einer Szene bildet, weil einfach die technische Infrastruktur besser ist.
Die musikalische Heimat des Quartetts um Sänger Rasmus Kamelarczyk ist der Hard Rock. Deren erster Longplayer – "Keyhole" – wurde in den Lungaard Studios in Vejenn und zum überwiegenden Teil im eigenen Tonstudio der Band aufgezeichnet. Der stark im Metalbereich verankerte Toningenieur Tue Madsen hat das Werk gemischt und gemastert. "Keyhole" klingt nach technisch solidem Handwerk bei der Produktion.
Dafür legten die vier Musiker mit ihrer Spielweise den Grundstock. Das Hard Rock-Album ist ein erstaunliches Debüt. Die hart angeschlagenen Trommeln, schwere melodische Gitarrenriffs und ein satter Bass sorgen, zusammen mit der Stimme von Rasmus Kamelarczyk, für ein rundum angenehmes Hörerlebnis.

Die zehn Stücke klingen sehr facettenreich. Den Hard Rock kombinieren die Dänen gelegentlich mit Grunge und einer progressiveren Seite. Generell suchten sie Anleihen aus dem Hard Rock und Metal der 70er, 80er und 90er Jahre. Als Vorbilder nennen House Of Secrets beispielsweise Dizzy Mizz Lizzy, Candlebox, Van Halen, D-A-D, Soundgarden und Pearl Jam. Allein an dieser Aufstellung lässt sich ablesen, wie breit sie aufgestellt sind.
Der Blick über den eigenen Tellerrand trifft ebenfalls auf die Texte der Band zu. Das lyrische Universum deckt nahezu alles ab, was die Menschheit in der Gegenwart bewegt.
Dem gelegentlich anzutreffenden Vorwurf, Hard Rock sei antiquiert, treten die Protagonisten mit ihrer Arbeit erfolgreich entgegen. Die knapp 45-minütige Produktion lässt keine Spur Langeweile aufkommen. Für mich ist es ein Album, das ein dickes Ausrufezeichen verdient. Noch dazu als Debüt. Auch deshalb eignen sich alle Stücke als Anspieltipp, angefangen vom sehr gefälligen Opener "Better Way" über das verträumte "No Turning Back" bis hin zum finalen "Tower 18". Das schwermütige "Mescalin" hingegen erinnert mich vor allem wegen des Gitarrenspieles und der Basseinlagen an Black Sabbath in besten Zeiten – kraftvoll und melodisch. Das ist Hard Rock in bester Ausprägung und damit ein Meisterwerk aus jüngster Zeit.

Angefangen haben House Of Secrets unter anderem Namen als Coverband. Gründungsmitglieder waren Gitarrist Brian Hansen und Schlagzeuger Morten Hougaard. Später stieß Bassist Lasse Pedersen hinzu. In Rasmus Kamelarczyk fand das Trio aus ihrer Sicht den perfekten Sänger, der die Dinge in Schwung brachte.
Inzwischen laufen Stücke des Albums "Keyhole" in Radiostationen in ganz Europa und in Asien. Es könnte ein neuer Musikexport aus Dänemark entstehen.


Line-up House Of Secrets:

Rasmus Kamelarczyk (vocals)
Brian Hansen (guitar)
Lasse Pedersen (bass)
Morten Hougaard (drums)

Tracklist "Keyhole"

  1. Better Way
  2. Who’s The Fool
  3. Enslaved
  4. Remember
  5. Mescalin
  6. You Oughta Know
  7. Brand New Day
  8. No Turning Back
  9. Stuck
  10. Tower 18

Gesamtspielzeit: 43:24, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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