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Hubertus Rösch / Sea Of Life – CD-Review

Hubertus Rösch / Sea Of Life

Mit seiner EP Waiting For This Train aus 2015 hatte ich den Singer/Songwriter Hubertus Rösch aus deutschen Landen erst kürzlich vorgestellt. "Sea Of Life" stammt aus 2019 und ist, im Gegensatz zu "Waiting For This Train", ganz anders konzipiert. Entstanden die Aufnahmen zur EP in den USA und wurde diese vom Produzenten Malcolm Burn betreut, so verhält es sich nun anders.

Der Protagonist hat selbst produziert und offensichtlich hat er nun alle Instrumente selbst gespielt, auf dem Titelsong höre ich Gitarren, Schlagwerk, Perkussion und Gesang. Als sehr angenehm empfinde ich dabei den Sound der E-Gitarre, das dürfte ein 12-Saiter sein, das erinnert mich natürlich unweigerlich an meine 'Leib- und Magenspeise', The Byrds. Doch damit hat die Musik gar nichts zu tun, denn der Singer/Songwriter besonderer Art wird ganz besonders herausgekehrt.

Und schon wieder muss ich bei einigen Songs an den noch jungen David Bowie denken, wenn Hubertus seine Botschaft bringt: »Life Is A Dream, Wake Me Up Before You Go«, singt er mit bestimmtem Ausdruck, druckvoll, nicht ganz sicher in der Intonation, aber ich hatte bereits zu "Waiting For This Train" bemerkt, dass es bei der Bewertung von Musik verschiedene subjektive und objektive Merkmale gäbe. Kriterien wie Qualität, Virtuosität, Individualität und auch ganz einfach so etwas wie Stimmung, Atmosphäre. Stimmung und/oder Atmosphäre können ganz unterschiedlich von den übrigen Kriterien abgegrenzt sein. Und hier passt die Stimmung wieder vollends, als Gesamtbild wirkt die Atmosphäre stimmig und ausdrucksstark.

Auffällig ist jedoch die fehlende führende Hand eines erfahrenen Produzenten, denn die auch diesmal auf einfache Mittel reduzierte Musik wirkt viel rauer und etwas unfertiger. So haftet den meisten Songs etwas von Demo-Aufnahmen an, solche, die im Studio nachträglich bearbeitet werden sollten. Einerseits strahlt das einen gewissen Reiz aus, andererseits mag das für Perfektionisten ein störendes Element sein. So ist die Abmischung zwischen Instrumenten und Gesang mitunter etwas uneinheitlich gelungen, die Rhythmus-Gitarre übertönt zum Beispiel den Gesang, gut nachzuvollziehen auf "Free Spirits (Are Running Free)".

Stark ausgeprägt ist auch auf dieser Platte eine starke melancholische Ausprägung, "Feels Like Dancing" erinnert mich im Ausdruck sehr an den frühen Bob Dylan, schließlich ist es die überwiegend ruhige Gangart, die einen besonderen Reiz ausstrahlt und in der dargebotenen speziellen Art ein besonderes Merkmal des Musikers darstellt, Individualität eben, und das ist ein sehr guter Ansatz.

Zusammenfassend stelle ich fest, dass sich der Fokus der zehn Songs auf das Essentielle, auf den Kern der Kompositionen, konzentriert, mittels eines erfahrenen Produzenten jedoch an Ausdruckskraft gewinnen könnte. Vielleicht findet sich Hubertus anlässlich eines weiteren Aufenthalts in den USA bei Ted Russell Kamp ein, schließlich haben die Beiden erst kürzlich zusammen getourt. Ted könnte Hubertus in seinem Studio sicher hilfreich unter die Arme greifen, ich wäre dann sehr gespannt auf das Ergebnis, zumal die Ansätze für eine erfolgreiche Produktion durch die Basis solcher guter Songs wie auf "Sea Of Life" vorliegen.


Line-up Hubertus Rösch:

Hubertus Rösch (all instruments)

Tracklist "Sea Of Life":

  1. Sea Of Life
  2. Free Spirits (Are Running Free)
  3. Feels Like Dancing
  4. Out Of The Dark
  5. Can You Feel
  6. Just Another Day
  7. Gone
  8. Your Smile Is Like The Sun
  9. African Land
  10. Peace

Gesamtspielzeit: 53:33, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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