"Wenn der Vater mit dem Sohne" . Wer jetzt an den alten Film aus den 1950ern mit Heinz Rühmann denkt, liegt falsch, denn im Gegensatz zum Film sind die beiden Protagonisten Andreas Bubi Hönig und Jan Clitko Hönig tatsächlich Vater und Sohn. Die beiden Hönigs stehen auch nicht vor der Kamera, sondern legen als Band Human das gleichnamige Debütalbum ihres gemeinschaftlichen musikalischen Schaffens vor.
Den Vater Bubi Hönig werden viele wohl durch seine Arbeit bei 'den Breiten' und Green kennen. Davor spielte er bei Faithful Breath. Clitko dürfte dem typischen RockTimes-Leser wohl eher seltener aufgefallen sein, da der Gitarrist als Produzent tätig ist und eher für Musiker wie Brenna, Fard oder Too Strong gearbeitet hat. Das sind alles Rapper und daher meine Vermutung, dass der Muster-RockTimes-Leser mit dem Namen Clitko Hönig bis dato bestimmt wenig zu tun hatte.
Die musikalische Ausrichtung des Albums scheint auf Anhieb schwer zu beschreiben, da die stilistische Vielfalt erst einmal erfasst werden muss. Ist sie aber erfasst – was nach zweimaligem Hören durchaus der Fall ist -, kristallisiert sich nach den Ausflügen in heavy Beatrhythmen, die nach kühlen Elektro-Tanztempeln riechen, oder die zu poppigen Alan Parsons-Stampfer führen, das 'wahre Credo' des Albums heraus. Und zwar dann, wenn die Gitarren loslegen dürfen. Irgendwo im Reich des progressiven, psychedelischen, ja durchaus auch krautigen, Rocks der 1970er Jahre.
Und dort überwiegend im Orbit des floydschen Universums. Das kann eigentlich kaum verwundern, wenn man sieht, dass Green auch zusammen mit dem Philharmonischen Orchester Hagen unter dem Motto "Symphonic Floyd" unterwegs ist. Neben typischen Gilmour-Passagen erfreuen die beiden Protagonisten aber auch mit herrlichen, härteren Gitarrenläufen, leicht verfremdeten Vocals und immer wieder heranwabernden, süßlichen Kraut-Tunes. Spannung und Dramatik werden z. B. durch tribale Percussion zu sphärischer Gitarre erzeugt. Progressiv experimentelle Elemente kann man attestieren, ohne aber je den experimentellen Part so zu nutzen, dass der Hörer nicht weiß, wo er ist.
Nicht zu wissen, wer da musiziert, ist aber leider eine leichtes Unterfangen, denn der einzige Hinweis im Booklet lautet »all Songs written bei Jan Clitko Hönig & A. Hönig van Huijgevoort«. Dass Jan nicht unbedingt bei den potentiellen Käufern bekannt ist, darf ich für mich feststellen. A. Hönig van Huijgevoort lässt mich auch jetzt ratlos blicken – van Huijgevoort? Weitere Musiker (wenn es denn welche gibt) sind gänzlich unbenannt. Das Anspielen der ersten beiden Tracks im Plattenladen hätte die Gesamtaussage des Albums nicht wiedergegeben. Lediglich der Name des Labels Sireena wäre Kaufgrund gewesen, da der Output dieses Hauses für sich spricht.
Wenn man diese – eventuelle – Hürde beim Plattendealer (so man denn solche Tempel noch betritt) genommen und "Human" mit nach Hause getragen hat, kann man sich an guter Musik erfreuen. Handwerklich ist das eh nicht zu beanstanden und das Aufeinandertreffen zweier musikalischer Generationen hat überzeugend geklappt. Nun ja, wieso sollte der Sohn eines solchen musikalischen Urgesteins auch weit vom Stamm gefallen sein?
Tracklist "Human":
- World
- Mother
- You & I
- Dreamin
- Why
- Hard Times
- For Someone
- Getaway
- Walk
- End
- Mother RMX
Gesamtspielzeit: 44:25, Erscheinungsjahr: 2017
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