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Illuminae / Dark Horizons – CD-Review

Illuminae / Dark Horizons - CD-Review

Gewitter, Regen, Wind, Meeresrauschen und ein Glockengeläute von irgendwo her, so mystisch erhebt sich mit dieser Klangkulisse langsam die Musik von Illuminae auf ihrem Debüt "Dark Horizons" wie aus den Tiefen des Meeres empor.
Kein Wunder, da es sich hier um das Grundthema des Albums handelt. In den Texten sowie bei der wohl inspirierten Covergestaltung.

Illuminae ist ein Projekt des Multiinstrumentalisten Ian Jones (Karnataka, Chasing The Monsoon) und Sängerin Anieszka Swita (Caamora), das dem epischen mystischen Gothic Rock frönt und dies musikalisch eben voll auslebt. Zusammen haben sie alle Songs selber komponiert.

Das Besondere an diesem Album sind die Special Guests.
Allen voran Steve Hackett (wer sonst? Wo der momentan überall mitspielt, ist der Wahnsinn), der Drummer Craig Blundell (Steven Wilson) und Luke Machin (Machin), die bei jedem Stück mitwirken, sowie Troy Donockley (Nightwish), Gonzalo Carrera und last but not least John Helliwell von Supertramp.

Der walisische Musiker Ian Jones ist Gründungsmitglied der Band Karnatak, die sich seit 1997 in das Bewusstsein des modernen Progressive Musik-Hörers gespielt hat. Ian führte die Band immer wieder zusammen, um unter anderem klassische Werke ihrer Stücke aufzuführen.

Kein Geringerer als Clive Nolan (Pendragon, Arena) nahm sich 2005 der polnischen Sängerin Anieszka persönlich an, erkannte früh ihre fantastische Stimmfarbe und führte sie sogleich in die wunderbare Prog-Welt ein. Clive förderte und forderte sie zuerst in seiner Band Caamora und unterstützte sie 2014 bei ihrem Solodebüt "Sleepless".

"The Lighthouse" – tief schwarz und behäbig schleicht sich Anieszkas schöne klare Stimme in den Song hinein. Nicht überheblich die Instrumentierung, bis sich Steve Hackett einmischt, sich dem Ganzen hingibt und ein wunderschönes inspirierendes Solo zelebriert.

»From dark, twisted symphonies to sweet lullabies«.

Das trifft genau den Stil von Illuminae. Es ist kein Metal-Gewitter zu erwarten, sie orientieren sich eher an der Gothic- und Celtic Rock-Szene. Passend dazu ihre erste Video-Auskopplung "Blood On Your Hands"; mehrschichtige Keyboard-Sequenzen läuten den Song ein, dampfend die Riffs und treibend die Drums, geprägt vom teils aggressiven und teils süßlichen Gesang Frau Switas, die im Refrain die Oberhand übernimmt. Der Höhepunkt im Mittelteil ist das stechende Solo.

Ob es zum Einschlafen geeignet ist, darf jeder selbst herausfinden … wenn jemand einschläft, verpasst er jedenfalls einen schönen herzlichen Track: "Lullaby". Sphärisch und nur mit Keyboard und Klavier begleitet, wird eine Geschichte von einem fernen Königreich mit Regenbogen erzählt, in dem nur Friede und Freude herrscht. Eine dieser surrealen Traumwelten, in der man sich gerne hineinbegibt.

Der Schläfer verpasst ebenso ein starkes Appreggiotreiben von Luke Machin, der diese Traumwelt zu durchbrechen versucht, um doch festzustellen, dass er hier keine Chance hat.

Ein wenig in die 90er Hardrock-Schiene verirren sich Illuminae bei der Ballade "Twice". Herz-Schmerz verschmilzt mit zuckerüberzogenen Melodiebögen. Traditionelle Rhythmen bestimmen dagegen "Heretics & Prophery". Der schleichende Sog aus dreckigen Gassen im Mittelalter sprüht hier regelrecht aus den Boxen. Mal schnell, mal langsam … Troy Donockley versprüht hier seinen eigenen folkloristischen Charme.

Einen Kurzauftritt von John Helliwell gibt es auf "Sign Of Infinity". Wärmend und herzlich greift er in diesen Song ein. An Supertramp erinnert das keineswegs. Soll es auch nicht. Er drückt hier seinen eigenen Stempel auf, ebenso das sanfte Pianospiel von Gonzalo Carrera.

Der Höhepunkt kommt am Schluss mit dem Titeltrack "Dark Horizons". Ein über 10-minütiges Gothic-Epos mit allen Facetten dieses Genres. Ruhige, tragende Töne erheben sich mit Anieszkas Stimme wie eine Welle in die Höhe, um zugleich wieder in die Tiefe zu tauchen. Das Piano greift ein und beruhigt die Massen um den sanften Seegang für Luke Machins brillantes Solo auszubreiten; solange bis er die Wogen wieder leicht in Wallung bringt, und die Band das ganze Szenario in den weiten, dunklen Horizont trägt.

Ein wunderbares Album, das sich in die Schiene von Bands wie Evanescence, Nightwish, Beyond The Black oder Within Temptation locker einreihen darf.


Line-up Illuminae:

Ian Jones (bass, bass pedal, keyboard, piano, acoustic guitar, programming, string arrangments)
Agnieszka Swita (vocals)

Guests:

Luke Machin (lead & rhythm guitar)
Craig Blundell (drums)
Steve Hackett (lead Guitar – #1)
John Helliwell (saxophone & clarinette – #9)
Troy Donockley (Uilleann pipes & low whistles)
Gonzalo Carrera (piano – #9)

Tracklist "Dark Horizons":

  1. The Lighthouse (9:48)
  2. Blood On Your Hands (6:07)
  3. Edge Of Darkness (4:50)
  4. Lullaby (6:01)
  5. Twice (5:08)
  6. Heretics And Prophecy (5:01)
  7. Sanctuary (4:16)
  8. Black Angel (4:05)
  9. Sign Of Infinity (4:29)
  10. Dark Horizons (1:20)

Gesamtspielzeit: 61:05, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Achim Mayinger

Genres: Beat, Classic Rock, Hard'n'Heavy, Progressive Rock

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