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Ina Forsman – Konzertbericht, 25.01.2017, Café Bar De Comm, Groesbeek (NL)

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Ina Forsman bildete zusammen mit Layla Zoe und Tasha Taylor die Blues Caravan 2016. Nicht nur der geschätzte Kollege Jochen v. Armin war seinerzeit von Ina Forsmans Debütalbum sehr angetan: »[…] Man sollte die Forsman unbedingt auf dem Radar behalten. […]«
RockTimes hat sich an die Empfehlung gehalten und fand einen Ina Forsman-Lichtpunkt auf dem Radarschirm. Sie war mit ihrer Band Gast beim Blues Moose Café in der Café Bar De Comm, Groesbeek.
Bei der Künstlerin Ina Forsman schlagen die Wellen der Presse ganz schön hoch. Da findet man Attribute, die aus dem obersten Regalbrett stammen. Die Musikerin steht nicht nur für die reine Lehre des Blues, sondern vermag auch die R&B- beziehungsweise Soul-Seite zu bedienen. Folglich schraubte sich die Spannung vor dem Konzert schon auf eine ganz besondere Ebene.
Die Künstlerin hat mittlerweile eine große Anzahl von erfolgreichen Konzerten hinter sich gebracht und auch Anfang bis Mitte 2017 ist die Finnin aus Hensinki ausgiebig unterwegs. Termine in Dänemark, Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden und Großbritannien gibt es ausreichend.
Die Musiker in ihrer Band waren Gitarrist Davide Floreno ( Erja Lyytinen), Samuli Rautiainen (Samuli Rautiainen Trio), Walter Latupeirissa (Snowy White) und Schlagzeuger Erik 'King Berik' Heirman (Guy Verlinde & The Houserockers, Studebaker John, Super Chikan).

Ina Forsman

Ina Forsman

Der Gig startete erst um 20:30 Uhr. Dafür spielten Ina Forsman & Co. ohne Pause. Irgendwie machte diese Entscheidung auch Sinn, denn durch die Dramaturgie der Songs wäre eine Pause wohl nicht zweckdienlich gewesen. Die Sängerin beeindruckte das Publikum gleich zu Beginn mit einem a cappella-Lied ("Dyin' By The Hour"/Bessie Smith), bei dem man schon nach wenigen Sekunden eine Gänsehaut bekam. Später sagte Ina Forsman, dass sie vor dem Gig nervös gewesen sei, weil so viele Kameras auf sie gerichtet waren. Die Nervosität musste aber wie weggeblasen sein, denn davon war schon beim Opener nichts mehr zu spüren.
Mit ihren eigenen Kompositionen sowie den Coverstücken öffnete Ina Forsman bei diesem Auftritt ein ganz persönliches Songbook. Zunächst ließ sie einige ihrer Lieder auf die Zuhörer wirken. "Hanging Loose", auch die Eröffnung des Debütalbums, machte deutlich, dass dieser Gig sehr speziell werden sollte.
Ina Forsman ist mit einer fantastischen Stimme gesegnet worden. Uptempo-R&B war angesagt und es wurde bis in die hinteren Reihen der Café Bar De Comm klar, wie ausdrucksstark die Finnin Lieder verkörperte. Ihre Begleitmusiker konnten diese hohe Qualität auf ihren Arbeitsgeräten voll und ganz widerspiegeln und kamen im Laufe des Gigs auch zu ihren Solo-Auftritten. Ohne gezählt zu haben war der einfühlsame Gitarrist Davide Floreno sowie der E-Piano-Mann Samuli Rautiainen irgendwie gleich auf, was die Alleingänge anging. Walter Latupeirissa und Erik 'King Berik' Heirman inszenierten den Groove in vielen Variationen.
"Before You Go Home" war in seiner langsam ausgelegten Dynamik fast schon nicht mehr zu überbieten. Mit "Devil May Dance Tonight" bewegte sich die ausdrucksstarke Sängerin zwar nicht auf den Weg zum Vorhof der Hölle, aber machte jetzt schon klar, wie sehr sie die Musik/Texte auch lebte, quasi verkörperte. Mit ihren doch noch relativ jungen Jahren war sie in den besungenen Belangen des Lebens glaubwürdig. Ob ihrer Extrovertiertheit konnte das Publikum schon glauben, dass sie zumindest eine Vorstellung davon hatte, wie es beim Teufel zugeht.
Samuli Rautiainens Soli fielen immer wieder in den Jazz-Topf. Sie waren allerdings keine Genre-Ausreißer, sondern passten perfekt in den von Ina Forsman abgesteckten großen musikalischen Rahmen.

Davide Floreno

Davide Floreno

Mehrmals entführte Ina Forsman das Publikum in die Lounge einer Bar, die zur Hochzeit des Vollmondes noch geöffnet hatte. "Bubbly Kisses" stand für den spannungeladenen Jazz aus der relaxt-balladesken Ecke. Dezent setzte Erik 'King Berik' Heirman seine Jazzbesen ein und mit dem Band-Männerchor, ohne Mikros agierend, war dieses Stück ein Highlight. Aber irgendwie sah die Bilanz am Ende des Konzertes doch so aus, dass Ina Forsman nur Highlights bot.
Die Authentizität der Sängerin verlor keinen Zentimeter an Boden, wenn es um die Interpretation von Songs ging, die anderen Künstlerinnen/Künstlern zugewiesen werden. "I Will Take That Ride With You" von Betty Davis, etwas aus dem Otis Redding-Verzeichnis, "Me And Mr Jones" (Amy Winehouse) oder Nina Simones "I Want A Little Sugar In My Bowl" waren die Expertisen der Künstlerin. Ina Forsman fand brillante vokale Phrasierungen, erzeugte knisternde Atmosphäre, die bis unter die Decke der Café Bar De Comm schwebte, sang nur zur Begleitung von Bass-Mann Walter Latupeirissa "Your Love Lifted Me Higher", brachte mit "What A Wonderful World" und dem bereits erwähnten Nina Simone-Song, bei denen sie sich nur von Samuli Rautiainen begleiten ließ, besondere Lounge-Stimmung in die Location und bei "Cold Sweat" von James Brown ging der Blutdruck durch die Decke.
In "No Room For Love" steckten die Sechzigerjahre. Dabei gab der Keyboarder eine Kostprobe seiner Möglichkeiten mit Blick auf einen Booker T. & The M.G.s-Groove ab. "Pretty Messed Up", ebenfalls ein Eigengewächs, wurde mit Fingerschnipp-Untermalung serviert und bei "Don’t Hurt Me Now" setzte Davide Floreno sein ganzes Feeling auf extrem wenige Noten, die sozusagen im Raum standen und enorme Wirkung zeigten.
Ein derart überzeugendes Konzert musste einfach eine Zugabe haben. Die Zeiger der Uhr wurden bei 22:00 Uhr einfach festgeklebt. Dann konnte sich auch keiner der Nachbarn wegen Ruhestörung beschweren. Die Protagonistin brachte den "Queen Pee"-Blues, unverfälscht, ohne Eis, genauso überzeugend rüber, wie alle anderen Genres auch. Wie das Konzert begann, endete es a cappella. Blues, Soul, R&B, Jazz, Funk … es ginge schneller, aufzuzählen, welche Zwölftakter-Stile sie nicht kann. Genial! Beeindruckend! Ina Forsman ist auf dem besten Weg, hörbar laut an die Tür einer Amy Winehouse beziehungsweise Nina Simone zu klopfen.

Line-up Ina Forsman:

Ina Forsman (vocals)
Davide Floreno (guitar)
Samuli Rautiainen (keyboards)
Walter Latupeirissa (bass)
Erik 'King Berik' Heirman (drums)


Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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