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Inezona / Heartbeat – CD-Review

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Zunächst einmal heißt es Platz nehmen und fest anschnallen. Denn wir begeben uns laut Presseinformation auf eine Reise durch »ein Album, das uns Zeit und Raum vergessen lässt.« Dabei ist noch unklar, wie lange wir auf dieser Reise unterwegs sein müssen, um dieses Gesamterlebnis zu teilen. Übersetzt heißt das: Wie viele Umläufe sind erforderlich, um das zu verarbeiten, was uns beim Opener "Stardust" erwartet: eine »tarantinoeske Hommage an die Kraft und Schönheit unseres Planeten und des Universums.« Und schon tauchen wir in dieses Album ein.

Da fangen die Probleme schon an, denn angesichts einer solchen Wortwahl müssen wir zur Sicherheit schon einmal wissenschaftliche Literatur bemühen. Verständlicher und wiederum spannend geht es im Presseanschreiben beim namensgebenden Track zu, der dem Opener folgt: "Heartbeat", so lesen wir, »pulsiert sanft und kraftvoll und lässt seine Melodie unwiderstehlich durch unsere Sinne fließen.« Zum nachfolgenden "The Veil" heißt es, das Lied ziehe »mit einem epischen Mix aus Dusk till dawn, Stoner Rock und Thriller nach, und über alledem schwebt die Stimme von Inezona, die auf diesem Album noch tragender, noch einnehmender klingt.« Es ist in der Tat eine einnehmend schwere Stimme, die den Hörer beim ersten Eindruck fast nach unten zieht.

Die Frage könnte anders lauten: Haben wir nach dem Lesen solcher Ankündigungen noch die Kraft, auf das Knöpfchen zu drücken, uns auf dieses Album einzulassen? Das Album "Heartbebat" gehört für mich zu jenen Aufnahmen, die sich erst nach unzähligen Durchläufen erschließen, weil sich zunächst alles gleich anhört – mit einer Stimme, die alles dominiert, wo Instrumente scheinbar in den Hintergrund treten. Tatsächlich ist es dem Autor dieser Zeilen nach mehrmaligem Hören gelungen, sich der bunten Klangwelt zu nähern. Katie Melua und all die anderen stark in Melancholie versunkenen Sängerinnen lassen grüßen. Und wir müssen alles tun, um nicht noch tiefer in das Gefühl einer solchen Niedergeschlagenheit zu verfallen. Zu Inezona und der samtenen Stimme von Sängerin Ines Brodbeck heißt es eingangs: »Flirrende Synthies legen den schwebenden Soundteppich, ein meditatives Gitarrenarpeggio gesellt sich dazu, ein Beat pulsiert wie ein Herzschlag und eine Melodie fließt wie Blut durch Adern.« Wem das noch immer zu wenig an Informationen ist, dem sei verraten, dass wir uns beim Thema Genre an Mystic, Celtic, Dark und Americana orientieren dürfen. In diesem Geflecht ist viel Platz für Tanz und Musik – »zeitlose musikalische Magie«.

Vor Nebenwirkungen irgendwelcher Art mag man nicht warnen, dennoch will dieser Klangkosmos erst einmal erschlossen werden. Wir empfehlen das mit "Sea Soul". Hier ist der Name Programm und neben den schon angesprochenen Liedern ist der vierte von acht Tracks mit 7:27 Minuten nicht nur das längste Stück, sondern zugleich ein dankbarer Anspieltipp. Gleichwohl versöhnlich ist das nachfolgende "In My Heart". Hier passt die betont zarte Stimme sehr gut zur Klangkulisse.

Die Sängerin stammt aus ihrer Heimatstadt Basel. Seit vielen Jahren ist Inezona alias Ines Brodbeck in der Schweizer Musikszene unterwegs. Ihr erstes Soloalbum "Now" hat die Sängerin, Perkussionistin, und Gitarristin in der Wüste von Ariziona mit einer Vielzahl von Musikern aufgenommen und darauf ihren lateinamerikanischen Wurzeln nachgespürt. In Gabriel Sullivan habe sie einen Seelenverwandten gefunden. Als dieser 2019 in die Schweiz kam, begaben sich beide mit Inezonas angestammten Musikern Fabian Gisler und Eric Gut in Basel in ein Studio und arbeiteten an Liedern, die die Interpretin schon lange begleiteten.

Dazu noch einmal die uns vorliegende Produktformation: "Produziert von Ines, Gabriel und Eric Gut, reihen sich harmonisch und rhythmisch hochkomplexe Tracks auf 'Heartbeat' geschmeidig und elegant wie ein stetig fliessender Strom aneinander und zeugen vom grossen musikalischen Können aller Beteiligten."

Das Album "Heartbeat" ist als CD und als digitales Format erhältlich.


Line-up Inezona:

Ines Brodbeck (vocals, guitar)
Gabriel Sullivan (vocals, guitar)
Fabian Gisler (bass, synthesizer)
Eric Gut (drums, percussion)

With

Frederyk Rotter (vocals  – #6, guitar – #6)

Tracklist "Heartbeat":

  1. Stardust
  2. Heartbeat
  3. Veil
  4. Sea Soul
  5. In My Heart
  6. Midnight Circle
  7. Leave Me Alone
  8. Sunday Morning

Gesamtspielzeit: 38:47, Erscheinungsjahr: 2023

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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