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Inger Nordvik / Hibernation – CD-Review

Inger Nordvik / Hibernation

Die norwegische Singer/Songwriterin Inger Nordvik veröffentlichte im Februar 2020 ihr Debütalbum "Time". Eine begeisterte Aufnahme mit Bezeichnungen wie 'Pop-CD des Monats' (Stereo Magazin) oder 'Audiophile CD des Monats' (Audio Magazin) waren die Folge. In der Presseinformation nimmt man noch Stellung zu Ausführungen des Folker Magazins: »Es scheint so, als hätte für diese Art von Musik jedes Jahrzehnt sein Referenzalbum. Von Joni Mitchell’s "Blue" über Kate Bush’s "The Kick Inside" bis zu "Little Earthquakes" von Tori Amos. In diesem Jahrzehnt nun also Inger Nordvik mit "Time". Es ist erstaunlich, wie eine Stimme gleichzeitig so zart und kraftvoll klingen kann, wandelbar und ausdrucksstark und dennoch geradlinig.«

Mittlerweile hatte die Norwegerin Berlin zu ihrer Wahlheimat erklärt, doch vor dem ersten Lockdown zog es sie zurück in die Heimat, in eine Hütte in Nord-Norwegen, um mit der Arbeit für neue Songs zu starten. Sie komponierte und arbeitete die Stücke an einem Flügel in einer nahe gelegenen Kirche aus. Ja, und es hat sich gelohnt. Album Nummer Zwei mit dem bezeichnenden Titel "Hibernation" (=Winterschlaf) atmet derart viel Zartheit, Wohlgefühl, Mystik und fesselnde Passagen innerhalb der neun Songs, dass es eine wahre Wohltat ist, diesen zauberhaften Klängen zu lauschen. So wähnt man sich oft in jener Atmosphäre der norwegischen Winterlandschaft, die man auch auf dem Cover entdecken kann.

Neben den typischen und erwartungsgemäß nordischen Klängen kann ich durchaus auch Assoziationen anderer Art herstellen. So zum Beispiel zu Joni Mitchell, an deren Werk mich so manche Passage oder Stimmung einzelner Songs erinnert. Nur die Stimme der Protagonistin geht noch einen Tick höher im Umfang, etwa in Richtung Kate Bush.

Wer möchte, kann sich des separaten Booklets bedienen und die lyrisch wirkenden Texte lesen, ein wichtiger Begleiter der Musik. Und diese ist sehr vielseitig arrangiert: Verschachtelte, elegante Songstrukturen, darüber diese warme und schwingende Stimme, sehr ausdrucksstark modulierend mit elastischem Ausdruck vermag sie so zwischen den Oktaven hin- und her zu schweben, zauberhaft und berührend. Und wenn dann noch so ein wunderschöner Song wie der Titeltrack geboten wird, dann kann man sich dabei ertappen, sich fallen zu lassen und in diesem dichten Wolkenteppich mitzuschweben.

Die gelegentlichen Bläserarrangements wirken im Hintergrund mit einem festlichen und feierlichen Ausdruck. Auf anderen Songs sind es die integrierten Streicher, die letztlich die Besonderheit darstellen, eine Besonderheit, die die Musik dieses Albums als ein herausragendes Beispiel vorstellt, wie man mittels hervorragender Kompositionen, durchdachter Arrangements und einem emotionalen Vortrag etwas kreieren kann, dass sich angenehm weit über den Durchschnitt erhebt.

Zumindest im Bereich Singer/Songwriter hat die Protagonistin ein bemerkenswertes Album vorgelegt, das es wahrlich verdient, auch im ausgelutschten Genre der Popmusik schleunigst Fuß zu fassen! Denn diese Musik strahlt Wärme aus, tief in der Kälte Norwegens entstanden, lässt Gänsehautmomente entstehen (man höre nur den Titelsong mit dem jazzigen Bass und den schwirrenden Streichern zum tupfenden Piano!) und lässt das Sonnengeflecht mehr als einmal warm strömen.


Line-up Inger Nordvik:

Inger Nordvik (vocals, piano, keys, string and brass arrangements)
Torstein Slåen (guitars)
Bárður Reinert Poulsen (double bass, e-bass, Moog synth)
Ola Øverby (drums, percussion)
Helena Falk Botolfsen (violin)
Agnes Elizabeth Pavelich (viola)
Ellen-Martine Gismervik (cello)
James Patterson (French horn)
Lyder Øverås Røed (trumpet)
Runar Fiksdal (trombone)
Peder Simonsen (tuba)
Arrangements by Inger Nordvik, Torstein Slåen, Bárður Reinert Poulsen and Ola Øverby (all songs except Interlude)

Tracklist "Hibernation":

  1. Denial
  2. Echo
  3. Secret
  4. Hibernation
  5. Interlude
  6. Go Back
  7. Waiting
  8. It Follows
  9. Ask You

Gesamtspielzeit: 37:17, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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