Im Jahr 1977 gründeten die Farris-Brüder Tim (Gitarre), Jon (Schlagzeug) und Andrew (Keyboard) die The Farriss Brothers. Hinzu kamen Michael Hutchence (Gesang) sowie Garry Gary Beers (Bass) und Kirk Pengilly (Gitarre, Saxophon). In dieser Besetzung, die übrigens bis 1997 unverändert bleiben wird, gaben sie zu Anfang ein paar kleinere Auftritte. Zwei Jahre später erfolgte ein Namenswechsel: Man nennt sich INXS.
Im Mai 1980 erschien die erste Single und bereits im Oktober das Debüt "INXS". Im Zuge dieser Veröffentlichungen wurden erste Touren in ihrer Heimat Australien absolviert, in deren Verlauf sich die Band die eine oder andere Fangemeinde erspielte. In schöner Regelmäßigkeit, man könnte fast sagen – jährlich – folgte nun Platte auf Platte, bis zu ihrer Auflösung im Jahr 2012 sind es bereits 20 Stück, wenn man diverse Compilations, Best Of’s usw. dazu rechnet. Ihren Ruf als Live-Band vertieften sie nicht nur in ihrer Heimat, sondern mittlerweile auch weltweit. "Listen Like Thieves" (1985) brachte ihnen den endgültigen Durchbruch. Die sich daran anschließende Welttournee dauerte ganze 16 Monate!
Genauso erfolgreich war das 1987 veröffentlichte "Kick"-Album. Im Jahr 1991, nach dem Erscheinen von "X", hatten sie den absoluten Höhepunkt ihrer Karriere erreicht. Die Band spielte im Londoner Wembley-Stadion vor 72.000 Zuschauern!
Blickfang von INXS war der am 22.01.1960 in Sydney geborene Frontman – Frauenschwarm und Sexsymbol – Michael Hutchence, auf den sich nicht nur die Frauen, sondern auch die Boulevard-Presse wegen diverser Affären gern stürzte. Sein Tod am 22.11.1997 war ein herber Schlag und bedeutete eine lange Pause für die Band. Spätere Versuche mit verschiedenen Sängern wie J.D. Fortune und Ciaran Gribbin schlugen fehl. Woran es lag, ob nun die Chemie zwischen den Beteiligten nicht stimmte, ließ man allerdings offen. Im November 2012 verkündete jedenfalls Drummer Jon Farriss die endgültige Auflösung von INXS. Parallelen zu Queen, T.Rex oder den Doors kann man hier ohne weiteres ziehen.
Die von mir zur Besprechung ausgewählte "Elegantly Wasted" kam in Hutchences Todesjahr auf den Markt. Auch wenn diese Platte an die vorhergehenden Erfolge nicht mehr anknüpfen konnte, ist sie keinesfalls schlechter, beinhaltet jedoch neben dem unverkennbaren INXS-Sound einige Stücke, die gewagter sind, als man es von der Band üblicherweise gewohnt ist.
Für die meisten Kritiker gehört die Truppe lediglich zu den Mainstream-Bands, die man tagtäglich im Radio rauf und runter hören kann und der die Mädels in Scharen in die Stadien nachlaufen.
Klar, bereits mit dem Eröffnungsstück "Show Me" glaubt man zu wissen, wohin die Reise geht: Coole Dance Beats, gepaart mit Mitgröhlrefrains mutieren zum Ohrwurm – das ist es, was der Fan von der Band ja schließlich erwartet.
Der Titeltrack, "Elegantly Wasted", ist im Grunde ebenfalls ein unverkennbarer INXS-Song. Wird dieser im Radio gespielt, weiß man sofort, wem man das Stück zuordnen kann.
Ich empfehle dennoch, mal ganz unvoreingenommen an die Scheibe heranzugehen. So kann man unter anderem feststellen, dass "Don’t Lose Your Head" zum Beispiel, gespickt mit viel Backgroundgesang und Saxofon-Einlagen, ohne Weiteres in die Kategorie 'Funk' sortiert werden kann. Natürlich gibt es auch den einen oder anderen Schmachtfetzen. "Everything" ist so einer, genauso wie "Searching" – Gänsehaut für die Mädels eben.
Bei "I’m Just A Man" aber fängt man unweigerlich zu rätseln an: spielen hier U2 oder sind es doch Hutchence und Konsorten? "Girl On Fire" geht ab, wie die berühmte 'Katze der Familie Schmitt', dazu immer wieder starke Bläsereinlagen, die hier in den Vordergrund treten. Macht die Ohren auf, Leute! Das ist nicht neu, aber tatsächlich gut gemacht.
Hutchence und seine Mitstreiter verbreiten Orientflair? Ja, selbst das hat man im Repertoire und zwar in "We Are Thrown Together" und der Uptempo-Nummer "Shake The Tree".
"She Is Rising" beeindruckt mit interessanten Rhythmenwechseln, hier spielt der Frontman auch mal Gitarre, ja und "Suilding Bridges" und "Shine" bestechen sogar mit leicht jazzigem Touch.
Wie ich eingangs schon erwähnte, die Scheibe war nicht sonderlich erfolgreich, vielleicht weil sie für die Ohren eingefleischter INXS-Fans zu experimentell (ich nenne es abwechslungsreich) war, nicht vom ersten bis letzten Songs die gewohnten Ohrwürmer enthielt? Alles nur Spekulation. Musik ist im Grunde immer Geschmacksache. Ich jedenfalls finde die Platte gelungen.
Line-up INXS:
Michael Hutchence (vocals, guitar – #10)
Jon Farris (drums)
Tim Farris (guitars)
Andrew Farris (keyboards, guitars)
Garry Gary Beers (bass)
Kirk Pengilly (saxophone, guitars)
Tracklist "Elegantly Wasted":
- Show Me (Cherry Baby)
- Elegantly Wasted
- Everything
- Don’t Lose Your Head
- Searching
- I’m Just A Man
- Girl On Fire
- We Are Thrown Together
- Shake The Tree
- She Is Rising
- Building Bridges
- Shine
Gesamtspielzeit: 51:52, Erscheinungsjahr: 1997
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