Auf manche Dinge kann man sich einfach verlassen. Beispielsweise darauf, dass von den Iron Bastards jedes Jahr eine neue Scheibe auf den Markt losgelassen wird und auch darauf, dass man da, wo der Name Iron Bastards drauf steht, eben genau diese auch drin sind. Unbeirrt sowie konsequent zieht das französische Trio seinen Stiefel durch, spielt soviele Konzerte wie möglich (seit der Gründung im Jahr 2013 sollen es bisher an die 240 sein) und hält an seinem knallharten Heavy Rock der Marke Motörhead fest. Nach dem Debütalbum hatte sich der Dreier mit seinem Zweitwerk Fast And Dangerous erstmals in der RockTimes-Redaktion vorgestellt und nicht sehr viel später mit der Live-Scheibe Keep It Fast – Live In London nachgelegt. Und wenn ich weiter oben schrieb, dass man von dieser Band bekommt, was man erwartet, dann darf ich bereits an dieser Stelle verraten: Bei "Cobra Cadabra" ist es sogar noch ein Stückchen mehr.
Aber zunächst geht es mit "Inside The Nest" gleich mal in die Vollen. Ein die Magenwände erzittern lassender Rickenbacker-Bass, präzise wie schnelle Läufe der Drums und das coole Riffing von Gitarrist David Semler lassen direkt beim ersten Track keinen Zweifel daran, wo auch auf dem dritten Studioalbum der Bastards der Hammer hängt. Natürlich sind die ganz stark ausgeprägten Einflüsse der Band von Lemmy Kilmister (R.I.P.) weiterhin nicht zu überhören, dennoch befinden sich die Franzosen in einem deutlichen und sehr positiven Aufbruch in Richtung Eigenständigkeit. Festmachen kann man dies in erster Linie am Songwriting bzw. den Arrangements, die deutlich variabler ausgefallen sind und den Hörer alleine schon durch die clever eingebauten Tempowechsel ganz mächtig in den Allerwertesten treten. Die Vocals – laut, rau, selbstbewusst und immer schön nach vorne auf Angriff getrimmt – passen zu diesen Tracks natürlich wie die Faust aufs sprichwörtliche Auge.
Ein perfektes Beispiel für die oben beschriebenen neuen Tugenden der Band ist der Titelsong, der zunächst einmal brachial beginnt, dann mit einem feinen Riff sowie dem Gesang losrockt und überraschend in eine coole Bridge eintaucht, bevor es mit der zweiten Strophe weitergeht, die dann schließlich in den Refrain mündet. Nach etwa drei Minuten biegt die Combo in einen ganz neuen, sehr viel langsameren Part ein, der nach weiteren zwei Minuten und richtig schönen Gitarren-Melodien gemächlich nach Hause findet. Stark, das habe ich so von dieser Band noch nicht gehört. Oder ein weiteres Exempel: Bei "You Only Live Twice" ist der Gast Vincent Vincent am Start, der diese Nummer mit seiner – man höre und staune – Harmonika veredelt. Nicht, dass dieses Stück weniger rockt oder gar langsamer wäre, dennoch passt dieses (für das Trio) neue Instrument ganz hervorragend dazu. Oben drauf gibt es am Ende sogar noch ein Harmonika/Gitarren-Soloduell, das so abgefahren wie cool rüberkommt.
Selbstverständlich haben die Iron Bastards aber auch wieder jede Menge Dampfhammer-Rocker wie etwa "Bad Dream", "Riffpower", "With The World On Your Side" oder "Feel It In Your Bones" im Programm, sodass auch die Fans der ersten Stunde nicht von dieser Scheibe enttäuscht werden dürften. Wer die Gruppe noch nicht kennt und auf deftigen Heavy Rock im Stil der bereits weiter oben genannten Referenz-Band steht, sollte die Scheibe unbedingt mal anchecken. "Cobra Cadabra" ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung und eine ganze Spur besser als seine Vorgänger.
Line-up Iron Bastards:
David Bour (bass, vocals)
Anthony Meyer (drums)
David Semler (guitars)
With:
Vincent Vincent (harmonica & background vocals – #7)
Tracklist "Cobra Cadabra":
- Inside The Nest
- Cobra Cadabra
- Days Of Rage
- Bad Dream
- With The World On Your Side
- Speed Machine
- You Only Live Twice
- Riffpower
- Feel It In Your Bones
- Stay Off The Line
- Outside The Nest
Gesamtspielzeit: 43:54, Erscheinungsjahr: 2019
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