Den Musikern von Iron Savior wird immer wieder vorgeworfen, dass sie nichts Neues aufzeigen könnten. Ich sehe jedoch nicht ein, warum es ein Problem ist, wenn eine Band seit 20 Jahren konsequent und zuverlässig auf gleich hohem Niveau gute Musik spielt und sich dabei selbst treu bleibt. Es gibt ja genug Beispiele dafür, dass Neuerungen nicht unbedingt Entwicklung bedeuten. Piet Sielck und seine Mitspieler lieferten mit ihrem neunten Studioalbum ihren Fans genau das, was sie erwarteten: eine unverfälschte Savior-Platte mit energievollem, melodienreichem Metal.
"Under Siege" entführt einen in die wohlbekannte Science Fiction-Welt, bevor der Titeltrack den Hörer mitreißt und mit vollem Tempo in die Schlacht befördert. Auch bei "Way Of The Blade" wird die Hochgeschwindigkeit nicht reduziert. Mit harten Riffs, fesselndem Trommelspiel und einem Refrain, der aus dem Song gleich einen Ohrwurm macht, marschieren die Jungs weiter und geben einem keine Minute Zeit zum Atemholen. Das sich daran anschließende "Seize The Day" wirbelt einen auch ganz ordentlich durch.
Dann nimmt der "Gunsmoke" die Raserei doch etwas zurück, sodass man sogar fähig ist sich bewusst zu machen, dass hier – von Iron Savior ziemlich ungewohnt – ein klassisches Rock’n’Roll-Lied gespielt wird und dann auch noch die Western-Stimmung dazu – die vier aus Hamburg hatten schon immer einen Sinn für Humor.
Während des "Beyond The Horizon" galoppiert man mit der Seele des Kämpfers, was im Falle einer derart epischen Metal-Hymne auch in Ordnung ist. "The Sun Won’t Rise In Hell" bringt schon etwas Düsternis ins Spiel, allerdings von tollem Klampfenspiel und faszinierenden Gesangsmelodien begleitet. "Strike Down The Tyranny" ist wieder was zum Headbangen – oder eben einfach nur zum Genießen und dem Gitarrenduell zuzuhören.
"Brother In Arms" feiert den Triumph mit fast schon abgedrosseltem Tempo, zumindest bis zu den letzten Takten. Da ist man schon vorbereitet auf "I Surrender" – der Track ist, wie eine echte Stahlballade sein muss: Mit sehr viel Gefühl, aber ohne Kitsch und das Gitarrensolo passt natürlich auch perfekt. Der Stampfer "Rebellious" zum Abschluss erinnert einen daran, dass dies hier eine ordentliche Heavy Metal-Story war und verabschiedet sich mit dem Vorschlag »Break the rules«, falls jemand zufällig vergessen haben sollte, wie sich ein Metalhead benimmt.
Nachdem ich mir das Album angehört hatte, fühlte ich mich wie beim Lesen – nach einem guten Buch. Die Geschichte ist rund, die Musik präzise geschrieben und gespielt, kristallklarer Sound, kräftiger Gesang, alles an der Stelle, wo es hingehört.
Die Band einschließlich ihrer Gastmusiker hat es wieder einmal geschafft, ein weiteres solides Power Metal-Album zu veröffentlichen, das man sich immer wieder gerne anhört.
Line-up Iron Savior:
Piet Sielck (vocals, guitar)
Jan-S-Eckert (bass)
Joachim 'Piesel' Künstner (guitar)
Thomas Nack (drums)
Special Guests:
Philippa 'Pippa' Sielck (backing vocals)
Frank Beck (backing vocals)
Daniel 'Danny Danger' Galmarine (keyboards)
Tracklist "Titancraft":
- Under Siege (intro)
- Titancraft
- Way Of The Blade
- Seize The Day
- Gunsmoke
- Beyond The Horizon
- The Sun Won’t Rise in Hell
- Strike Down The Tyranny
- Brother In Arms
- I Surrender
- Rebellious
Gesamtspielzeit: 50:51, Erscheinungsjahr: 2016
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