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J.C. Cinel / Where The River Ends – CD-Review

J.C. Cinel / Where The River Ends – CD-Review

Mit J.C. Cinel tauche ich wieder tief in die Vergangenheit ein. Im Jahr 2007 rezensierte ich Before My Eyes und bereits damals war zu lesen, dass der Italiener Guiseppe Cinel mit vielen musikalischen Wassern gewaschen ist. So begleitete er 2002 den großartigen Chris Knight (den Ex RockTimes-Kollege Manni damals als »Antithese des Nashville-Sounds« adelte. Zwei Jahre später wurde J.C. der Leadsänger bei Wicked Minds.

2011 besprach Ex-Kollege Steve das Album The Light Of A New Sun, das neben Westcoast nun auch Jam- und Southern-Rock Flair versprühte. Eigentlich kein Wunder, denn J.C. war und ist wie bereits erwähnt, mit vielen musikalischen Wassern gewaschen. Sänger sowie Gitarrist bei der Jimi Barbiani Band steht z. B. auch in seiner Vita und dass man sich in Italien kennt, beweist die Tatsache, dass er mit den Blues-, Jam- und Southern-Helden W.I.N.D. um Fabio Drusin gut befreundet war. Über W.I.N.D. kam er mit der Südstaaten-Legende Johnny Neal zusammen und nun schließt sich ein Kreis, denn von Johnnys Tod habe ich auf Cinels Seite erfahren.

Nun zum 2024er Album "Where The River Ends", das, sollte ich nichts verpasst haben, das dritte unter eigenem Namen ist und mit "City Lights" sogleich amtlich los rockt. Die Gitarre macht genau das, wozu sie prädestiniert ist und Gesang sowie auch die Hooks gehen prima ins Ohr.

Wenn ich sage, dass die Gitarre das macht, was man von einer Rockband erwartet, ist das nur die halbe Wahrheit, denn neben J.C. sind da auch Davide Dabusti sowie Andrea Toninelli an der Saitenarbeit beteiligt und so schwirrt und flirrt es ohne Unterlass. Der zweite Track "Oblivian" zeigt spannendes Songwriting, schöne Rhythmusarbeit und wieder dieses Händchen für Melodie in Verbindung mit angenehmem Saitengewitter. Stammdrummer Marco Lazzarini und Stammbasser Daniele Tosca sind adäquate Compagni und in Verbindung mit Stimme und 12-Saiter brodelt das herrlich. Paolo 'Apollo' Negri gibt einen ersten Einblick in die flirrend faszinierende Welt der Orgel.

Es reiht sich Track an Track und wenn es auch schön abwechslungsreich zugeht – z.B. gekonnte, moderat ruhig gespielte Instrumentalpassagen -, so ist es doch so, dass die Elektrische immer wieder einfällt und zeigt, dass gewaltig gerockt wird. "Mindmaze/Red-handed" mag als Beispiel dienen, wie die Band auch mit akustischer Gitarre die Hörer an den Lautsprechern hält und ja, das ist eine der ganz großen Nummern auf "Where The River Ends", die fast schon in Richtung Prog weist. Klasse, wie das akustische Saitenspiel nach knappen viereinhalb Minuten eine härtere Gangart einleitet.

Bluesharp und Slidespiel sind die Häubchen auf dem schnellen Bluesrocker "Asylum 22", der in einem trabenden Boogie-Rhythmus auf ganz besondere Weise begeistert. "Burning Flame" weicht vom bisherigen Verlauf des Albums erst mal ab, denn die asiatisch anmutenden Tunes kommen unerwartet, werden dann aber von 'gewohntem Rock' durchzogen. Man kann Spuren alten 70er-Jahre Classic Rocks hören und in Verbindung mit dem für unsere Ohren eher ungewohnten Asia-Touch präsentiert sich da ein äußerst spannendes und stark komponiertes Stück. Gegen Ende gemahnt es gar an eine Mischung aus Led Zeppelin und Pink Floyd. Das ist Musik, die in Erinnerung bleibt.

So reihen sich die zwölf Nummern des Albums aneinander und bieten jedem Hörer die Chance, seine Perlen zu definieren. Vielleicht das ruhig rockige Harmoniemonster "How Far We Shine", das kurze verspielte Instrumentalstück "Karakal [Lost In Shangri-La]" (kurz bedeutet auf "Where The River Ends" übrigens zirka drei Minuten!), oder das genial proggige "Strangers", das unzweifelhaft die kompositorischen Fähigkeiten Cinels aufzeigt.

Weiter geht es mit dem rockenden Roller "Thank God I Was Alone", der im Flair der guten alten Zeit verwurzelt ist und wieder Slide sowie Bluesharp auspackt. Bei "Which Side Are You On?" bekommt der Rezensent ebenfalls geliebte Kost in die Lauscher: Double Leads. Der abschließende Titelsong "Where The River Ends" schielt wieder in eine fast monumentale Richtung. Gemäßigtes Tempo, aber mit fast eruptiven Spitzen und rhythmischer Finesse walzt es durch die Minuten und zeigt noch einmal eindrucksvoll, dass nicht nur an den Instrumenten Könner agieren, sondern dass J.C. auch eine hörenswerte Stimme hat und immer für starkes Songwriting gut ist.

Ok, immer ist vielleicht etwas übertrieben, denn die Wartezeit auf das vorliegende war schon etwas lang. Aber sie hat sich definitiv gelohnt.


Line-up J.C. Cinel:

J.C. Cinel  (lead and background vocals, acoustic guitar, lead and rhythm electric guitars, dobro, harmonica)
Davide Dabusti (lead and rhythm electric guitars, background vocals)
Andrea Toninelli (lead and rhythm electric guitars)
Marco Lazzarini (drums)
Roberto Tassone (drums – #7)
Paolo 'Apollo' Negri (Hammond Organ, Fender Rhodes, Moog)
Gianni Grecchi (bass – #1)
Daniele Tosca (bass)

Tracklist "Where The River Ends":

  1. City Lights (04:31)
  2. Oblivion (04:26)
  3. Feel Like Prisoners (05:42)
  4. Mindmaze/Red-handed (06:18)
  5. Asylum 22 (05:43)
  6. Burning Flame (08:41)
  7. How Far We Shine (06:55)
  8. Karakal [Lost In Shangri-La] (02:52)
  9. Strangers (05:54)
  10. Thank God I Was Alone (04:14)
  11. Which Side Are You On? (05:10)
  12. Where The River Ends (07:55)

Gesamtspielzeit: 68:26, Erscheinungsjahr: 2024

Über den Autor

Ulli Heiser

Hauptgenres: Mittlerweile alles, was mich anspricht
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