Am 25. Oktober 2019 jährt sich der Todestag von Jack Bruce zum fünften Mal.
"Live At Rockpalast 1980, 1983 And 1990" enthält fünf CDs und zwei DVDs, die drei Konzerte des Ex-Cream-Bassisten dokumentieren.
So erhält man mit diesem Boxset was Jack Bruce und den Rockpalast angeht, einen großen Überblick seines Schaffens.
Neben weiteren Rockpalast-Produktionen wie The 50th Birthday Concerts, konnte man sich die drei Konzerte des vorliegenden Boxset als DVDs bereits vorher zulegen.
Neben dem Booklet-Text in englischer Sprache von Sean McGhee enthält die Box die drei Konzerte zum »[…] ersten Mal auch auf CD! […]«
1980 hieß die Band des Bassisten Jack Bruce & Friends, 1983 spielte er solo und 1990 firmierte er unter der Jack Bruce Band.
Zu den Musikern gehörten Gitarrist Clem Clempson, die Schlagzeuger Billy Cobham sowie Bruce Gary (The Knack) und David Sancious (Keyboards, Guitar). Mit wenigen Ausnahmen füllen fast ausschließlich Jack Bruce-Kompositionen, auch gemeinsam mit Pete Brown verfasst, die Tracklists. "X Marks The Spot" schrieb Billy Cobham. Willie Dixon ist mit "Spoonful" sowie "Third Degree" vertreten und neben "Rollin' And Tumblin'" von Muddy Waters gibt es nur noch ganz wenige Fremdkompositionen.
Das Konzert von Mitte Oktober 1980 wird quasi standesgemäß eröffnet.
"White Room" ist definitiv der bestens geeignete Stimmungs-Aufheller für diesen tollen Gig. Man hat seinen Spaß bei Billy Cobhams Drumming und ein Clem Clempson ist bekanntlich mit allen Saiten-Wassern gewaschen. Herrlich, wie er eine deutlich rockende Sprache spricht. Der Beifall ist schon beachtlich. Gelungener Einstand!
Über ein vielschichtiges "Post War" mit leichten Reggae-Intermezzi sowie jazzigen Phasen geht es bei "Hit And Run" teilweise auch balladesk zu. Klasse Sache!
Viele Feinheiten bringen die Nummern – trotz relativ kurzen Spielzeiten – zum Glänzen. So macht eines der bekannteren Lieder von sich reden. David Sancious verlegt dabei einen herrlichen Piano-Teppich und nach der Dramatik dieses Tracks schwingt sich die Combo auf den Baum der Fusion, denn dafür steht Billy Cobhams swingend-groovendes "X Marks The Spot". Ja, da werden die Transmitter der Freude besonders angeregt.
"Dancing On Air" wird durch schöne Backing Vocals (Sängerin und Sänger leider nicht bekannt) bereichert und "Out To Lunch" eröffnet der Frontmann durch ein Harp-Solo. "Bird Alone" steht dann für eine besonders lange Spielzeit. Der ruhige Beginn geht über in eine von hochgradiger Energie geprägte Nummer. Der Schlagzeuger agiert fieberhaft. Sitzen bleiben fällt ihm dabei schwer. Es hat den Anschein, als verfüge das Gaspedal über keinen Endpunkt. Ein Hammer-Stück!
Clem Clempson hat natürlich auch für die Freunde der Slide-Gitarre einige Schmankerl auf Lager.
Wie der Anfang, so das Ende. "Sunshine Of Your Love", "N.S.U." sowie das abschließende "Spoonful", bei dem Graham Parker ordentlich mitmischt. Beim Sound steht die Begeisterung für die Rockpalastnacht im Vordergrund.
Zehn Jahr später lernte die Rockpalast-Gemeinde einen anderen Jack Bruce kennen.
Solo am Klavier wurde er sozusagen zum Alleinunterhalter. Am 16. Oktober trat er in der Kölner Live Music Hall auf. Dieses vierzehn Songs umfassende Konzert ist schon etwas Besonderes.
Nach einem kurzen instrumentalen "Outsider", in dem er bereits seine Qualitäten auf den schwarzen und weißen Tasten andeutet, serviert uns Jack Bruce ein fast ebenso kurzes, nachdenklich gestimmtes "Can You Follow", dem man sehr gerne lauscht. Ein stimmungsvoller Start.
Ohne Zweifel war Jack Bruce einer der intensivsten Bassisten. Am Klavier bringt er einen genauso ins Schwärmen. Er hat den Blues, aber noch viel mehr, wie einige Songs belegen. Der Willie Dixon-Komposition "Third Degree" haucht er neues Leben, frische Intensität ein. Fantastisch!
Meisterlich geht er mit dem Cream-Stück "Doing That Scrapyard Thing" um. Eingedampft auf Klavier und Vocals ist dieses Arrangement besonders lobenswert. Toll!
Auch "Theme For An Imaginary Western" kommt aus der selben Ecke der Individualität. Man hört diesem Jack Bruce einfach sehr gerne zu.
Der Zauber bleibt weiterhin auf einem hohen Niveau. Ob perlende Klänge oder akzentuierte Riffs, wir erleben den Protagonist nicht nur als einen klasse Mann am Klavier, sondern auch als einen wirkungsvollen Sänger, wie in "Weird Of Hermiston".
"Tickets To Waterfalls" … ohne Worte. Einfach schön.
Den Train-Rhythmus auf seine ganz persönliche Art kann er auch. "Traintime", begleitet vom Klatschen der Zuschauer ist nur ein Höhepunkt dieses Auftritts. Harp und Vocals … voller Energie. Toll! Die "The Best Is Still To Come"-Zugabe macht diese Dokumentation, auch klanglich, schließlich zu einem Genuss.
Machen wir einen zeitlichen Sprung zurück in die Achtzigerjahre.
Im Trio mit David Sancious sowie Schlagzeuger Bruce Gary haben wir es bei diesem Konzert mit einer anderen musikalischen Ausrichtung zu tun, zumindest, was eine ganze Palette an Tracks aus dem "Automatic"-Album angeht. Keyboard- und Synthesizer-Sounds füllten die Zeche, Bochum.
Von diesen Instrumenten angeführt, kommt es bei "Make Love (Pt. II)" sogar zu einem Reggae-Track. Ein solcher Exkurs ist bestimmt Geschmackssache.
Das vorgeschaltete "Travelling Child" ist eine Synthi-Ballade, die so typisch für den Beginn der Achtzigerjahre ist. Jack Bruce geht mit dem Zeitgeist dieser Periode.
Für "Green And Blue" wechseln Jack Bruce zum Bass und David Sancious zur E-Gitarre. Diese Nummer streift in kurzen Phasen etwas die Struktur von The Police-Tracks. Wie dem auch sei, man muss es irgendwie mögen.
Dann taucht das Trio doch noch in den Blues ein. Beleg ist eine furiose Version von "Rollin' And Tumblin'".
Zum Kontrast begibt sich das Trio unmittelbar danach auf das Terrain des Slow Blues. In "First Time I Met The Blues" schwebt David Sancious' Gitarrenspiel auf einer Welle der Emotionen und mittendrin geht die Nummer ganz steil nach oben. Grandiose Leistung! Ein Highlight des gesamten Boxsets.
In der langen Auslage darf man auch hier nochmals "Bird Alone" genießen. Das Trio ist herzzerreißend unterwegs. Die Energie schießt durch die Decke der Zeche, Bochum. Experimental-psychedelisch endet dieser Track mit einem Bruce Gary-Schlagzeug-Solo. Klasse!
Auch der "Spoonful"-Ausgabe löffelt man große Portionen Koffein als psychedelische Aktivierungsenergie der musikalischen Aussagekraft hinzu. Hammer! "N.S.U." rundet dann schließlich den Genuss ab.
Nicht nur wegen der insgesamt sieben Scheiben von "Live At Rockpalast 1980, 1983 And 1990" ist dieser Jack Bruce-Rockpalast-Nachlass sehr lohnenswert. Die Dokumentation auf fünf CDs macht diese Veröffentlichung zu einer Empfehlung.
Line-up Jack Bruce & Friends (19. Oktober 1980):
Jack Bruce (vocals, bass, harmonica)
Clem Cempson (guitar)
Billy Cobham (drums)
David Sancious (keyboards, guitar)
Guests:
Graham Parker (vocals – #15)
Martin Belmont (guitar – #15)
Line-up Jack Bruce Band (1. November 1983):
Jack Bruce (vocals, bass, keyboards)
David Sancious (keyboards, guitar)
Bruce Gary (drums)
Line-up Jack Bruce (16. Oktober 1990)
Jack Bruce (vocals, harmonica, keyboard)
Tracklist "Live At Rockpalast 1980, 1983 And 1990":
Jack Bruce & Friends – Grugahalle Essen, Germany – October 19th 1980
- White Room 05:48
- Post War 07:44
- Hit And Run 04:39
- Running Back 04:25
- Facelift 318 03:46
- Theme For An Imaginary Western 05:15
- X Marks The Spot 07:42
- Dancing On Air 08:39
Jack Bruce & Friends – Grugahalle Essen, Germany – October 19th 1980
- Out To Lunch 05:54
- Living Without Ja 03:21
- Polititian 07:18
- Bird Alone 12:29
- Sunshine Of Your Love 07:48
- N.S.U. 03:53
- Spoonful 08:03
Jack Bruce (solo) – Live Musik Hall, Cologne, Germany – October 16th 1990
- Outsiders 01:11
- Can You Follow 01:37
- Third Degree 05:11
- Flying 05:40
- Doing That Scrapyard Thing 02:58
- Theme For An Imaginary Western 05:40
- Weird Of Hermiston 02:55
- Tickets To Waterfalls 04:38
- Golden Days 05:13
- One 05:16
- Travelling Child 06:28
- Pieces Of Mind 06:13
- Traintime 04:48
- The Best Is Still To Come 04:52
CD5:
Jack Bruce Band – Zeche, Bochum, Germany – November 1st 1983
- Keep It Down 11:08
- First Time I Met The Blues 08:34
- Bird Alone 17:08
- I’m So Glad 05:16
- Spoonful 07:07
- N.S.U. 06:11
DVD2:
Zeche, Bochum, Germany – November 1st 1983
- E Boogie 04:47
- Up Town Breakdown 04:54
- Travelling Child 05:56
- Make Love (Pt.II) 05:10
- Green And Blue 08:56
- The Swarm 06:40
- The Best Is Still To Come 05:40
- Rollin' And Tumblin' 09:30
- Keep It Down 11:08
- First Time I Met The Blues 08:34
- Bird Alone 17:08
- I’m So Glad 05:16
- Spoonful 07:07
- N.S.U. 06:11
Jack Bruce Band – Zeche, Bochum, Germany – November 1st 1983
- E Boogie 04:47
- Up Town Breakdown 04:54
- Travelling Child 05:56
- Make Love (Pt.II) 05:10
- Green And Blue 08:56
- The Swarm 06:40
- The Best Is Still To Come 05:40
- Rollin' And Tumblin' 09:30
DVD1:
Grugahalle Essen, Germany – October 19th 1980
- White Room 05:48
- Post War 07:44
- Hit And Run 04:39
- Running Back 04:25
- Facelift 318 03:46
- Theme For An Imaginary Western 05:15
- X Marks The Spot 07:42
- Dancing On Air 08:39
- Out To Lunch 05:54
- Living Without Ja 03:21
- Polititian 07:18
- Bird Alone 12:29
- Sunshine Of Your Love 07:48
- N.S.U. 03:53
- Spoonful 08:03
Live Music Hall, Cologne, Germany – October 16th 1990
- Outsiders 01:11
- Can You Follow 01:37
- Third Degree 05:11
- Flying 05:40
- Doing That Scrapyard Thing 02:58
- Theme For An Imaginary Western 05:40
- Weird Of Hermiston 02:55
- Tickets To Waterfalls 04:38
- Golden Days 05:13
- One 05:16
- Travelling Child 06:28
- Pieces Of Mind 06:13
- Traintime 04:48
- The Best Is Still To Come 04:52
Gesamtspielzeiten: 48:02 (CD1), 48:49 (CD2), 62:47 (CD3), 51:33 (CD4), 55:26 (CD5), approx. 159 (DVD1), approx. 106 (DVD2), Erscheinungsjahr: 2019
2 Kommentare
Carlo LF
18. Mai 2019 um 13:26 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Schade, da fehlt mir jetzt definitiv ein Rockpalast-Konzert von 1993. BBM trat an, Bruce, Baker, Moore. Best of, klar Cream. Und Gary machte da den besten Eric, den es gab…
Joachim 'Joe' Brookes
19. Mai 2019 um 9:51 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Hallo Carlo LF,
vielen Dank für den Kommentar. Die Box ist toll, auch wenn es sich nicht um die kompletten Rockpalast-Auftritte eines Jack Bruce handelt. So wie sie ist, ist die Box gut. Es ist wie beim Essen. Dem einen fehlt Salz, dem anderen ist es zu scharf, der Dritte mag keinen Bärlauch …
Schöne Grüße
Joe