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Jackie Leven / Live Or Die (Live In Bremen 1999 & 2004) – 4CD-Box-Review

Jackie Leven - "Live Or Die (Live In Bremen 1999 & 2004)" - 4CD-Box-Review

Der schottische Singer/Songwriter Jackie Leven begann seine Karriere als noch 'U-Zwanziger' in den späten sechziger Jahren unter dem Namen John St. Field. Sein erstes Album ("Control") nahm er zwar bereits 1971 auf, auf den Markt kam es jedoch erst zwei Jahre später und das zu jener Zeit auch nur in Spanien. Als die Jahre voranschritten, änderte sich auch der musikalische Geschmack und 1978 war Leven eines der Gründungsmitglieder der Post Punk-/New Wave-Band Doll By Doll, die es bis in die frühen achtziger Jahre immerhin auf vier Studioalben brachte, gefolgt von einer Live-Scheibe. Im Anschluss ging es für den Schotten wieder solo weiter, während er auch musikalisch zu seinen Wurzeln zurückkehrte.

Aber das Schicksal meinte es nicht gut, denn 1984 – mitten in den Aufnahmen zu einem neuen Soloalbum – wurde der Musiker auf der Straße überfallen und fast zu Tode gewürgt. Die Folgen: Nicht nur, dass er etwa zwei Jahre nicht mehr fähig war zu sprechen, begann er in dieser Zeit auch unter Depressionen zu leiden und verfiel dem Heroin. Leven kam erst zu Beginn der Neunziger wieder auf die Beine und es dauerte schließlich bis 1994, bevor er mit "The Mystery Of Love Is Greater Than The Mystery Of Death" eine neue Platte am Start hatte. Im Jahr 1999 gastierte er auf einer Tour im Club Moments in Bremen, woher auch die erste Hälfte der mir nun vorliegenden Aufnahmen, sprich die ersten beiden CDs, stammen.

Jackie Leven, ein Mann mit seiner Akustik-Gitarre, seiner Stimme, guten Songs und vielen witzigen Geschichten und Anekdoten. Ein Musiker, bei dem es sich damals durchaus lohnte, ein Live-Konzert zu besuchen. Die Tracks sind durchweg abwechslungsreich, sehr melodisch und mit gutem Gitarrenspiel ausgestattet. Selbst wenn es hier sehr oft melancholisch zugeht, lauscht man diesen Songs gerne. Als Auflockerung gibt es zwischen den Stücken immer wieder lustige Geschichten aus dem (Tour-) Leben, denen man in der Regel auch mit wenig ausgeprägten Englisch-Kenntnissen folgen kann. Eine Technik bzw. Taktik, die auch wahre Meister wie beispielsweise Townes Van Zandt gefahren haben.

Der Brite wechselt immer wieder gekonnt – oft auch während eines Tracks – zwischen Finger Picking und geschlagener Gitarre, während er seine Geschichten mit einer eher 'weichen', dunkleren Stimme vorträgt. Die Interaktion mit dem Publikum ist stets vorhanden und dieser Umstand bot dem Musiker immer wieder 'Elfmeter' für spontane Einlagen und improvisierte Parts. Was dafür sorgte, dass beide Parteien ihren Spaß hatten. Fünf Jahre später und für das hier enthaltene zweite Konzert in Bremen, hatte Leven seinen langjährigen Freund Michael Cosgrave mitgebracht, der ihn am Keyboard und auch Gesang begleitete.

Durch die Hinzunahme der Tasten erhalten die Songs und Kompositionen des Briten eine zusätzliche Klangfarbe, die den ohnehin schon qualitativ guten Darbietungen sehr positiv zu Gesicht stehen. Letzten Endes muss man natürlich solche spartanisch-instrumentierte Darbietungen mögen, aber wenn dies der Fall ist, wird man mit Jackie Levens "Live In Bremen …" sehr viel Spaß haben. Davon abgesehen bekommt man hier mit fast dreieinhalb Stunden Unterhaltung jede Menge Gegenleistung für den Kaufpreis geboten. Insgesamt gesehen also eine sehr gelungene Geschichte.

Jackie Leven verstarb im Jahr 2011 nach einem langen Krebsleiden.


Line-up Jackie Leven:

Jackie Leven (acoustic guitars, vocals)
Michael Cosgrave (keyboards & harmony vocals – #CD 3,4)

Tracklist "Live In Bremen …":

CD 1 – Club Moments, 1999:

  1. Intro
  2. Stranger On The Square
  3. Jackie Talking About Football (Soccer)
  4. Call Mother A Lonely Field
  5. Jackie Talking About Andy White
  6. Looking For Love
  7. The Crazy Song
  8. Jim O’Windygates
  9. I Saw My Love Walk Into Clouds

CD 2:

  1. Marble City Bar
  2. Universal Blue – Poortoun
  3. Jackie Talking About City Life
  4. Single Father
  5. Jackie Talking About His Son Simon
  6. Men In Prison
  7. Jackie Talking About St. Kitts & Nevis
  8. Gylen-Gylen

CD 3 – Broadcasting Hall Radio Bremen, 2004:

  1. Single Father
  2. Butterfly
  3. My Philosophy
  4. Fly
  5. Alvis Green
  6. Alvis Green
  7. Glen Matlock Is Drinking
  8. Empty In Soho Square
  9. A Little Voice In Space
  10. Classic Northern Diversions

CD 4:

  1. Little Brown Box
  2. Little Brown Box
  3. Poortoun
  4. Certain German Places
  5. Exit Wound
  6. Call Mother A Lonely Field
  7. Tied-Up House
  8. Live Or Die

Gesamtspielzeit: 45:53 (CD 1), 49:25 (CD 2), 58:14 (CD 3), 49:17 (CD 4), Erscheinungsjahr: 2024 (1999, 2004)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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