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James Harries / Hiraeth – CD-Review

James Harries / Hiraeth - CD-Review

Dieser Albumtitel, "Hiraeth", kam mir doch sehr bekannt vor. Ich erinnerte mich sofort an ein großartiges, gleichnamiges Album eines gewissen Tim McMillan. Seinerzeit hatte ich herausgefunden, dass dieses Wort angeblich aus dem Walisischen stammt und in etwa mit den Begriffen Heimweh oder Trauer über Verstorbene in Zusammenhang gebracht werden soll. Nun, bei McMillan traf das in der Tat zu hinsichtlich der Stimmung der Musik, ob es bei James Harries auch so ist?

Harries ist ein britischer Musiker der nun in Prag leben soll. Man liest über seine Live-Konzerte, dass sie einzigartige Erlebnisse voller Emotionen sein sollen. Nun, seine Stimme ist durchaus mit emotionalem Ausdruck behaftet, viel Melancholie und Nachdenklichkeit, so manche Passage einiger Songs erinnert mich hinsichtlich des Gesamteindrucks des Vortrags ein wenig an Nick Drake. Doch Harries singt umfassender, es geht auch mal in hohe Tonbereiche, hier und da ein wenig Vibrato in der Stimme, aber meistens recht weich und warm.

Welche Schublade passt? Rasch kristallisiert sich eine Einordnung in das Genre Singer/Songwriter heraus, doch nicht unbedingt das klassische Genre. Gesang und Akustikgitarre werden hinsichtlich des Arrangements auch erweitert, wenn es auf "Diamond Girl" etwas üppiger klingt. Doch Songs wie "Stranger To Me", die der Protagonist auch nicht allein eingespielt haben wird, sind dann doch sehr reduziert und komprimiert auf diesen extrem melancholischen, aber auch wunderschönen Ausdruck, vielleicht das schönste Lied des Albums, es schwelgen die Streicher dazu.

Doch das bleibt nicht der einzige Titel dieser Art, immer wieder breitet sich diese besondere Stimmung aus, in die man sich wunderbar hineinfallen lassen kann, bei "Gold" hilft dabei das gestrichene Cello. "You Are Missing From Me" ist im Rahmen des Gesamteindrucks eher untypisch, eine sanfte Stimmung in Richtung Soul und ein wenig Groove dazu, ein Bläserarrangement, hier muss ich ein wenig in Richtung Van Morrison denken.
Ein wenig hebt sich auch das fast sechs Minuten lange "I’m Not Talking To You" ab, die Stimmung wechselt im Laufe der Spielzeit, aber sehr introvertiert klingend präsentiert sich Harries dabei. Doch introvertiert kann man auf viele Songs oder Passagen anwenden, auf "Home" scheint sich der Gesang teilweise fast zu verstecken, zusammen mit der Gitarre und dem Piano.

Und mit "Could We Still Be Lovers" werde ich, noch immer scheint sich mein Zustand als eine Art im Laufe der Spielzeit entwickelte Trance herauszustellen, noch einmal in meinen Träumen gelassen und bleibe in dieser schönen 'Blase', in der man sich herrlich fallen lassen kann und ein Pendant finden kann zu jeglichen stressigen Momenten des Alltags, so friedlich und angenehm und unaufdringlich vermag Harries seine Botschaften zu vermitteln, ein Album, das nach ganz viel Intimität klingt.

Und wie bei Tim McMillan passt der Titel "Hiraeth" sicherlich.


Line-up James Harries:

James Harries (vocals, guitar)
probably:
Amelia Siba (background vocals)
Jan Keller (cello)
Josef Štěpánek (guitar)
Roman Vícha (drums)

Tracklist "Hiraeth":

  1. Diamond Girl
  2. Stranger To Me
  3. Throw My Arms Around The World
  4. Gold
  5. Rita
  6. You Are Missing From Me
  7. I’m Not Talking To You
  8. Don’t Tell Me How It Ends
  9. Home
  10. Could We Still Be Lovers

Gesamtspielzeit: 41:17, Erscheinungsjahr: 2023

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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