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Jane Lee Hooker / No B! – CD Review

Jane Lee Hooker? Wer ist das denn? Gibt es Nachkommen der im Jahr 2001 verstorbenen Blueslegende John Lee Hooker, von denen wir bisher noch nichts wussten? Weit gefehlt! Bei Jane Lee Hooker handelt es sich um eine fünfköpfige Damenkapelle aus New York, die im Jahr 2013 gegründet wurde und mit dem Bluesmann aus Clarksdale weder verwandt noch verschwägert sind.

Vielmehr handelt es sich bei den fünf Musikerinnen keinesfalls um musikalische Greenhorns, denn alle Ladies waren schon vorher in Bands wie Nashville Pussy, Wives und Bad Wizard aktiv, doch erst nach ihrem Zusammenschluss gab es den richtigen Kick. Darauf wurde auch Thomas Ruf sehr schnell aufmerksam und nahm die Band unter Vertrag. Doch wer hier nur traditionellen Blues erwartet, liegt völlig falsch. Jane Lee Hooker bezeichnen ihre Musik als 'Blues Punkrock' und drücken auf ihrem Debütalbum "No B!" zehn klassischen Bluessongs ihren ganz eigenen Stempel auf. Dazu gibt es mit "In The Valley" eine Eigenkomposition aus der Feder von Sängerin Dana Athens. Und diese Strategie ist durchaus beabsichtigt. »Es gibt schon zu viele schlechte Songs auf der Welt. Wir haben kein Interesse daran, noch welche hinzuzufügen« gibt die Band dazu von sich. Durchaus mutig, aber anscheinend auch ziemlich erfolgreich, denn Jane Lee Hooker spielen inzwischen in größeren Hallen und sind auch für diverse Festivals gebucht.

Hört man sich die Coverversionen, unter denen sich u. a. Songs von Johnny Winter ("Mean Town Blues"), Ray Charles ("I Believe To My Soul"), Otis Redding ("Free Me") und Willie Dixon ("Shake For Me") befinden, so stellt man fest, dass die Titel stark von Muddy Waters (von dem auch zwei Stücke enthalten sind) während seiner Zusammenarbeit mit Johnny Winter beeinflusst sind, als McKinley Morganfield einen deutlich bluesrockigeren Stil an den Tag legte als sonst üblich. Nicht umsonst nennt die Band sein Album "Hard Again" von 1977 als ihren wichtigsten Einfluss.

Und gleich beim Opener "Wade In The Water" gibt es schon mal das volle Brett. Die Gitarren braten was das Zeug hält und die ganze Band macht Druck ohne Ende. Zwischendurch wird es im Mittelteil mal etwas ruhiger, aber nur um am Ende wieder voll zuzuschlagen. Beim folgenden "Mean Town Blues" ist der Punk dann mal etwas rauszuhören, wenn der Song sehr temporeich vorwärts getrieben wird. Besonders erwähnenswert ist hier das Zusammenspiel der beiden Gitarren, die sich ein interessantes Duell liefern. Dieser Song legt die Gehörgänge in Schutt und Asche.

Dann wird es zum ersten Mal so richtig schön bluesig. "I Believe To My Soul" kommt mit jeder Menge Feeling rüber, ohne die Power zu vermindern. Klasse gemacht und ein erster Anspieltipp! Es folgt ein Slow Blues vom Feinsten. "Bumble Bee" heißt das Teil, in dem die feine Leadgitarre begeistert, aber auch die Vocals von Dana Athens erste Sahne sind. Für mich der beste Song dieses Albums!

Die schon erwähnte Eigenkomposition "In The Valley" ist ein straighter Rocker mit pumpenden Bassläufen und dichter Gitarre, bevor dann mit "Free Me" die Ballade des Silberlings angesagt ist. Und wieder verschmelzen Gefühl und Kraft zu einer Einheit. Dieses Schema hat Jane Lee Hooker wirklich perfekt drauf.

Mit dem hinlänglich bekannten "The Hunter" geht es dann wieder auf die Überholspur, mit wesentlich mehr Drive als z. B. die Version von Free, sodass der Titel noch deutlich mehr in die Beine geht. Slow Blues Nummer zwei ist "Champagne And Reefer". Und wieder beweist der Damen-Fünfer, über wie viel Einfühlungsvermögen für den 12-Takter er verfügt.

Nachdem "Didn’t It Rain" sehr rhythmisch aber auch etwas ereignislos vorüber gegangen ist, folgt mit "Mannish Boy" nochmal ein Anspieltipp. Diese Magie, die wir vom Original kennen, bringen die Ladies auch rüber. Dana Athens gibt stimmlich alles, und das ist eine ganze Menge. Ihr Röhren, Schreien, Fauchen und Stöhnen macht den Song zu einem richtigen Hörerlebnis. Eine echt großartige Interpretation!

Mit "Shake For Me" als Rausschmeißer endet das Album noch einmal schwungvoll und rhythmisch und beschließt eine CD, die keine Wünsche offen lässt. Wenn man bedenkt, dass es sich um ein Debüt handelt, kann man nur den Hut vor Jane Lee Hooker ziehen. Well done, Ladies!


Line-up Jane Lee Hooker:

Dana 'Danger' Athens (vocals)
'Hail Mary' Zadroga (bass)
Tracy 'High Top' (guitar)
Melissa 'Cool Whip' Houston (drums)
Tina 'TBone' Gorin (guitar)

Tracklist "No B!":

  1. Wade In the water (4:31)
  2. Mean Town Blues (5:08)
  3. I Believe To My Soul (5:20)
  4. Bumble Bee (4:57)
  5. In The Valley (3:28)
  6. Free Me (3:42)
  7. The Hunter (3:36)
  8. Champagne And Reefer (4:08)
  9. Didn’t It Rain (6:16)
  10. Mannish Boy (5:02)
  11. Shake For Me (5:40)

Gesamtspielzeit: 51:54   Erscheinungsjahr: 2016

Über den Autor

Jürgen Bauerochse

Hauptsächlich zu besprechende Musikstile: Blues, Blues Rock, Southern Rock, Classic Rock
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Mail: juergen(at)rocktimes.de

3 Kommentare

  1. Lotz

    Habe ein Konzertmitschnitt von 2014 aus New York ( 8 Songs). Hat mir schon sehr gefallen.
    Gute CD-Besprechung, danke!

    1. Lotz

      Ich habe nun festgestellt, dass von den 8 Stücken aus 2014 immerhin 7 auf der neuen CD enthalten sind.

    2. Jürgen

      Falls es Dich interessiert. Im Frühjahr 2017 ist die Band, zusammen mit Layla Zoe auf Deutschland-Tour. Sie spielen u. a. am 3. März in der Bluesgarage. Dann ist wohl ein RT-Konzertbericht fällig..

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