
Janus war eine Band von englischen Musikern, die Anfang der siebziger Jahre in Krefeld ansässig war. Mit "Gravedigger" erschien 1972 ein erstes Album und das sogar auf einem Major Label. Allerdings spielte die Band eher weniger als mehr Konzerte und auch der Umzug in die Niederlande, wo die Combo zwei Jahre residierte, änderte da wenig. Im Anschluss an die Rückkehr nach England dauerte es dann nicht mehr lange, bis es Ende 1973 zur Auflösung kam. "Gravedigger" hinterließ allerdings, selbst wenn nicht sehr viele Einheiten verkauft wurden, Eindruck und ist in der sogenannten Krautrock-Gemeinde immer noch hoch angesehen. Die fünf Tracks hörten sich tatsächlich sehr speziell an und verfügten durch eigenwillige Wechsel von akustischen und elektrischen Gitarren einen sehr eigenen Höreindruck. Dennoch war die Band nie wirklich zufrieden mit dem Endergebnis und 2024 nahm sich der Original-Gitarrist und – Keyboarder Colin Orr dem Werk wieder an.
"Gravedigger Hybrid" heißt diese neue Ausgabe, die um gleich neun weitere Tracks ergänzt wurde. Aber nicht nur das, denn Orr hat sich die Original-Bänder noch einmal vorgenommen, einige Spuren belassen, dafür andere gelöscht bzw. neu eingespielt und auch zumindest Teile des Gesangs neu aufgenommen. Die anderen vier Original-Mitglieder Bruno Lord, Keith Bonthrone, Mick Peberdy, Roy Baran-Yates sowie Derek Hyett wurden in den Credits dieser Neuauflage zwar ebenfalls aufgeführt, sind allerdings wahrscheinlich eher in Form der hier noch enthaltenen Original-Einspielungen zu hören, ohne jedoch an dieser neuen Version mitgearbeitet zu haben. Neben einigen anderen 'frischen' Musikern konnte Colin Orr auch seine beiden Töchter für neu erarbeitete Gesangsspuren sowie die Mitarbeit an anderen Instrumenten wie Keyboards oder Saxofon gewinnen. Den Titeltrack der Original-Scheibe auf knapp 21 Minuten zu strecken, war laut Orr damals die Idee des Produzenten und von der Band weniger gewollt. So darf sich der Hörer auf dieser neuen Ausgabe dann immerhin noch an knapp zehn Minuten der Nummer erfreuen.
Der zweite 'Kracher' der Original-LP war das knapp neun Minuten lange "Red Sun", das hier nicht gekürzt wurde und nach wie vor ein absoluter Gewinner ist. Ein bärenstarker Rocker mit verzerrten Gitarren und gutem Gesang. Auch die weiteren hier ein zweites Mal verwendeten Nummern aus den frühen Siebzigern, "Watcha Trying To Do", "Bubbles" sowie auch das ziemlich aggressive "I Wanna Scream" gefallen nach wie vor, selbst wenn sie sich in den 2024er Versionen etwas anders anhören. Erwähnenswert auch das fast 18 Minuten lange "Agnus Dei II", wobei man hier den ausgeprägten Einfluss kirchlicher Musik abkönnen muss. Während Stücke wie "Old Friends", "Cash Machine" oder "Great Uncle Joe" den Rezensenten – obwohl von den Lyrics sozialkritisch und engagiert – nicht wirklich erreichen, können dafür andere wie "I’m Moving On" oder "I Don’t Believe You" schon wieder deutlich mehr punkten.
Wenn diese neue Bearbeitung von "Gravedigger" bzw. diese Veröffentlichung "Gravedigger Hybrid" nur für eine Sache gut und wichtig ist, dann dafür, dass das Original-Album nicht in Vergessenheit gerät. Wie Colin Orr im Booklet schreibt, sind ihm aber auch die anderen, in späteren Jahren entstandenen, hier vertretenen Tracks sehr wichtig und ans Herz gewachsen. Um es mal frei heraus zu sagen, hatte die Original-Scheibe vielleicht etwas mehr Charme bzw. umgibt sie der – nicht unwichtige – Hauch einer lange vergangenen Zeit. Und natürlich hören sich einige der Stücke in dieser neuen Ausgabe etwas anders, sprich moderner, an. Im Zweifelsfall zieht der Verfasser dieser Zeilen die Original-Scheibe vor. Gut und empfehlenswert ist das aber allemal und seine Favoriten darf sich natürlich wie immer jeder selbst heraussuchen. Wenn ich nur zwei Anspieltipps nennen dürfte, dann wären das definitv "Red Sun" und "Gravedigger". Trotzdem unbedingt mal anchecken, denn hier sind so einige kleine Schätze zu finden.
Line-up Janus:
Colin Orr (guitars, bass, keyboards, vocals)
Bruno Lord (vocals)
Derek Hyett (vocals)
Paul Phoenix (vocals)
Keith Bonthrone (vocals)
Roy Baran-Yates (guitars)
Rikki Hanson-Orr (keyboards, vocals)
Nick O’Connor (keyboards)
Doug Boyes (keyboards)
Mick Peberdy (bass, cello)
Sandy Bartai (cello)
Thea Hanson-Orr (saxophone, vocals)
Dean Houston (saxophone)
Tracklist "Gravedigger Hybrid":
- Gravedigger
- Suma Manatilly
- Bubbles
- Red Sun
- Watcha Trying To Do
- I Wanna Scream
- I Don’t Believe You
- I’m Moving On
- Cash Machine
- Great Uncle Joe
- Agnus Dei II
- Midnight In My Soul
- Desolation
- Old Friends
Gesamtspielzeit: 79:53 , Erscheinungsjahr: 2025
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