1974 wurde die britische Alternative-/New Wave-Band Japan gegründet.
Ende 1982, nach der Veröffentlichung von "Oil On Canvas" lösten David Sylvian, Steve Jansen (Davids Bruder), Richard Barbieri, Rob Dean sowie Mick Karn Japan auf, nur um neun Jahre später wieder tätig zu werden.
Zwischen der Gründung und dem Auflösen von Japan 1982 – die Doppel-LP "Oil On Canvas" war bereits auf dem Markt – passierte ganz schön viel um den Bandleader & Co.
1977 unterzeichnete man einen Plattenvertrag bei Ariola-Hansa Records und 1978 erschien "Adolescent Sex". Ein Jahr später folgte "Obscure Alternatives".
Aus einer relativ geringen öffentlichen Aufmerksamkeit machte Japan – auch mit einem gewissen Wechsel im musikalischen Stil – durch "Quiet Life" einen entscheidenden Schritt in Richtung Kritikergunst.
Vom Glam Rock hin zum Synthesizer-gestützten Alternative Rock mit Blick auf die Avantgarde.
"Gentlemen Take Polaroids" (1980), der "Tin Drum"-Vorgänger, wurde ohne Rob Dean aufgenommen.
In gewisser Weise gibt das Coverbild schon eine musikalische Richtung an. So ziemlich alles weist auf den asiatischen Raum unserer Welt hin.
Trotz, oder gerade wegen des exotischen Charakters von "Tin Drum", wurde die vorliegende Platte für Japan zu einem Erfolg im Vereinigten Königreich. Als Single-Auskopplung von "Oil On Canvas" wurde "Ghost" – auch auf "Tin Drum" enthalten – zu einem Hit. Heutzutage wahrscheinlich nur denkbar in Sparten-Charts. Diese minimalistisch arrangierte Nummer ist Feeling pur. Es ist bemerkenswert, wie man mit wenigen Mitteln eine umwerfend-balladeske Atmosphäre erzeugen kann. Über allem, wie in den anderen Tracks der LP auch, schwebt förmlich David Sylvians Gesang. "Ghosts" ist ein Highlight.
Vertrackte Rhythmik, schräg klingende Gitarren-Klänge und eine phasenweise geradezu laszive David Sylvian-Stimme lassen "The Art Of Parties" zu etwas Besonderem werden.
"Talking Drum" bringt Mick Karns bundlosen Bass in den Vordergrund.
Dazu trommelt Steve Jansen einen extrem guten Rhythmus und der Klang einer Flöte entführt uns eher nach Afrika, denn auf asiatisches Terrain.
Dafür geht es aber bei "Canton" ganz deutlich in diese Gegend. Und wie! Man bekommt den Eindruck, als sei ein chinesisches Orchester am Start. Dazu serviert Japan mehr oder weniger obskure, aber wohlklingende Würzungen. Dieses Instrumental spannt den Bogen zwischen unseren Hemisphären und dem Reich der Mitte.
"Visions Of China" ist noch so ein spezieller Song, der verdeutlicht, mit welcher musikalischen Kompetenz Japan Stimmungen in Szene setzen kann. Das perkussive Intermezzo räumt das Stück auf.
Ein Highlight in anderer Auslage ist "Sons Of Pioneers". Abermals von Mick Karns Bass geleitet, bringt dieser ruhig-balladeske Track geradezu sphärische Momente ins Spiel. Da schwebt Japan über sieben Minuten dahin. Eine vorzügliche Klangwelt, die hier geboten wird.
Vorhersagbar ist die Atmosphäre von "Cantonese Boy". Man fokussiert alle Fantasie auf Sounds, die einen von einem Moment zum anderen in Verzückung geraten lassen.
Man ging getrennte Wege und ein Japan-Aufleben von 1989 bis 1990 war auch nur so etwas wie ein Blitzlicht der Zeit. Tja, so ist das bei manchen Bands, die einfach aufhören, wenn es quasi am schönsten ist.
Japans "Tin Drum" ist und bleibt eine Herausforderung. Damals wie heute – wenn man dieses Album nicht kennt – sollte man sich dieser Musik aufgeschlossen nähern.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.
Line-up Japan:
David Sylvian (keyboards, keyboard programming, tapes, guitar, vocals)
Steve Jansen (drums, percussion, electronic & keyboard percussion)
Richard Barbieri (keyboards, keyboard programming, tapes)
Mick Karn (fretless bass, african flute, dida)
With:
Yuka Fujii (vocals)
Simon House (violin)
Tracklist "Tin Drum":
Side 1:
- The Art Of Parties
- Talking Drum
- Ghosts
- Canton
Side 2:
- Still Life In Mobile Homes
- Visions Of China
- Sons Of Pioneers
- Cantonese Boy
Gesamtspielzeit: 36:46, Erscheinungsjahr: 1981
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