In den USA ist Jason Aldean bereits seit über 15 Jahren ein absoluter Superstar. Kein einziges seiner ersten sechs Alben verkaufte sich dort weniger als eine Million mal, wobei "My Kinda Party" (2010) mit etwa 3,1 Millionen verkauften Exemplaren bisher als Sieger durchs Ziel geht. Erst im Jahr 2016 und der Scheibe "They Don’t Know" gingen die Zahlen auf etwa eine halbe Million runter, eine Zahl, mit der man aber immer noch sehr gut leben kann. Im vergangenen November hat der Amerikaner nun heiß auf den Sporen seines letzten Single-Hits ("If I Didn’t Love You", ein Duett mit Carrie Underwood), sein zehntes Studioalbum vorgelegt, das er nach dem Namen seiner Heimatstadt Macon (genau, das Macon, Georgia, wo auch die Allman Brothers Band ihre ersten Alben aufnahmen) benannt hat. Ein gutes Pflaster, mag man meinen. Aber hat Jason Aldean auch die Klasse als Musiker?
Was umgehend beim Studium des Booklets auffällt und sich nach weiterer Recherche bestätigt, ist, dass der Protagonist nun alles mögliche, aber ganz offensichtlich kein Songwriter zu sein scheint. Denn neben einer spärlichen Handvoll Co-Credits, die sich zudem auf seine ersten paar Alben zerstreuen, ist er diesbezüglich (zumindest auf seinen eigenen Alben) nicht vertreten. Wie dem auch sei, dass es ohne eigenes Songwriting ebenfalls funktionieren kann, haben vor Aldean schließlich schon ganz andere Größen (beispielsweise Elvis Presley und in geminderter Form auch Johnny Cash) bewiesen. Warum der Mann solch großen Erfolg in Amerika hat, wird bereits nach den ersten Tracks klar. Stark tatöwiert, kraftvoller Körperbau mit weit geöffnetem Hemd, Hut, ein guter Entertainer und eine angenehme kraftvolle Stimme – der typische, wie aus dem Bilderbuch ausgeschnittene, Country-Outlaw.
Leider nur können die Songs den Rezensenten so gar nicht überzeugen. Klar, die Stücke wurden von Studio-Assen eingespielt, sind sehr melodisch und ab und an haut auch mal eine aggressive E-Gitarre dazwischen, wie die Axt im Walde. Dennoch klingen die Tracks mehr oder weniger austauschbar und wie am Reißbrett komponiert. Die Formel muss stimmen und da darf auch nicht abgewichen werden, bloß nicht aus dem Schema fallen. In den Texten geht es (um dem Outlaw-Image auch gerecht zu werden) oft ("That’s What Tequila Does", "Story For Another Glass" oder "This Bar Don’t Work Anymore") um die Gefahren und Fallen vom Bruder Alkohol, ansonsten wird die Liebe in all ihren glücklichen und unglücklichen Variationsmöglichkeiten besungen. Obendrein gibt es sogar noch eine Coverversion des Bryan Adams-Songs "Heaven". Jau, wers mag … Ich will nicht so weit gehen, die Songs als seelenlos oder blutleer zu bezeichnen, aber beim Verfasser dieser Zeilen springt beim Anhören auch nicht der klitzekleinste Funken über. Zu vohersehbar, zu sehr 'Schema F'.
Außer den zehn neuen Studiotracks wurden hier noch fünf Live-Songs in Form von Stücken aus früheren Studioalben hinzugefügt. Wenn man böse sein wollte, könnte man meinen, dass damit doch noch ein bisschen Stimmung in die (Album-) Bude gebracht werden sollte. Noch in diesem Frühling soll übrigens der zweite Teil dieses Albumprojekts mit dem Titel "Georgia" erscheinen. Wer sich lieber selbst noch ein Bild machen will, dem empfehle ich dafür Stücke wie "Over You Again", "Watching You Love Me", "This Bar Don’t Work Anymore" oder "If I Didn’t Love You".
Line-up Jason Aldean:
Jason Aldean (acoustic guitars, lead vocals)
Kurt Allison (electric guitars)
Tully Kennedy (bass)
Rich Redmond (drums & percussion)
Adam Shoenfeld (electric & slide guitars)
Danny Rader (acoustic-, 12-string- & hi-strung guitars)
Russ Pahl (steel guitars)
Mike Johnson (steel guitars)
Micah Wilshire (acoustic guitars)
Tony Harrell (synthesizer, piano, keyboards, Wurlitzer, B3 organ)
Perry Coleman (background vocals)
Mickey Jack Cones (background vocals)
Neil Thrasher (background vocals)
Lydia Vaughan (background vocals)
With:
Carrie Underwood (lead & background vocals – #5)
Jack Sizemore (electric guitars & background vocals – #11-15)
Jay Jackson (steel guitar & background vocals – #11-15)
Tracklist "Macon":
- After You
- Over You Again
- That’s What Tequila Does
- Small Town Small
- If I Didn’t Love You
- Story For Another Glass
- Heaven
- This Bar Don’t Work Anymore
- The Sad Songs
- Watching You Love Me
- Amarillo Sky (live from Nashville, TN)
- Johnny Cash (live from Los Angeles, CA)
- She’s Country (live from Las Vegas, NV)
- Big Green Tractor (live from Dallas, TX)
- My Kinda Party (live from St. Louis, MO)
Gesamtspielzeit: 52:19, Erscheinungsjahr: 2021
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