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Java Kickback / The Shadow Of A Papermill – CD-Review

Java Kickback / The Shadow Of A Papermill

Nationale Vorurteile sind für gewöhnlich weder angenehm noch angebracht. In Schweden hingegen scheint man sich dem Klischee gerne ergeben zu haben – es ist auch wirklich kein Unangenehmes. In Schweden, so munkelt man, ist alles einfach ein wenig, nun ja, schöner. Die Frauen sehen aus wie die ABBA-Damen anno 1975, die Männer wie Alexander Skarsgard, die Popmusik klingt wie ABBA, ja, selbst den garstigen Death Metal haben die Schweden mit wunderschönen Gitarrenharmonien eine frischgebastelte, wunderbar duftende Blümchenkrone verpasst! Ja, sicher, mal wird man ums Midsommar-Fest in ein Bärenkostüm gesteckt und verbrannt, aber selbst das passiert höchst freundlich und bei bestem Sonnenschein-Wetter.

Java Kickback können also nirgendwo anders herkommen als aus Schweden. Obwohl das Cover düster in blaugetönten Dunkelgraustufen daherkommt und die Band sogar ganz buchstäblich aus Gotland kommt, ist von gotischen Sounds nichts zu vernehmen.
Java Kickback spielen laut Selbstauskunft »guitar-heavy rock« und stilistisch passen sie ganz deutlich ins – zugegeben schwammig definierte – Genre 'Modern Hard Rock'. Heißt, eine Mixtur aus allem, was in den letzten Jahren im Rock so angesagt war: ein wenig Alternative, viel Stadion Rock, ein wenig klassischer Heavy Rock, viel purer, reinrassiger Pop, hitverdächtige Hooklines und eine absolut perfekte zeitgemäße Produktion, die wunderbar ins Radio-Bob-Programm passt.

Typisch schwedisch das trotz ordentlich druckvollem Klanggefüge komplette Fehlen von Ecken und Kanten – oft erinnert das Trio dabei an die letzten paar Bon Jovi-Alben, wenn die denn nicht mit dem Hausfrauen-Gesangsverein Buxtehude, sondern mit heutigen Rockmusik-Verehrern als Zielgruppe produziert wären. Das liegt auch am Gesang von Stefan Leoson, der dem Herrn Bon Jovi stimmlich oft ähnelt und auch ein ähnliches Pathos bei seinen Gesangslinien bevorzugt. Allerdings: nicht nur rocken Java Kickback ein ganzes Stück mehr, sie haben auch im Vergleich derzeit die besseren Songs. Eine Nummer wie "Break The Chain" haben die Kollegen aus New Jersey jedenfalls in den letzten zwanzig Jahren nicht mehr hinbekommen.

Wer sich also für kommerziellen, zeitgemäßen Rock interessiert, sollte Java Kickback definitiv auschecken und im Auge behalten. Wie erwähnt, dank der hohen Hitdichte steht es nicht außer Frage, dass das – den Fotos nach zu urteilen, nicht mehr ganz jugendliche – Trio bald von einem größeren Label abgegriffen wird. Verdient hätte es die Musik der Schweden auf jeden Fall, denn "The Shadow Of A Papermill" braucht sich hinter der derzeitigen Radiorock-Konkurrenz sicher kein Stück zu verstecken.


Line-up Java Kickback:

Stefan Leoson (lead vocals, guitars, keyboards)
Urban Johansson (bass, vocals)
Nicka Hellenberg (drums, vocals)

Tracklist "The Shadow Of A Papermill":

  1. In The Shadow Of A Papermill
  2. Break The Chain
  3. Flawed
  4. Head Vs. Pavement
  5. Eye Of The Beholder
  6. Liar
  7. Royal Parasite
  8. Odd Soul
  9. Be Silent
  10. Cute But Killer

Gesamtspielzeit: 45:05 min, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Sascha Glück

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