Es ist für mich eine der wertvollsten Entdeckungen des vergangenen Jahres: Musikalisch, menschlich und letztlich auch regional, stammt doch das jazzy-duo aus meinem Bundesland Thüringen, genauer aus der Bachstadt Arnstadt. In der Stadt hatte der Kantor, Komponist sowie Orgel- und Cembalovirtuose Johann Sebastian Bach einige Jahre gewirkt.
Hinter dem Wort 'Duo' steckt bereits das erste Ausrufezeichen: Denn das, was die beiden Geschwister Jessica und Philipp Jacob im Studio, vor allem aber auf der Bühne zaubern, übertrifft die kühnsten Erwartungen an ein Duo.
Weil beide gleichwohl singen, Jessica Bassgitarre gegen Saxofon tauscht und ihr Bruder Keyboard und Gitarren spielt, ist deren Vielseitigkeit im Repertoire nahezu unerschöpflich.
Besonders dann, wenn beide gleichzeitig den Gesangpart übernehmen, fragt man sich, woher diese scheinbare grenzenlose Musikalität wohl kommt.
Die Geschichte begann wie viele Episoden rund um jüngere Talente. Gewissermaßen fing alles ganz klassisch an. So war es bei Jessica das Erlernen der Blockflöte in der ersten Klasse. Ihr Bruder fing sechs Jahre später an, erst auf dem Keyboard und später auf dem Klavier zu spielen. Es war die Geburtsstunde der musikalischen Zweisamkeit mit einer wichtigen Zäsur: 2007 gründeten beide das jazzy-duo. Ganz wichtig in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass sie nicht nur gemeinsam musizieren, sondern gleichzeitig die Leidenschaft des Liederschreibens entdeckt haben.
»Geprägt von den deutschen Texten Herbert Grönemeyers, Clueso, Philipp Poisel sowie der Soullegende Lionel Ritchie oder Elton John, fanden wir über die Jahre unseren eigene Stil«, lassen uns die Musiker auf ihrer Website wissen. Tatsächlich passen die Thüringer in keine Schublade. »Wir haben von allem etwas. Wir sind ein bisschen Jazz, ein bisschen Soul, ein bissen Pop und auch Rock.« Auffallend sind aber auch die starken Singer-Songwriter-Qualitäten von Philipp alias Phil.
Die Musik ist den Arnstädtern Herzensangelegenheit. Das spürt man und das hört man. »Musik bedeutet für uns Leben. Musik ist immer und überall. Musik gibt uns die Möglichkeit, Geschehenes und Gefühle auf unsere ganz eigene Art zu verarbeiten und so mit anderen Menschen zu teilen. Musik bedeutet für uns aber auch, anderen Menschen Mut machen zu können, ihnen das Gefühl geben zu können, dass sie mit Erlebtem nicht allein sind und dass das Leben immer weiter geht. Musik berührt Menschen, was Worte allein nicht immer schaffen. Musik lässt auch mal vergessen, abtauchen, genießen.«
Die zwei Musiker bezeichnen sich selbst als Botschafter. Diese Botschaften packen die musikalischen Mutmacher in ihre Texte. So ist es beinahe folgerichtig, dass aus einem persönlichen Erstkontakt eine enge Verbindung zu dem Kinderhospiz Mitteldeutschland im thüringischen Tambach-Dietharz wurde. Dort werden todkranke Kinder auf ihrer letzten Lebensstation begleitet. »Alle Menschen, die wir seitdem in Verbindung mit dem Kinderhospiz kennengelernt haben, sind wundervoll. Da sind zum einen die kleinen starken Geschöpfe, welche Tag für Tag entschlossen und lebensmutig gegen ihre Krankheiten kämpfen, zum anderen deren Familien, die ihre Kraft und Zeit ihren kleinen Kämpfern opfern und nicht zuletzt die Menschen, welche aufopferungsvoll und mit großem Herzen die Hospizarbeit leisten«, sagen Jessica und Phil, die all ihre Emotionen zum Thema in das Lied "Wunder" gepackt haben. Beim Download ihrer Single auf der Homepage geht ein Teil als Unterstützung an das Hospiz.
Anlässlich ihres Neujahrskonzertes am 11. Januar 2020 im Theater in Arnstadt haben beide das Stück mit einer Bildschirmpräsentation, die zu Herzen ging, auf der Bühne untermalt.
Textlich steht "Wunder" ihrem Lied "Anders sein" sehr nahe. Mit diesem Titel war auch das Konzert in ihrer Heimatstadt überschrieben, welches sich als ein wunderbares emotionales Erlebnis vor vielen Fans offenbaren sollte.
»Anders sein bedeutet für uns, den Mut zu haben, man selbst zu sein, sich nicht der breiten Masse unterzuordnen, nichts im Leben zu entscheiden, weil die Masse es gut findet oder es am besten in unsere Gesellschaft passt. Anders sein heißt zu sich selbst und seinen Träumen zu stehen und sich dadurch von anderen abzuheben«, verkünden sie als persönliche Botschaft und betonen gleichzeitig, wie wichtig ihnen Individualität ist.
Bei ihren eigenen Kompositionen folgt übrigens der Text auf die Musik. Phil beginnt mit Harmoniefolgen aus dem Herzen heraus. »Manchmal liegen diese Monate lang unberührt und werden immer wieder gehört. Und irgendwann plötzlich ist da ein Gefühl, eine Empfindung hervorgerufen durch ein Ereignis, eine Begegnung, eine Situation, welche genau auf diese Harmonien passen und der Text entsteht. Viele Texte schreibe ich, aber inzwischen schreibt Phil auch«, verrät uns die Sängerin und Multiinstrumentalistin.
Jessica verrät uns im Gespräch mit RockTimes, welche Rolle bei ihnen die Fans spielen. »Sie sind uns unendlich wichtig. Ohne sie und ihre Unterstützung wäre das, was wir tun, nur die Hälfte wert. Und es ist so schön zu wissen, dass all die Menschen auch einfach unsere Musik hören, weil sie ihnen wirklich gefällt. Wir kaufen uns keine Likes. Wir wollen ehrlich sein.«
Was kann man solch engagierten Musikern mit auf den Weg geben?
Natürlich ist ihnen zu wünschen, dass sie auch bundesweit auf sich aufmerksam machen können und den verdienten Lohn für Ihre Arbeit ernten. Das Zeug dazu haben sie als 2007 gegründetes Duo, um auch über die Grenzen ihres Bundeslandes Thüringen hinaus ernst genommen zu werden. Zwei bodenständige, sehr sympathische Musiker mit einem intakten familiären Umfeld.
Eine Geschichte die so keinesfalls alltäglich, aber umso schöner ist.
Auf der Website des Duos sind kurze Hörproben veröffentlicht. Interessierte finden dort unter anderem auch die Kontaktdaten und Angaben zur Diskografie.
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