Wenn man weiß, dass hinter dem Künstlernamen Jean d’Auberlaque Jochen Oberlack steckt, dann ist die Bezeichnung schon eine geschickte Umbenennung des bürgerlichen Namens. Jochen Oberlack ist auch Ümit! oder Das Blaue Palais oder Scarlet Utopia. Der Protagonist benutzt Pseudonyme, um als » […] Musiker tendenziell unsichtbar zu bleiben – oder wie es im Rock-Jargon oft heißt: "let the music do the talking". […]«
"The Durutti Columns" ist wechselvoll und dennoch zusammenhängend. Die Gitarre ist das im Vordergrund stehend Instrument. Mit dem gesamten sie umgebenden Sound-Orbit steht der Sechssaiter im Rampenlicht der insgesamt acht Kompositionen.
Mit fast elf Minuten Spielzeit ist der Opener "Universal Love" schon ein Song-Fixstern in der Tracklist. Die Gitarren-Soli sind lang und verführerisch gut. Die Gänsehaut darf sich bilden und zeigt sich in vielen weiteren Phasen der vorliegenden Platte. Das erste Stück ist gefüllt mit gitarristischem Sprengstoff. Aus einer relativ entspannten Eröffnung meldet sich der Musiker gleich mit Gesang und intensiven Saitenschwingungen zu Wort. Mit unterschiedlich gefärbten Stimmungen ist "Universal Love" ein gigantisches Stück Rock-Musik. Der Albumtitel "The Durutti Columns" geht zurück auf die Post Punk-Band The Durutti Column, gegründet Ende der Siebzigerjahre.
Jean d’Auberlaque gibt im Informationsblatt zur Scheibe an: »[…] Als Gitarrist fühle ich mich im progressiven Sound der Siebziger ebenso zu Hause wie im Post-Punk der frühen 80er Jahre. Von beidem gleichermaßen geprägt ist eine Synthese dieser beiden Klänge für mich naheliegend. […]«
So ist es nicht verwunderlich, wenn in diesen Zusammenhängen auch der Name von Vini Reilly, dem The Durutti Column-Bandleader, fällt.
In Anlehnung an die Musik von Durutti Column » […] folgen gleich 2 Tracks "Mediterranean Bars" und "La Vallée" dieser Tradition […]«. Jean d’Auberlaque kreiert im erstgenannten Song eine wunderschön entspannte Atmosphäre. Die über sieben Minuten befinden sich in einem herrlichen Zustand der Schwebe. Die E-Gitarre setzt relaxte Akzente und bei diesem Stück darf sich auch der Hörer zurücklehnen und genießen.
"La Vallée", nur unwesentlich länger als "Mediterranean Bars", macht auf andere Weise von sich reden. Nach einem getragenen Sechssaiter-Intro gesellen sich feine Keyboardklänge dazu. Dieses Instrumental ist phasenweise etwas mehr geerdet als die 'mediterranen Bars'. Durch ganz speziell-nuanciert gesetzte Stimmungswechsel wird eine intensive Spannung erzeugt. Highlight!
"Obscured By Shadows" rockt im Rückspiegel der Musikgeschichte und mit "96 In The Shade" verküpft Jean d’Auberlaque klasse Riff-Strukturen mit deftigen Rhythmus-Beats. Da darf die E-Gitarre auch schon mal zum Höhenflug ansetzen und wird im feinmaschigen Netz der Keyboard-Sounds aufgefangen.
Rudy Kronenberger saß nicht nur an den Reglern und Knöpfen, hat gemixt sowie gemastert, sondern greift auch musikalisch mit zusätzlichen Keyboards und der Querflöte ins Geschehen ein. Seine Tastenklänge lassen sich nun nicht konkretisieren, aber wenn "Brigitte Bardot" dran ist, dann erweitert Rudy Kronenberger den Sound des rockig-melodiösen Tracks durch tolle Querflöten-Beiträge, die auch deutlich im Vordergrund stehen. Die bilden auch einen feinen Kontrast zu den mit Effekten versehen Gitarren-Fahrten. Klasse Nummer! Hinhörer!
Jochen Oberlack aka Jean d’Auberlaque hat mit "The Durutti Columns" ein Album auf den Markt gebracht, das einerseits von seiner Eingängigkeit und andererseits von Arrangements lebt, die erobert werden wollen. Empfehlung.
Line-up Jean d’Auberlaque:
Jean d’Auberlaque (vocals, guitars, keyboards, bass, drums)
Rudy Kronenberger (additional keyboards, flute)
Tracklist "The Durutti Columns":
- Universal Love
- Obscured By Shadows
- Turquoise
- Brigitte Bardot
- Mediterrranean Bars
- The Barrel
- 96 In The Shade
- La Vallée
Gesamtspielzeit: 50:35, Erscheinungsjahr: 2016
1 Kommentar
David Rankin
24. Dezember 2019 um 10:40 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Wunderschoen reinzuhoeren in der Winter pause… Einfach toll!