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Jeff Jensen / Wisdom & Decay – CD-Review

Mit "Wisdom & Decay" bewegt der mittlerweile in Memphis lebende Jeff Jensen im Jahr 2018 die Gemüter der Musikfans.
Auch live, wie bei seinem Konzert im Blues Moose Café am 14.06.2018 konnte der Künstler voll überzeugen.
Die Line-up-Basis bestimmt das bewährte Trio-Team mit seinem langjährigen Weggefährten Bill Ruffino am Bass und dem Schlagzeuger David Green. Wie bei Morose Elephant wird das Trio durch eine längere Liste von Gästen erweitert. So gibt es unter anderem ein Vocal- sowie String-Quartett. Victor Wainwright ist abermals mit von der Partie, allerdings hören wir ihn nicht auf seinem Instrument, dem Piano, sondern als Backing-Sänger. Die Parts diverser Tasteninstrumente übernimmt Chris Stephenson, der ebenfalls auf "Morose Elephant" aktiv war.
Darüber hinaus darf man sich über Bläsertöne freuen.

Herrlich luftig legen Jeff Jensen & Co. mit "I’m Living Off The Love You Give" los. Von einem leichten Gitarren-Funk unterlegt, setzen hier die Bläserfraktion und Orgel wunderbare Akzente. Dieser Nummer kann man kaum widerstehen und über die Stimme des Protagonisten braucht man kaum ein Wort zu verlieren. Der kann singen und mit seinem ersten Gitarren-Solo ist er schon ganz nahe beim Hörer. Toll!

Neben dem ersten Song hat der Amerikaner noch zwei weitere Fremdkompositionen im Köcher. Einerseits macht er mit Tom Waits' "Downtown" und vielen Soundeffekten sowie einer ambitionierten Stimme einen höchst gefühlvollen Abstecher ins rockende Roots-Gelände und andererseits taucht er "Tonight I’ll Be Staying Here With You" von Bob Dylan in – auch mit Bläsern versehen – jazzige Dips. Alleine diese Lieder verdeutlichen, welchen musikalischen Fächer Jeff Jensen für den Hörer öffnet.

Wer auf den Jazz im Blues steht, kann direkt bei "Something In The Water" und "The Water Jam/Something In The Water Revised" weitermachen. Mit der halbakustischen Gitarre kommt entspannte – ja fast schon relaxte – Stimmung auf. Diese Atmosphäre wird dann nicht nur einmal von flotteren Teilen durchbrochen. Mit Bläsern und Streichern bietet der vorletzte Track ein Höchstmaß an Abwechslung und irgendwie darf man den Rausschmeißer mit dem gerade genannten Lied als eine Einheit ansehen, denn eine Pause zwischen den Nummern existiert nicht. Im finalen Stück kommt durch David Greens Percussion-Fundament Latin-Stimmung auf. Der zehnte Track ist ein klasse Jam mit einer phasenweisen Annährung an Sounds, die Santana drauf hat. Seinem Sechssaiter verlangt er einiges ab und der Bandleader ist so etwas wie aus dem Häuschen.
Wo Jam draufsteht, ist auch Jam drin.

Die Spannweite der Musik ist groß.
So kommt "Luck Is Gonna Change" mit Soul und einer großen Portion Gospel daher. Party ist angesagt. Eine ganze Armada von Sängerinnen/Sängern – unter anderem das Vocal-Quartet – sorgt in diesem Song für beste Stimmung. Perfekt!
Ach, wie herrlich ist "What We Need To Be". Jeff Jensen kommt zwar aus Memphis, aber mit dem musikalischen New Orleans-Gumbo kennt er sich auch bestens aus. Highlight!

Fast sechseinhalb Minuten dauert das längste Lied auf "Wisdom & Decay".
Balladen-Zeit ist angesagt. Und wie! Da schmelzen die Moleküle von erstarrtem Wasser dahin. Streicher und Bläser agieren im familiär-ungezwungenen Modus und an dieser Stelle bekommt Jeff Jensen für seinen wechselnden Gesang ein weiteres Lob.

Das bereits weiter oben erwähnte Konzert zeigte deutlich, welch hohes Niveau das Songwriting des Künstlers hat, denn auch in kleiner Besetzung, als Trio, verfehlen die Kompositionen nicht ihre effektvolle Wirkung.
Mit Musik aus dem obersten Regal ist "Wisdom & Decay" beste Unterhaltung.


Line-up Jeff Jensen:

Jeff Jensen (vocals, guitar, banjo)
Bill Ruffino (bass, 5-string bass)
David Green (drums, percussion)

With:
Chris Stephenson (organ, Wurlitzer, piano)
James Cunningham (percussion)
Kirk Smothers (tenor saxophone, baritone saxophone)
Marc Franklin (trumpet, flugelhorn)
Beba Russell (vocals – #1,4-6)
Susan Marshall (vocals – #6)
Gerald Stephens (piano – #3,6)
Victor Wainwright (backing vocals – #7)
Vocal Quartet (- #2,6,8):
Chris Stephenson
Brian Hawkins
Jared Dover
Aron Shier
String Quartet (- #3,9,10)
Jessie Munson (violin)
Wen Yin Yu (violin)
Beth Luscombe (viola)
Iren Zombor (viola)

Tracklist "Wisdom & Decay":

  1. I’m Living Off The Love You Give
  2. 2000 Days
  3. Pretend Forevers
  4. Good Woman Back Home
  5. Downtown
  6. Luck Is Gonna Change
  7. What We Used To Be
  8. Tonight I’ll Be Staying Here With You
  9. Something In The Water
  10. The Water Jam/Something In The Water Revised

Gesamtspielzeit: 47:43, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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