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Jennifer Porter / These Years – CD-Review

Erstaunlich!
Jennifer Porter veröffentlichte schon sechs Alben. Laut ihrer Website erschien "Hyacinth Boy Blue" bereits im Jahr 1996. Auf der Basis des Blues brachte sie 2012 den Original Soundtrack zum Film "40 West" auf den Markt. 2013 sang sie auf "The Way You Look Tonight" Jazz-Standards und für "Easy Living" (2014) wurde die Künstlerin für den Independent Music Award nominiert. "Moonglow", eine drei Lieder umfassende EP und "Mr. Barrington", der entsprechende Soundtrack zum Film, sind weitere Tonträger der viel beschäftigten Künstlerin.
Jennifer Porter ist nicht nur Musikerin, sondern auch Schauspielerin sowie Drehbuchautorin. Sie verfügt über eine Ausbildung als Opernsängerin und ebenso am klassisches Piano. Sie war Sängerin im Glenn Miller Orchestra und im Blues-Bereich bringt man sie in Verbindung mit C.J. Chenier, Nathan and The Zydeco Cha-Chas und Ils Sonnt Partis Band. Auf einem ganz anderen Feld kann Jennifer Porter auch noch etwas vorweisen, denn sie »[…] holds a second degree black belt in Tai Jujitsu, and has advanced training in Kali and Jeet Kun Do. […]«
Bei diesen höheren Auszeichnung in diversen Kampfsportarten schreibt man lieber eine gute Review. Der Rezensent kann nur (relativ) schnell schwimmen.

Abgesehen von Coversongs von Van Morrison ("Crazy Love"), The Rolling Stones ("Beast Of Burden"), Bob Dylan ("On A Night Like This"), Tom Waits ("In Between Love") entstand bei "Unchain My Heart" besondere Spannung. Bobby Sharp komponierte den Song und bereits Anfang der Sechzigerjahre war es Ray Charles, der das Lied aufnahm und veröffentlichte. Es folgten wohl unzählige Musiker, die diese Nummer coverten. Am meisten Erfolg dürfte Joe Cocker damit gehabt haben. Nicht Blues, nicht Rock, nicht Country … Jennifer Porters knapp vier Minuten gehen eher in Richtung Jazz, so ein Jazz, wie ihn Sade vertritt. Locker, sehr entspannt wird dieser Klassiker präsentiert. Jennifer Porter haucht die Worte förmlich ins Mikrofon. So kommt einem Sade in den Sinn. Bläser (mit Saxofon-Solo), eine fein-dezente Wah Wah-Gitarre, Dana Packards Congas und Tastenmann John Deley setzen hier Akzente. Eine Interpretation, die auch zeigt, wie toll Jennifer Porter singen kann.

So etwas wie "Unchain My Heart" kann die Amerikanerin auch komponieren. "Skin And Bone" wird wohl nie so ein riesen Hit werden, aber wie gut die Künstlerin komponieren kann, stellt sie nicht erst zum Ende der Scheibe klar. Die Nummer verfügt über mehr Drive, kann abermals mit einem klasse Saxofonisten Andy Schnitzer sowie John  Deley – jetzt auf der Hammond B-3 unterwegs – Punkte sammeln. Begibt sich Jennifer Porter in die tiefere Tonlage, bekommt man eine Gänsehaut. Toller Lounge-Jazz!

Da wird man neugierig, ob sie die anderen Fremdkompositionen auch so individuell anpackt. Immerhin machen die fünfzig Prozent oder die Hälfte der Tracklist aus.
Aus Tom Waits' Gitarren-Ballade macht Jennifer Porter eine Piano-Liebeserklärung. Wie schön verteilte Wassertropfen spielt die akustische Gitarre mit. So zart, so liebevoll, so einfühlsam … einfach hinreißend, diese Interpretation.
Wenn C.J. Chenier auf seinem Akkordeon mitwirkt, dann darf man davon ausgehen, dass Zydeco-Zeit auf der CD angebrochen ist. Okay, der Gast lässt mit seinem Instrument den Schwung des Stils in die Nummer einfließen, aber man hört über die Spielzeit hinweg doch mehr die bluesige Note.
Hey, lass uns schwofen, denn mit einem schon fast frech zu nennenden Charme macht Jennifer Porter das Rolling Stones-Stück "Beast Of Burden" zu einem sich im mäßigen Wind und seichten Wellen wiegenden Reggae als Symbol der Leichtigkeit.
Van Morrisons "Crazy Love" steht ganz am Anfang der Platte. Jetzt geht es in die andere Richtung. Die Version der Protagonistin saugt sozusagen noch mehr Liebe in die Noten, kommt flotter daher und lässt den Soul – verstärkt durch herrliche Backing Vocals – fließen.

Die filigrane Ballade "Road To Redemption" kann man sich auch noch in zehn (oder so) Jahren anhören und genießen. Jennifer Porter scheint sich bei ihren Eigenkompositionen wohl für Balladen entschieden zu haben, denn "These Years" ist ein weiteres Beispiel dafür, wie die Sängerin einen ganz geschickt um den Finger wickeln kann. Kaum merklich ist man schon in ihrem Bannkreis. Diese Scheibe ist definitiv – ohne jemandem zu nahe treten zu wollen – nichts für die Pommesgabel-Fraktion.
Ira Coleman zupft den Kontrabass, Charlie McCoy tupft auf die Vibrafon-Plättchen, spielt später die Harp und Tom Mason streicht mit den Jazzbesen über die Felle. Genau dieses Genre bedient man mit "My Secret Desire".

Wenn es am Ende dann R&B-mäßig "For You" heißt, dann könnte der Songtitel, anders als im Text gemeint, dazu hergenommen werden, um zu verdeutlichen, dass diese Scheibe empfohlen werden kann und durchaus neugierig auf andere Jennifer Porter-Veröffentlichungen macht.


Line-up Jennifer Porter:

Jennifer Porter (vocals, piano – #5, backing vocals – #8)
John Deley (piano, Hammond B-3, Fender Rhodes)
Ira Coleman (basses)
Adam Levy (guitars)
Sharon Collins (backing vocals – #1-3,9)
Dennis Collins (backing vocals – #1-3,9)
Sherrod Barnes (guitar – #3,8,9)
Andy Snitzer (saxophone – #4,8,10)
Dana Packard (congas – #8)
Johnny Montagnese (shaker – #3)

Special Guests:
C.J. Chenier (accordion – #5)
Charlie McCoy (harmonica – #1,7, vibes – #7)

Tracklist "These Days":

  1. Crazy Love
  2. Road To Redemption
  3. Beast Of Burden
  4. These Days
  5. On A Night Like This
  6. In Between Love
  7. My Secret Desire
  8. Unchain My Heart
  9. Skin And Bone
  10. For You

Gesamtspielzeit: 40:48, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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