Bei der Go Music im März 2019 war der Gitarrist Jens Mayer zum ersten Mal Teil der monatlich stattfindenden Konzertreise von Martin Engelien.
Jens Mayer war 2000 Mitglied von Pierre Moerlen’s Gong.
Beeindruckt von seiner Live-Performance und seiner hochklassigen Gitarren-Fantasien ist es nachvollziehbar, sich mit Jens Mayers Album "Steppin' Up" zu beschäftigen und unter die Lupe zu nehmen.
Auf der vorliegenden Platte wird Jens Mayer begleitet vom Bassisten Pilou Wurtz sowie Didier Hoffmann am Schlagzeug.
Der Protagonist konnte allerdings auch einige namhafte Gäste für die Aufnahmen der insgesamt neun Songs gewinnen. So mischen unter anderem Gitarrist Jamie Glaser (Ex-Jean Luc Ponty, Chick Corea), Saxofonist Franck Wolf (auch Birelli Lagrenes Band) oder Gregory Ott (Keyboards) mit.
Fünf Titel komponierte Jens Mayer. Zwei stammen aus der Feder von Bassmann Pilou Wurtz.
Apropos Bass … "Tutu" schrieb Marcus Miller und "Tom’s Dinner" geht zurück auf Suzanne Vega.
Der fast sechsminütige Titelsong "Steppin' Up" von Jens Mayer eröffnet die abwechslungsreiche Fahrt durch das Album.
Schon zu Beginn zeigen die Musiker, was adrenalinhaltige Fusion ausmacht. Knackige Gitarren-Läufe werden von einer temporeichen Rhythmus-Fraktion begleitet. Da kommt Stimmung auf. Die erfährt eine weitere Steigerung, wenn Ausnahme-Saxofonist Franck Wolf ins Geschehen eingreift. Dafür modifiziert man die Atmosphäre zweimal hin zur Entspannung. Einfach herrlich, wie das Saxofon in zwei Alleingängen hier einen anderen Blick eröffnet. Dazwischen und danach ist wieder rockender Jazz angesagt. "Steppin' Up" ist eine schweißtreibende Album-Einleitung. Super!
Das Pilou Wurtz-Stück "Un Jour Ailleurs" setzt die Hörfreude vor den Lautsprechern fort.
Wie der Songtitel es bereits vermuten lässt, führt der Trip in dieser Nummer anfangs in geografische Gefilde, die – besonders durch Franck Wolfs Saxofon-Bereicherungen – irgendwo im fernen Osten liegen. Außerdem verfügt das Lied über ein phasenweise schwebend-groovendes Ambiente, über dem Jens Mayer bewegenden, grandios fließend gespielten Genuss serviert. Highlight!
Bei "Bleu" handelt es sich um ein weiteres Pilou Wurtz-Lied. Nach einem funkigen Intro bestimmt für eine Art Blitzlicht Franck Wolfs Holzblasinstrument die Szenerie. In diesem Track gerät die Dynamik-Kurve ganz schön ins Schwanken, denn zwischendrin gleitet man auf geschickte Weise in relaxtes Terrain. Dann steht Gregory Ott mit seinem vom Jazz umgarnten Solo prominent im Spotlight. Franck Wolfs Imporvisation lässt da nicht lange auf sich warten. Jens Mayers Flinkefinger-Alleingang fasziniert durch eine bestechende Fretboard-Fahrt. Überhaupt kann diese Nummer durch eine akzentuiert-eingängige Melodie punkten. Highlight!
Wow! "Streamline" ist Fusion im fast orchestralen Großformat. Beeindruckend in welchem Einklang sich die Musiker hier befinden. Dabei schält sich dann der Bandleader aus der infizierenden Song-Schale heraus und trifft mit seinem beseelten Solo mitten ins Rock-Herz.
Verschärfte Rhythmik erwarten uns bei "Dino In The Jungle", denn neben Schlagzeuger Olivier Gangloff ist Percussion-Mann Stan Milloch mit von der Partie. Diverse Klangkörper sorgen für ein wenig Latin-Stimmung und abermals ist es Franck Wolf, der in dem swingenden Track soliert. Toll! Drums und Percussion treiben das Jens Mayer-Stück auch groovende nach vorne und das "Yellow Shirt", in dem bereits erwähnter Jamie Glaser das erste Solo spielt, ist so etwas wie die Fusion-Ballade der Scheibe. Luftig-lässig kommt die Komposition in entspannter Stimmung auf den Hörer zu und wieder öffnet Jens Mayer ein Fass der Gitarren-Fantasien. Außerdem setzt Dan Brettinger in seinem Basssolo ein dickes Ausrufezeichen.
"Funkadelic" ist quasi selbsterklärend. Heftig wird hier auf die Funk-Pauke gehauen. Allerdings nicht ohne einen wunderschönen sphärischen Part, begleitet von zündendem Latin-Flair, einzuflechten. Am Schluss sorgen Jens Mayer sowie Christian Rönspies' geslappter Tieftöner für Heavyness. Klasse!
Wie Wunderkerzen versprüht Suzanne Vegas "Tom’s Dinner" funkelnde Sternchen-Gitarren-Glanzlichter und "Tutu" mit seinen etwas über acht Minuten Spielzeit ist der ausgezeichnete Schlusspunkt. Diese gigantisch gute Interpretation lässt den Musikern Freiräume zum Improvisieren und bei der Komposition eines Bassisten steht Pilou Wurtz mit seinem extrem kreativen Solo ganz besonders im Vordergrund.
Jens Mayers "Steppin' Up" repräsentiert einen voll geöffneten Fusion-Fächer. Es gibt hier keinen Füllstoff. Alle Songs reflektieren Fantasie, Ideen und Poesie. Diese Scheibe ist verführerisch und der Zeigfinger wird zu einem Dauergast auf der Repeattaste.
Line-up Jens Christian Mayer:
Jens Mayer (all guitars, guitar synthesizer)
Pilou Wurtz (bass)
Didier Hoffmann (drums)
Guests:
Jamie Glaser (first guitar solo – #4)
Franck Wolf (saxophone)
Olivier Gangloff (drums)
Dan Brettinger (bass)
Gregory Ott (keyboards)
Stan Milloch (percussion)
Christian Rönspies (bass)
Matthias Klaus (keyboards)
Tracklist "Steppin' Up":
- Steppin' Up (5:50)
- Un Jour Ailleurs (3:43)
- Streamline (3:43)
- Yellow Shirt (5:26)
- Dino In The Jungle (4:30)
- Tom’s Diner (4:14)
- Funkadelic (4:16)
- Bleu (5:52)
- Tutu (8:08)
Gesamtspielzeit: 45:46, Erscheinungsjahr: 2008
Neueste Kommentare