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Jess And The Ancient Ones / Vertigo – CD-Review

Jess And The Ancient Ones / Vertigo – CD-Review

Nach ihrem Soloausflug 2019, "Jess By The Lake", trommelte Jasmin Saarela aka Jess 2021 ihre Männer (The Ancient Ones) wieder zusammen und schrieb und komponierte diese Songs, wie so viele andere Bands, im Sog der Pandemie …

Daraus entstand das Album "Vertigo", auf dem sie sich auf ihre Tugenden besannen, diese ausbauten und in erfrischendem Gewand präsentieren. Von dem düsteren Cover mit dem wütenden Tornado sollte man sich aber nicht abschrecken lassen, die Musik anzuhören.

Ich kenne diese Band seit ihrer ersten Scheibe, auf der sie noch sehr im Heavy Metal-Gewand unterwegs waren, dieses aber mit einer psychedelischen Aura verzierten. So war etwa Astral Sabbath der okkulte Höhepunk 2013.
Aber mit der Zeit wurden sie immer experimentierfreudiger und gaben andere Genres stets eine Chance und somit formte sich die Band und fand ihren Stil.

Schon der Opener ist Programm.  In "Burning of the Velvet Fires" brennt die Band um Thomas Corpes ein Rockfeuerwerk ab. Mit knackigen Riffs und Hammondsound; immer mittig die kraftvolle Stimme von der immerzu fegenden Jess. Da weiß man was man hat!
Man merkt, dass der Stil stets sehr Anfang des 70er Rocks getränkt und mit leichten Doom-Anteilen aus ihren Anfangstagen gespickt ist. Die positive Frische und Spielfreude geht direkt ins Ohr.

Als ich die Band damals zum ersten Mal hörte, sagte ich, so würden die Holländer Shocking Blue heute klingen. Wenn ihr das nicht glaubt, hört "Talking Board" an!
Nach einem kleinen Plausch zwischen Mum und Tochter, erklingen süßliche Orgelklänge sowie  eine Stimme, die das Thema vorgibt. Dazu etwas Handclapping und ein fordernder, kraftvoller Refrain. Das hat Hit-Potenzial, nur das überraschende Ende mit dem hallenden Gelächter einer Hexenschar passt hier gar nicht rein, obwohl es musikalisch sehr zart verpackt ist.

"Love Zombie" versprüht ein 60er-Feeling, weil die Finnen einen Sinn für eingängige Melodien haben, sie aber nicht 'leicht' verpacken, sondern um diese herum einen Rocksong formen, der aufregt, aufwühlt und zum Entdecken einlädt. Oder auch einfach nur zum Mitrocken animiert. Dieser gewisse Funke springt des Öfteren über, so auch bei ihrer ersten Singleauskopplung  "Summer Tripping Man" oder auch bei "What’s On Your Mind".

"Born To Kill" zielt in die Vergangenheit der Truppe, die ja eigentlich aus dem Doom Metal-Bereich kommt und so erklingen hier düstere Riffs. Der stampfende Rhythmus lässt am Hawkwind denken. Der Elfminüter "Strang Earth Illusion" ist das Highlight des Albums und baut sich erhebend aus dem Nichts auf – wie dieser Tornado auf dem Cover. Auch der hat seinen Anfang, baut Kraft auf, bis alles aufsaugt wird, was in die Quere kommt.
Hier findet sich die Band zu sich selbst und ihrem inneren Segen, indem sie die Spannung aufrecht hält, damit die Magie im Hier und Jetzt nicht verloren geht. Das erinnert teilweise an die erfolgreiche deutsche Band Frumpy mit ihrem Kravetz Hammond-Sound und der Röhre Inga Rumpf.

Dieser Tornado fegt jetzt durch die Lande, bis er sich wieder beruhigt und bevor er seine ganze Kraft aufgebraucht hat, weht er noch etwas dahin und verstreut sanfte Töne.
Ein toller Song zum Schluss dieses vierten Albums der Finnen, die sich sichtlich wohl fühlen mit diesem Werk. Das Songwriting, die Melodien, der Vibe …
Keine Frage, die 60er und 70er werden hier heraufgeschworen, auch Jefferson Airplane oder Stone The Crow schmeiß ich noch in die Runde. Alles Klassiker mit einer tollen starken Frau im Vordergrund. Aber angestaubt klingt das alles nicht. Eher zeitlos schön.
Und wen die Stimme von Jess nicht stört, hat eine schöne Zeit mit dieser Band.


Line-up Jess And The Ancient Ones:

Jess (Gesang)
Thomas Corpse (Gitarren)
Fast Jake (Bass)
Yussuf (Schlagzeug und Perkussion)
Abraham (Keyboards, Orgel und Synthesizer)

Tracklist "Vertigo":

  1. Burning Of The Velvet Fires (4:40)
  2. World Paranormal (3:31)
  3. Talking Board (5:02)
  4. Love Zombi (4:40)
  5. Summer Tripping Man'(2:57)
  6. Born To Kill (4:08)
  7. What’s On Your Mind (3:55)
  8. Strange Earth Illusion (11:35)

Gesamtspielzeit: 37:08, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Achim Mayinger

Genres: Beat, Classic Rock, Hard'n'Heavy, Progressive Rock

1 Kommentar

  1. Kieran White

    Die große Schwäche der Scheibe ist die Stimme der Sängerin, die sich eher hysterisch durch die Stücke schreit anstatt für eine passende sangliche Leistung zu sorgen.

    Diese Stimme fällt grade beim Longtrack doch sehr unangenehm auf.

    Insgesamt finde ich die Scheibe nett an den großen 70gern orientiert, ich werde sie aber bereits morgen vergessen haben.
    Der Rock der 20ger Jahre dieses Jahrhunderts bringts einfach nicht so. Leider.

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